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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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mehr an Selva!"
    Er hatte leicht reden. Ich konnte Selva nicht vergessen. Vielleicht hatte mein Bruder recht, und sie hatte mich tatsächlich verzaubert.

    Am nächsten Tag fühlte ich mich wesentlich besser. Ich stand auf und ging im Garten spazieren. Angela begleitete mich. Meinen Bruder sah ich nur wenige Minuten. Er hatte einiges zu erledigen. In einem alten Stall waren die fünfzig Negersklaven untergebracht. Einige starrten mich durch die vergitterten Fenster haßerfüllt an. Der Spaziergang machte mir keine Freude mehr. Ich ging ins Haus zurück. Doch auch dort fühlte ich mich alles andere als wohl. Die Räume waren klein und düster.
    Der Gedanke an Selva ließ mich nicht los. Ich vermißte sie,' denn ich hatte nun keinen Gesprächspartner mehr.
    Gegen Abend kehrte mein Bruder zurück. Ich fragte ihn nach Selva, doch er gab mir nur ausweichende Antworten. Er versuchte mich abzulenken, doch es gelang ihm nur teilweise.
    Mißmutig ging ich schlafen. Im Zimmer war es stickig. Ich stand auf, öffnete das Fenster und blickte hinaus. Die Negersklaven sangen leise. Es war ein unheimlich klingender Gesang, der mir Schauer den Rücken hinunterjagte.
    Es war eine schwüle Nacht. Der Vollmond stand hoch am Himmel. Ich blieb mehr als eine halbe Stunde am Fenster stehen. Der Gesang der Sklaven wurde leiser.
    Ich konnte nicht einschlafen. Immer wieder schreckte ich hoch. Ich glaubte, seltsame Geräusche zu hören: Schlurfende Schritte vor meiner Tür, ein leichtes Schaben. Die Bodenbretter knarrten. Ein Wind war aufgekommen, der die schweren Vorhänge bewegte. Irgendwo schrie eine Katze.
    Ich drehte den Kopf nach rechts und starrte das Fenster an, da ich glaubte, eine Bewegung gesehen zu haben. Irgend jemand stand vor dem Fenster.
    Dann sah ich den Schatten. Er sprang aufs Fensterbrett und richtete sich etwas auf.
    Mir brach der Schweiß aus, und mein Herz schlug wie verrückt. Ich wagte kaum zu atmen. Die Gestalt sprang ins Zimmer. Ich hörte ein tief aus der Kehle kommendes Knurren.
    Eine zottige Gestalt schlich auf mich zu. An der Bettdecke wurde gezerrt. Irgend etwas Kühles berührte meine Schenkel.
    „Bald ist es soweit", hörte ich eine fast unverständliche Stimme. „Bald erfüllt sich Mephistos Rache. "
    Das Kalte zog sich zurück. Die Gestalt schlich wieder zum Fenster. Mit einem gewaltigen Sprung war sie im Freien. Ich glaubte nicht, daß ich mich getäuscht hatte. Es war ein riesiger Wolf gewesen. Ich blieb einige Minuten verkrampft liegen, dann stand ich rasch auf, lief zum Fenster und blickte hinaus.
    In diesem Augenblick war wütendes Kläffen zu höre, dann folgten ein lauter Schrei und Hilferufe. Verängstigt schloß ich das Fenster und zog die Vorhänge zu. Ich hatte entsetzliche Angst, zündete eine Kerze an und verließ mein Zimmer. Ich wollte zu meinem Bruder gehen. Vor seinem Zimmer blieb ich stehen und klopfte an die Tür. Als er sich nicht meldete, drückte ich die Klinke nieder, doch die Tür war versperrt. Ich bückte mich und sah durchs Schlüsselloch. In Jacopos Zimmer war es dunkel. Ich klopfte stärker an die Tür.
    „Jacopo", sagte ich, „öffne! Bitte, öffne!"
    Er hörte mich nicht. Ich trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tür. Er mußte mich doch hören! Immer wieder klopfte und rief ich.
    Endlich, ich hatte schon fast jede Hoffnung aufgegeben, hörte ich Jacopos verschlafene Stimme. „Was ist los?" brummte er gereizt.
    Ich hörte seine schweren Schritte, dann wurde die Tür aufgesperrt, und er stand vor mir.
    „Ich habe Angst", sagte ich.
    „Wovor hast du Angst?" fragte er unwillig.
    „In meinem Zimmer war ein Wolf1', flüsterte ich.
    Er sah mich verwundert an. „Auf der Insel gab es nie Wölfe. Du hast schlecht geträumt."
    „Nein", sagte ich stur. „Ich habe nicht geträumt. Ein wolfsähnliches Biest war bei mir im Zimmer.
    Es stieß mich mit der Schnauze an und sagte etwas."
    „Ein Wolf, der spricht", sagte mein Bruder verächtlich.
    „Es ist so, wie ich es sage."
    „Michele, ich bin geduldig. Ich weiß, du bist krank. Aber du bist doch nicht verrückt. Es muß dir doch selbst bewußt sein, wie dumm sich deine Erzählung anhört. Ein Wolf, der spricht."
    „Vielleicht war es ein Werwolf?"
    Ich hatte vor einiger Zeit ein Buch über die Antike gelesen, und darin hatte gestanden, daß die Griechen daran geglaubt hatten, daß sich in Vollmondnächten Menschen in Wölfe verwandeln können. „Es gibt keine Werwölfe", meinte Jacopo. „Das sind dumme Schauermärchen. Geh

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