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0710 - Der Freund des Satans

0710 - Der Freund des Satans

Titel: 0710 - Der Freund des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schlimm, aber ich fühlte mich trotzdem erlöst, obwohl ich es noch nicht fassen konnte.
    Wie ein verletztes Tier kroch ich auf die Säulen zu, erreichte sie und zog mich zitternd daran hoch.
    Ich flüsterte Worte, die ich nicht verstand, durch meinen Leib pulsten noch immer die Schmerzen, als würden zahlreiche Fäuste von allen Seiten dagegen bohren.
    Ich drehte mich um, drückte meinen Rücken gegen die Säule und wischte mir die Augen sauber.
    Ich sah Suko, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte und auf mich den Eindruck eines staunenden Kindes machte.
    Eine weitere Person schob sich in mein Blickfeld.
    Es war Shao!
    Sie hatte uns gerettet, denn sie hatte den Pfeil abgeschossen. Sie war die Frau mit der Halbmaske, sie war die Erbin der Sonnengöttin Amaterasu, die mit einer Armbrust bewaffnet war und einen mit Pfeilen gefüllten Köcher auf dem Rücken trug.
    Hautenges Leder umgab ihren Körper wie eine zweite Haut. In den Schlitzen der Maske blitzten ihre Augen, aber für mich hatte sie keinen Blick, denn sie schritt einzig und allein auf die Person zu, die am Boden lag und der ihr Interesse galt.
    Es war natürlich Suko, ihr Partner, aber nicht in der Gestalt eines Kindes.
    Sie zögerte die letzten Schritte zu gehen, breitete die Arme aus, und auch ich merkte, wie hilflos diese Geste letztendlich war. Sie konnte nichts für ihn tun. Sie hatte ihn retten können, mehr auch nicht. Alles andere lag weder in ihrer noch in meiner Hand. Da spielten andere Kräfte eine Rolle.
    Vor Suko blieb sie stehen. Es sah so aus, als wollte sie ihm über den Kopf streichen, doch ihre schon ausgestreckte Hand zuckte zurück. Dafür ging sie in die Knie, flüsterte etwas und legte die von dünnen Handschuhen bedeckten Flächen der Hände gegen sein Gesicht, wo sie Suko dann streichelte.
    Er sagte nichts.
    Auch Shao blieb stumm, und ich war Zeuge dieser so zärtlichen und gleichzeitig deprimierenden Begegnung zwischen diesen beiden Menschen.
    Die Szene empfand ich einfach als schrecklich und gleichzeitig als traurig. So wie bei mir eine Welt zusammengebrochen war, als ich Suko zum erstemal in diesem Zustand gesehen hatte, so brach auch für Shao eine Welt zusammen. Obwohl wir eigentlich hätten optimistisch sein müssen, denn wir lebten schließlich. Wir hatten es jetzt in der Hand, die Zukunft zu gestalten, und dies gab mir wieder Mut.
    Ich litt immer noch unter den Folgen des Treffers. Er hatte mich schwer erwischt. Die Beine waren dabei weich und wacklig geworden. Auf meinem Gesicht lag der kalte Schweiß. Beim Sprechen bekam ich kaum ein Wort hervor, und es gelang mir nicht, Shao anzureden. Was blieb, war nur ein müdes Krächzen.
    Suko stand da wie eine Puppe. Shaos Hände sanken langsam nach unten, und sie konnte ihn endlich in ihre Arme schließen.
    Sie drückte ihn an sich.
    So verharrten sie minutenlang. Uns fiel kaum auf, daß zwei Fahrzeuge in die Tiefgarage rollten. Sie wurden glücklicherweise auf dem gegenüberliegenden Parkfeld abgestellt, und die beiden Männer kümmerten sich nicht um uns, als sie zum Lift gingen.
    Ich hatte mich auch wieder soweit erholt, um mich auf die Suche nach der Beretta machen zu können. Die Waffe lag neben einem Hinterreifen.
    Ich stützte mich an der Karosserie ab, als ich mich bückte, um die Beretta aufzuheben. So konnte ich wenigstens das Schwindelgefühl abfangen, das mich umkrallte.
    Ich steckte die Waffe ein, kam wieder hoch und drehte mich nach rechts, wo Shao und Suko standen.
    Sie hielt den Veränderten an der Hand fest. Ein rührende Geste. Für mich sah es aus, als würden sich dort Mutter und Kind aufhalten. Die Maske hatte Shao abgenommen und auch den Toten weggeschafft. Er lag nicht mehr auf der Kühlerhaube, sondern unter Sukos BMW, wo er so schnell nicht entdeckt werden konnte.
    Sie nickte mir zu, lächelte dabei. »Danke«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Wenn du nicht…«
    »Bitte, John, laß es.« Auf dem Gesicht mit den feingeschnittenen Zügen sah ich einen Anflug von Unwillen. »Es ist noch nicht die Zeit, um zu danken. Du solltest daran denken, daß wir erst am Beginn stehen. Es liegt noch ein weiterer Weg vor uns. Aber darüber sollten wir nicht hier reden.«
    »Stimmt.«
    »Laß uns zu dir hochfahren. Du kannst deine Kollegen später alarmieren, damit sie die Leiche abholen.«
    Es war der beste Vorschlag, den sie hatte machen können. Kurz vor der Lifttür drehte ich mich noch einmal um.
    Shao kam hinter mir her. Sie führte Suko an der Hand. Er war nicht mehr als ein

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