071 - Die weisse Wölfin
standen. Das schwarze Wasser des Teichs schimmerte unergründlich im fahlen Schein des Mondes.
Coco blieb unter einer Buche stehen. Von Dorian Hunter war nichts zu sehen. Zögernd betrat sie den Weg und wandte sich nach rechts. Nach zwei Schritten blieb sie entsetzt stehen, preßte beide Hände gegen die Brust, und ihre Augen weiteten sich.
Jemand hatte abgestorbene Äste und Reisig auf einen Haufen gelegt, daneben stand eine Fünfliterkanne.
Panische Angst überfiel sie.
Schon einmal hatte sie so einen Scheiterhaufen gesehen. Das war damals in Wien gewesen, als Dorian geglaubt hatte, daß sie noch eine Hexe wäre, und sie verbrennen wollte. Und jetzt hatte er sie zu ihrem geheimnisvollen Treffpunkt bestellt. Und der Scheiterhaufen – da gab es für sie keinen Zweifel – war wieder für sie bestimmt.
Hinter sich hörte sie Schritte. Entsetzt drehte sie sich um. Und dann lief sie los, als wären sämtliche Dämonen der Welt hinter ihr her. Sie rannte, bis sie den Ausgang erreicht hatte. Keuchend bog sie in die Gardens Road ein.
Aus einem Gebüsch griffen zwei Hände nach ihr. Eine verkrallte sich in ihrer Schulter, die andere preßte sich auf ihren Mund. Verzweifelt wehrte sie sich.
„Halten Sie ruhig, Coco!“ vernahm sie Cohens Stimme.
Sie entspannte sich.
„Kommen Sie ins Gebüsch!“ befahl Cohen, und sie folgte.
„Wie haben Sie mich gefunden?“ fragte sie schwer atmend.
Cohen grinste.
„Das war recht einfach“, sagte er. „Wir plazierten in Ihrer Handtasche einen Sender. Weshalb sind Sie wie eine Verrückte aus dem Park gerannt?“
„Neben dem Teich ist ein Scheiterhaufen errichtet“, keuchte Coco.
Cohen kniff die Augen zusammen.
„Ich verstehe“, sagte er langsam.
Er wußte von Hunter, wie dieser Coco kennengelernt hatte. Sie hatten noch oft darüber gelacht, daß Hunter Coco damals in Wien verbrennen wollte.
„Wo ist der O.I.?“ fragte Coco.
„Er wartet in seinem Wagen“, sagte Cohen. „Wir haben fast zwanzig Leute im Einsatz. Der Park ist umstellt. Wir wissen nur nicht, ob Hunter schon da ist oder ob er erst kommen wird. Aber wir werden ihn erwischen. Sie müssen bei mir bleiben, sonst gefährden Sie unseren ganzen Plan.“
Coco schloß die Augen. Hunter mußte tatsächlich übergeschnappt sein, dachte sie, sonst hätte er sie nicht verbrennen wollen.
Ich erreichte den Park kurz nach Mitternacht. Er war völlig menschenleer. Ich schlenderte langsam zum Teich, setzte mich auf eine Bank, rauchte eine Zigarette und wartete zwanzig Minuten, dann stand ich auf und verließ Queen’s Wood wieder.
Es war mir nicht ganz klar, ob ich kurz nach Mitternacht zu dem vereinbarten Treffpunkt kommen sollte oder erst später.
Ich biß auf die Unterlippe und blieb überlegend stehen. Meine Gedanken gingen im Kreis.
Es war natürlich denkbar, daß Coco nicht kam. Außerdem war es auch möglich, daß sie unseren Treffpunkt dem O.I. verraten hatte.
Ich rannte fast aus dem Park in Richtung Queen’s Wood Road. Um diese Zeit war in dieser Gegend kein Lokal mehr geöffnet. Ich drückte mich in den Schatten eines Haustors und wartete.
Immer mehr Möglichkeiten fielen mir ein. Vielleicht wollte mich Coco wirklich treffen, aber sie konnte das Haus nicht verlassen. Oder sie wurde verfolgt.
Ich rauchte hastig eine weitere Zigarette. Es war nun halb eins geworden. Wenige Autos kamen an mir vorbei und kaum Fußgänger.
Ich beschloß, den Park zu betreten und mich in einem Baum zu verstecken. Nochmals sah ich mich um, doch es war nichts Verdächtiges zu bemerken.
Ich erreichte nach wenigen Schritten eine Baumgruppe. Es bereitete mir keine sonderlichen Schwierigkeiten, einen der Bäume zu besteigen. Ich kroch immer höher und lehnte mich dann gegen den dicken Stamm.
Von meinem Platz aus konnte ich einen Teil des Teichs sehen. Ich entspannte mich und ließ den Teich nicht aus den Augen. Sollte Coco tatsächlich kommen, dann würde ich einige Zeit warten, bis ich mich mit ihr in Verbindung setzte. Ich wollte kein Risiko eingehen.
Immer wieder blickte ich auf die Uhr. Es war zehn Minuten vor eins. Da hörte ich Schritte. Ich preßte mich enger gegen den Stamm.
Und dann sah ich Coco. Sie kam eben den Weg entlang, der rund um den Teich führte. Nach zwei Schritten blieb sie stehen, und ich sah, wie sie beide Hände gegen die Brust drückte und dann wie eine Verrückte davonlief.
Ich runzelte die Stirn. Sie war gekommen, doch irgend etwas hatte sie in panische Angst versetzt.
An
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