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071 - Die weisse Wölfin

071 - Die weisse Wölfin

Titel: 071 - Die weisse Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Wood.
     

     

Coco Zamis legte den Hörer auf. Ihr schönes Gesicht war eine unbewegte Maske.
    Der O.I. saß neben ihr.
    „Was hat Hunter von Ihnen gewollt, Miß Zamis?“ fragte er.
    Coco hob die Schultern.
    „Keine Ahnung“, sagte sie abweisend. „Er sagte nur, daß er an dem Mord und am Tode meiner Familie unschuldig sei. Und dann sagte er noch, daß die Königin im Sterben läge und er Sehnsucht nach mir hätte. Das ergibt keinen Sinn.“
    Der O.I. blickte Coco mißtrauisch an. „Für mich ergibt es jedenfalls keinen Sinn“, sagte er langsam. „aber vielleicht für Sie?“
    Coco schüttelte den Kopf. „Es wird wohl stimmen, was Sie mir erzählten. Dorian ist wahnsinnig geworden.“
    „Wir konnten nicht feststellen, woher der Anruf gekommen ist“, sagte Cohen.
    „Sicherlich wird sich Hunter später nochmals melden“, sagte der O.I.
    Coco wußte natürlich genau, was Dorians Anruf zu bedeuten hatte. Er erwartete sie nach Mitternacht in Queen’s Wood. Doch sie war nicht sicher, ob sie hingehen sollte. Der O.I. war vor wenigen Minuten zusammen mit Cohen und Powell in der Jugendstilvilla in der Baring Road aufgekreuzt und hatte ihr von Hunters angeblicher Greueltat und seiner Flucht berichtet.
    „Verheimlichen Sie mir vielleicht etwas, Miß Zamis?“ fragte der O.I.
    „Nein“, sagte das Mädchen.
    Sie war ziemlich groß für eine Frau. Ihr Haar war pechschwarz und fiel in weichen Wellen über ihre Schultern. Ihr Gesicht war ungewöhnlich anziehend: Die Backenknochen traten stark hervor, und die Augen schimmerten wie dunkelgrüne Bergseen. Sie trug einen dünnen schwarzen Pulli, unter dem sich ihre großen Brüste deutlich abzeichneten. Die langen Beine steckten in enganliegenden, schwarzen Hosen. Sie bewegte sich wie eine große Raubkatze: anmutig und geschmeidig. Ihr Gesicht war bleich, und sie versuchte möglichst gleichgültig auszusehen, was ihr aber nicht ganz gelang. Sie konnte ihre innere Unruhe nur schlecht verbergen.
    „Ich glaube“, sagte der O.I. hart. „daß Sie mich belügen.“
    Coco schüttelte entschieden den Kopf.
    „Es hat keinen Sinn, daß Sie mir etwas verheimlichen wollen, Miß Zamis“, meinte der O.I., beugte sich vor und blickte Coco eindringlich an. „Ich vermute, daß die wenigen Sätze, die Hunter zu Ihnen sagte, eine besondere Bedeutung haben – ein Code sind, den nur Sie und er verstehen.“
    „Da täuschen Sie sich. Ich habe keine Ahnung, was Dorian mir sagen wollte. Es stimmt, daß wir für Notfälle einen Code ausgemacht haben - aber dieses Gerede ergibt keinen Sinn für mich.“
    Der O.I. blickte das Mädchen einige Zeit schweigend an.
    „Sie glauben nicht, daß Hunter schuldig ist?“ fragte er, als das Schweigen fast unerträglich geworden war.
    „Ich weiß es nicht“, sagte Coco leise.
    Sie griff nach den Zigaretten und steckte sich eine an. Ihre Finger waren ruhig. Sie inhalierte den Rauch tief.
    „Und Sie glauben auch nicht, daß Hunter etwas mit dem Tod Ihrer Familie in Wien zu tun hat?“
    „Sie stellen mir Fragen, auf die ich keine Antwort geben kann“, sagte Coco. „Dazu müßte ich mit Dorian sprechen. Ich bin nur auf Ihren Bericht angewiesen, und von den Vorfällen in Wien weiß ich fast gar nichts.“
    „Sie lieben Dorian noch immer“, stellte der O.I. sachlich fest. „Und Sie würden ihm helfen, falls Sie es könnten. Stimmt das?“
    Coco hob hilflos die Schultern.
    „Fragen Sie mich nicht“, sagte sie. „Es kommt alles so plötzlich. Ich kann einfach keine Stellung beziehen. Können Sie das nicht verstehen?“
    Der O.I. nickte langsam. „Ich kann mir vorstellen, was jetzt in Ihnen vorgeht. Aber es gibt kaum einen Zweifel. Hunter hat Lester Brent ermordet. Und Sie können sich doch nicht auf die Seite eines Mörders stellen.“
    Coco drückte die Zigarette aus und stand langsam auf.
    „Ich gehe jetzt auf mein Zimmer“, sagte sie. „Ich muß nachdenken.“
    Der O.I. stand ebenfalls auf.
    „Verlassen Sie das Haus nicht! Ich bin sicher, daß Hunter nochmals Kontakt mit Ihnen aufnehmen wird. Und vielleicht erwischen wir ihn das nächste mal. Ich kann doch auf Ihre Unterstützung rechnen?“
    „Ja“, sagte Coco schwach.
    Sie ging auf ihr Zimmer.
    „Was halten Sie von Hunters Anruf, Cohen?“ fragte der O.I.
    Er rieb sich den Nacken, der noch immer schmerzte. Hunter hatte recht fest zugeschlagen.
    „Sie lügt“, sagte Cohen. „Ich wette, daß sie das Haus verlassen wird.“
    „Das glaube ich auch“, sagte der O.I. „Und wir

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