071 - Die weisse Wölfin
die bis zur Decke reichten, lagen Hunderte von Flaschen.
Ich erreichte die gegenüberliegende Tür. Ein intensiver Geruch hing in der Luft. Ich hörte die Wölfe knurren. Die Tür war aus Holz und hatte ein Oberlicht, das halb offenstand. Ich zögerte, sie zu öffnen, und leuchtete mit der Lampe den Keller ab. Unweit der Tür standen Kisten. Ich packte eine, stellte sie neben die Tür, stieg hinauf und konnte nun durch das Oberlicht in den dahinter liegenden Raum sehen.
Der Raum war in mattes Licht getaucht. Gegenüber von der Tür führten Stufen nach oben. Ich wandte den Kopf nach links. Eine hohe Gitterwand teilte den Raum in zwei Hälften. Hinter dem Gitter erblickte ich mindestens zwanzig Wölfe. Die Tiere waren unruhig. Das Fell gesträubt, knurrten sie sich an. Sie drängten sich dicht an das Gitter, und plötzlich wurden die Tiere still. Sie setzten sich nieder und starrten hechelnd die Stiegen hinauf.
Ich hörte das Tapsen von Pfoten und zog mich etwas zurück. Gebannt starrte ich auf die Steinstufen. Ein sanftes Grollen war zu hören, das langsam immer durchdringender wurde.
Mit einem gewaltigen Sprung landete die weiße Wölfin in der Mitte des Raumes. Sie strich langsam am Gitter entlang, und die Blicke der gefangenen Wölfe folgten ihr.
Die weiße Wölfin war ein ungewöhnlich großes Tier.
Sie schlich einige Male am Gitter entlang und stieß seltsame Laute aus. Dann legte sie sich nieder, und die anderen Wölfe folgten ihrem Beispiel. Das Grollen wurde immer sanfter, immer einschmeichelnder. Aber plötzlich sprang die weiße Wölfin wieder hoch. Ihr Nackenfell sträubte sich. Sie öffnete das Maul und entblößte spitze Zähne.
Die Stufen rannte ein rotbrauner Wolf herunter. Er duckte sich und schlich auf die weiße Wölfin zu. Die beiden knurrten sich wütend an, und heisere Laute kamen aus ihren Mäulern. Der rotbraune Wolf schnappte nach der Wölfin, die auswich und stärker zu knurren begann.
Die gefangen gehaltenen Wölfe sprangen auch wieder auf und drängten sich eng an das Gitter. Der Raum war vom wütenden Geheul der Tiere erfüllt.
Ich ließ den großen rotbraunen Wolf und die Wölfin nicht aus den Augen. Sie knurrten sich noch immer an. Die weiße Wölfin wich zurück, und der rotbraune Wolf folgte ihr.
Dann flimmerte die Luft. Die weiße Wölfin erstarrte, und gleich darauf der rotbraune Wolf ebenfalls.
Beide verwandelten sich in Menschen.
Der Mann, der vor wenigen Augenblicken noch der rotbraune Wolf gewesen war, wandte mir das Gesicht zu, das ich nur zu gut kannte. Es war Jörg Eklund. Er war nackt, und das rote Haar floß über seine breiten Schultern.
Die weiße Wölfin hatte ebenfalls ihre Verwandlung abgeschlossen. Sie wandte mir den Rücken zu. Die Frau war fast so groß wie Eklund. Ihr dichtes, weißblondes Haar fiel bis zu den Hüften herab. Eklund griff nach ihr und zog sie an sich.
„Du gibst dich zu viel mit deinen Wölfen ab, Jennifer“, sagte er wütend, und sein Gesicht verzerrte sich. „Zu viel für meinen Geschmack.“
Das Mädchen versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, was ihr aber nicht gelang.
„Laß mich los, Jörg!“ keuchte sie.
Nun hatte ich Gelegenheit, sie auch von vorn zu betrachten. Sie war einen der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte. Ihr nackter Körper war perfekt geformt: die Beine lang, die Hüften rund, der Busen hoch angesetzt, groß und straff. Die bernsteinfarbenen Augen standen leicht schräg, die Nase war klein, die Lippen voll und aufgeworfen. Sie strahlte eine umwerfende Sinnlichkeit aus.
„Du gehörst mir“, keuchte Eklund und preßte sie enger an sich. „Nur mir. Nach der Bluthochzeit wird sich das alles ändern.“
Die Wölfe in den Käfigen führten sich wie verrückt auf. Immer wieder sprangen sie am Gitter hoch. Einer von ihnen gebärdete sich besonders wild. Es war ein großer, grauhaariger Wolf.
Eklund drückte seine Lippen auf Jennifers Schultern, und sie verkrallte ihre spitzen Fingernägel in seinem Rücken. Seine Lippen wanderten über ihren Hals und preßten sich verlangend auf ihren Mund. Sie erwiderte seinen heftigen Kuß.
Ich ließ den grauen Wolf nicht aus den Augen. Die Lefzen hatte er zurückgezogen, und er heulte wütend.
„Laß mich los!“ sagte Jennifer plötzlich und wandte den Kopf ab.
Eklund legte seine Hände auf ihre Hüften.
„Wir müssen hinaufgehen“, sagte Jennifer. „Unsere Gäste erwarten uns.“ Ein böses Lächeln lag um ihre Lippen. „Und wir werden Hochzeit
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