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071 - Gefangen in den Bleikammern

071 - Gefangen in den Bleikammern

Titel: 071 - Gefangen in den Bleikammern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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gelebt hatten. Ich wußte nicht, was Selva mit mir vorhatte, doch ich beschloß, auf ihr Spiel einzugehen.
    „Erinnerst du dich jetzt?" fragte sie hoffnungsvoll.
    „Ja", sagte ich schwach.
    „Dann verstehst du jetzt alles?" sagte sie zufrieden.
    „Nicht ganz", sagte ich schwach.
    „Ich werde es dir erklären", versprach sie. „Es war nicht einfach, festzustellen, in welchen Körper dein Geist gewandert war. Aber es gelang mir. Ich entdeckte, daß dein Geist im Körper Michele da Mostos eine neue Heimat gefunden hatte, und beschloß, mich als eine entfernte Verwandte auszugeben. Niemand schöpfte Verdacht. Ich lebte an deiner Seite und mußte warten, bis du älter geworden warst. Oft wollte ich dir die Erinnerung an deine früheren Leben zurückgeben, doch es war noch zu früh dazu. Ich mußte mich gedulden. Aber ich hatte Mephisto vergessen. Er schwor uns Rache. Er lockte deinen Bruder in eine Falle und verwandelte ihn in einen Werwolf. Er sollte dich und mich ebenfalls in Werwölfe verwandeln. Das war Mephistos Strafe. Hast du mich verstanden?"
    „Ja, ich habe dich verstanden", sagte ich, obzwar mir ihre Erklärungen ziemlich unverständlich waren.
    „Ich wurde als Hexe eingesperrt", fuhr sie weiter fort. „Von Idanna Barsento hatte ich das Lebenselixier erhalten, ohne das ich nicht leben konnte. Ich wollte keine Menschen töten. Ich wollte mir nicht die Lebenskraft von Menschen holen. Aber im Gefängnis wurde ich immer schwächer. Ich kämpfte gegen meine Gier an, deshalb bat ich dich, das Lebenselixier zu bringen. Doch du wurdest verfolgt und ins Gefängnis gebracht. Für normale Menschen ist das Lebenselixier tödlich, für mich bedeutet es das Leben. Als mir der Untersuchungsrichter befahl, daß ich trinken sollte, durfte ich es nicht tun. Ich hätte mich verraten. Mein Körper wäre innerhalb weniger Sekunden aufgeblüht. Sie hätten mich augenblicklich verbrannt. Ich hatte keine andere Wahl, ich mußte schweigen. Verzweifelt sann ich nach einem Fluchtweg. Es gab nur einen. Ich mußte die Wachen töten, ihnen das Leben aussaugen. Mir blieb keine andere Wahl. Das Leben der Wachen gegen das deine. Ich handelte. Ich tötete die Wachen, und mir gelang die Flucht. Ich kam rechtzeitig und rettete dich vor dem Werwolfbiß deines Bruders. Ich tat alles nur für dich, Michele."
    „Ich danke dir dafür", sagte ich.
    Wahrscheinlich erwartete sie von mir, daß ich das sagen würde. Einen Verrückten soll man nicht reizen. Für mich war sie eine wahnsinnig gewordene Hexe, ein Monster, noch schlimmer als es mein Bruder gewesen war. Und irgendwie war es ihr gelungen, mir die Erinnerung dieses Georg Rudolf Speyer einzugeben. Aber das änderte nichts. Das mit dem Lebenselixier war eine Lüge. War ich nicht die ganze Zeit über immer schwach gewesen? Selva lügt. Sie hatte all die Jahre meinen Lebensquell angezapft. Und dafür würde sie die gerechte Strafe erleiden. In meinem Kopf keimte ein Plan. Es war recht gut, daß ich Speyers Erinnerung hatte.
    Das Heulen der Werwölfe im Garten riß mich in die Wirklichkeit zurück. Selva schmiegte sich an mich und flüsterte mir zärtliche Worte ins Ohr.
    „Wir werden glücklich sein, Michele", flüsterte sie. „Unendlich glücklich."
    Sie küßte mich, und mir war es, als würde sich eine Schlange um meinen Leib schlingen.
    Selva löste sich von mir und ging zum Kasten, der vor der Tür stand.
    „Wir müssen noch einen Kasten vorschieben", sagte Selva.
    Dagegen war nichts einzuwenden. Wir rückten einen zweiten Kasten vor den anderen, dann gingen wir zum Fenster und blickten hinaus. Die Wölfe rannten noch immer hin und her.
    „Wir können glücklich sein", meinte Selva, „daß sich die Neger nicht in Wolfsmenschen verwandelten, sondern in normaler Wolfsgestalt auftreten, sonst würden sie die Hauswand hochklettern."
    Sie zog mich auf das Bett und schmiegte sich eng an mich. Einen Arm legte sie um meine Schultern. Mir graute. Ich wußte nun, wie sie entstanden war und daß sie nur leben konnte, wenn sie andere Menschen tötete. Doch ich durfte mir nicht anmerken lassen, daß ich über sie und ihre wahrsten Motive Bescheid wußte, sonst hätte sie mich wahrscheinlich auch getötet.
    Wir hörten laute Stimmen, dann Schüsse, sprangen auf und liefen zum Fenster. Ich sah einige Soldaten, die den Garten betraten und von den Wölfen angesprungen wurden.
    „Sie sind verloren", flüsterte Selva. „Nur Silberkugeln können die Werwölfe töten."
    Doch Selva irrte sich. Die

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