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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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getötet hatte.
    Endlich fand ich die Sprache wieder „Wie kamst du her?" fragte ich.
    „Es blieb mir keine andere Wahl", sagte Selva. „Ich mußte aus dem Gefängnis fliehen. Ich wußte, daß Jacopo sich heute in einen Werwolf verwandeln würde und mußte verhindern, daß er dich biß, denn sonst wärst du unweigerlich ebenfalls zu einem Werwolf geworden."
    „Du bist tatsächlich eine Hexe", flüsterte ich. „Wie konntest du das wissen? Und wie gelang dir die Flucht aus dem Gefängnis? Du mußt über unheimliche Fähigkeiten verfügen."
    „Hör mir zu", sagte Selva. Wieder krachte ein schwerer Körper gegen die Tür. „Ich muß dir vieles erzählen, dann wirst du alles verstehen." Sie griff nach mir, doch ich trat zurück und blickte sie entsetzt an. Ich hatte Angst vor ihr.
    „Faß mich nicht an!" sagte ich und zog mich weiter von ihr zurück.
    „Ich tat alles nur für dich, Michele", sagte sie. „Du mußt mir glauben und dich zu erinnern versuchen. Sagt dir der Name Georg Rudolf Speyer etwas?"
    „Nie gehört", sagte ich.
    Sie kam auf mich zu. Ich drückte mich in eine Ecke und kam mir wie eine Maus in der Falle vor. „Du wirst dich erinnern, Michele", sagte sie leise. „Du lebtest bereits dreimal. Als Baron Nicolas de Conde verschriebst du dich um den Preis der Unsterblichkeit dem Fürsten der Finsternis. Du wurdest getötet, und deine Seele wanderte weiter und schlüpfte in den Leib Juan Garcia de Taberas, der 1508 starb. Danach lebtest du als Georg Rudolf Speyer weiter. Du mußt dich erinnern."
    Meine Vermutung traf zu. Sie war völlig wahnsinnig.
    Selva streckte lächelnd ihre Arme nach mir aus. Ich duckte mich. Ihre Finger berührten mein Gesicht. Ich wollte ihre Hände abschütteln, da drückte sie sich an mich und klammerte sich fest. Ich wurde schwach. Etwas sprang von ihr auf mich über. Ihre Augen wurden groß, ihre Lippen waren ganz nah vor den meinen.
    „Erinnere dich, Michele", flüsterte sie. „Erinnere dich an dein Leben als Georg Rudolf Speyer."
    Ihre Lippen berührten die meinen. Es war, als würde eine eisige Kälte meinen Körper einhüllen. Ich hörte ihre Stimme, verstand aber den Sinn ihrer Worte nicht. Sie verhexte mich, dessen war ich ganz sicher.
    Ich fiel zurück. Alles drehte sich vor meinen Augen. Meine Lider wurden bleischwer, dann schien ich zu schweben. Und danach waren die fremdartigen Gedanken da. Irgend etwas explodierte in meinem Kopf.
    Ich sah Selva vor mir. Wir befanden uns in einer kleinen Kabine. Sie war völlig nackt, doch sie wurde nicht Selva, sondern Alraune genannt. Sie war aus einer Pflanze entstanden, bei einem unheimlichen Experiment. Die Bilder wechselten. Es war Nacht. Alraune sprang einen Mann an und saugte ihm das Leben aus. Wieder Schwärze. Eine sanfte Stimme, Worte ohne Sinn. Und wieder Bilder, eine Frau mit Elefantenbeinen, der die Hand abgeschlagen wurde.
    Manchmal waren die Bilder deutlich zu sehen, dann wie durch eine Nebelwand hindurch. Und immer wieder war Selva da, die ich Alraune nannte. All meine Liebe gehörte ihr, doch ein Zusammenleben mit ihr war unmöglich. Sie war ein unfertiges Geschöpf, das zwischen Gut und Böse nicht unterscheiden konnte.
    Sie stand vor mir, umarmte mich und riß mir das Leben aus dem Leib. Ich starb, und meine Erinnerung erlosch.
    Ich riß die Augen auf und erinnerte mich an seltsame Träume. Träume in denen ein rothaariges Mädchen eine große Rolle gespielt hatte.
    „Erinnerst du dich jetzt, Michele?" fragte Selva.
    Ich sah sie mit geweiteten Augen an.
    „Du willst mich verhexen", sagte ich schwach. „Du willst mir eine falsche Erinnerung eingeben, doch es wird dir nicht gelingen, Selva. Du bist eine Hexe und wirst deine verdiente Strafe erhalten." „Du irrst dich, Michele", sagte sie. „Ich will dir nur deine Erinnerung an deine vergangenen Leben zurückgeben, damit dir alles wieder bewußt wird."
    „Du lügst", sagte ich. „Du willst mich in den Wahnsinn treiben. Doch es wird dir nicht gelingen."
    Sie blickte mich traurig an. Wieder lagen ihre Arme um meinen Hals, wieder fiel ich in den abgrundtiefen schwarzen Schacht, wieder kamen die fremdartigen Gedanken, denen ich mich nicht entziehen konnte. Alles war verwirrend, nicht chronologisch geordnet.
    Als ich erneut die Augen öffnete, hatte ich teilweise die Erinnerung an das Leben des Georg Rudolf Speyer zurückgewonnen, doch ich glaubte nicht, daß ich - besser gesagt mein Geist oder meine Seele - tatsächlich im Körper dieses Georg Rudolf Speyer

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