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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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führte. Es war dunkel. Nur wenig schlecht brennende Fackeln wiesen uns den Weg. Die Stufen und die Wände waren feucht.
    Vor einer schweren Eisentür mußten wir stehenbleiben. Der Wärter sperrte sie auf. Hinter uns verschloß er sie wieder. Ein breiter Gang lag vor uns. Links und rechts befanden sich schmale, mit Eisen beschlagene Türen. Die Luft wurde mit jedem Schritt stickiger. Unwillkürlich hielt ich mir die Nase zu.
    Immer wieder kamen uns andere Wärter entgegen. Hinter einigen Türen waren lautes Stöhnen und unmenschliche Schreie zu hören.
    Nach wenigen Schritten bogen wir nach rechts in einen schmalen Gang ein.
    „Warte hier!" sagte mein Vater.„ Ich spreche mit dem Untersuchungsrichter."
    Der Wärter führte meinen Vater weiter. Sie traten durch eine Tür, und ich wartete einige Sekunden. Dann ging ich zur nächsten Kerkertür und öffnete die Klappe. Fauliger Geruch schlug mir entgegen. Die Öffnung war nur winzig und mit daumendicken Eisenstäben gesichert. Ich konnte nichts erkennen. In der Zelle war es dunkel. Ich schloß die Klappe wieder.
    Bald darauf kam mein Vater zurück.
    „Du darfst Selva ein paar Minuten allein sprechen", sagte er.
    Der Wärter sperrte eine Tür auf, trat mit einer Fackel in die Zelle und kam nach wenigen Augenblicken zurück.
    Ich sah meinen Vater an. Sein Gesicht war ernst.
    Ich ging an ihm und dem Wärter vorbei und betrat die Zelle. Es stank unbeschreiblich. Hinter mir wurde die Tür zugeschlagen.
    Die Fackel brannte in einem Halter neben der Tür. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich an das flackernde unwirkliche Licht gewöhnt hatte. Die Zellenwände waren kahl und feucht, der Boden war mit nassem, faulendem Stroh bedeckt.
    „Michele!"
    Ich hob den Kopf. Selva saß vor mir. Ich wollte etwas sagen, doch kein Ton kam über meine Lippen.
    Sie war völlig nackt. Ihre Füße steckten in eisernen Spangen, die mit Ketten an den Wänden befestigt waren. Sie trug einen eisernen Halsring, von dem ein gewaltiges Kreuz hing, das zwischen ihren hohen Brüsten baumelte. Das Kreuz reichte bis zu ihren Schenkeln. Ihre Hände waren an das Kreuz gefesselt. Sie konnte sich kaum bewegen.
    Selva sah erschreckend aus. Ihre Wangen waren eingefallen, die Augen hatten allen Glanz verloren, das Haar war schmutzig und stumpf, ihre Haut wirkte grau.
    „Ich wußte, daß du kommen würdest", sagte sie. „Ich bin froh, daß du noch am Leben bist."
    Ich trat einen Schritt näher, dann kniete ich neben ihr nieder und schlang meine Arme um ihre Hüften.
    „Du kommst von mir nicht los", flüsterte sie. „Unsichtbare Bande verbinden uns."
    Ihre Worte machten mir Angst. Mir war kalt. Ich fröstelte.
    „Du mußt mir helfen, Michele", raunte sie mir zu. Sie beugte sich, so weit es ging, vor.
    „Wie soll ich dir helfen?" fragte ich mit bebender Stimme.
    „Ich werde es dir sagen", flüsterte sie. „Komm näher. Steh auf. Ich flüstere es dir ins Ohr. Ich fürchte, daß man uns belauscht."
    Ich gehorchte und preßte mein rechtes Ohr an ihren Mund. Sie küßte mich sanft, dann hauchte sie mir zu: „Geh zu Idanna Barsento. Er wohnt Campo Morosini 28 und ist ein Alchemist. Er hat ein Mittel für mich. Das brauche ich unbedingt, sonst muß ich sterben. Du mußt dieses Mittel für mich besorgen. Ich brauche es bald. Ich spüre, daß ich immer schwächer werde. Dann werden wir fliehen - du und ich."
    „Wie willst du..."
    „Still!" unterbrach sie mich. „Laß das nur meine Sorge sein."
    Meine Angst wurde größer. Ihre Worte bedeuteten nichts anderes, als daß sie tatsächlich eine Hexe war.
    Ich zog meinen Kopf zurück, und sie starrte mich an. Von ihren Augen schien ein unheimliches Leuchten auszugehen, das auf mich übersprang. Für einen Augenblick konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich spürte, wie meine Knie nachgaben, sackte zusammen und fiel gegen sie. Ihre Lippen berührten die meinen. Es war kein unschuldiger Kuß, es war mir, als wollte sie mich auffressen. Ihre Lippen versengten die meinen. Ich wurde immer schwächer.
    „Du mußt folgen", flüsterte sie. „Es ist für dich und mich die einzige Rettung. Erzähle mir, was geschehen ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben."
    Ich erzählte ihr alles. Sie hörte aufmerksam zu.
    „Hüte dich vor deinem Bruder", flüsterte sie. „Es droht dir Gefahr von ihm."
    Bevor ich noch etwas sagen konnte, wurde die Tür aufgerissen, und der Wärter trat in die Zelle. Er riß mich von Selva weg und stieß mich in den Gang.
    „Was hat

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