0710 - Der Freund des Satans
ausgeführt werden.
Tommys Augen aber glänzten. Er war von diesem Vorschlag begeistert. Über die Haut rann ein Schauer, und er öffnete den Mund, um schwer Luft zu holen.
»Nun?«
Er nickte.
Asmodis deutete auf die Klinge. »Sie gehört dir. Nimm sie und führe damit meine Aufträge durch. Und wirst erleben, daß er Eintritt in eine neue Zeit und in ein anderes Leben ist.«
Tommy Li hatte das Schwert noch nie zuvor in den Händen gehalten. Er konnte es nur mit einem großen Respekt betrachten. Als er sich vorbeugte, sah er sein Gesicht in der Klinge, das heißt, nur einen schmalen Ausschnitt davon. Die Partie der Augen, die Stirn und den Ansatz der Nase. Er sah völlig normal aus, nichts wies auf eine Veränderung hin, bis eben auf die Augen.
Sie zeigten einen kalten, sehr grausamen Blick. Darin gab es keine Menschlichkeit mehr. In ihnen loderte die Macht der Hölle, nur das Negative.
Haß und Vernichtung hatten die Eigenschaften der Liebe und das Verständnis abgelöst, und dieser Haß war wie ein Bannstrahl, der jeden treffen konnte.
Mit beiden Händen umklammerte er den Griff. Er war völlig normal, nicht einmal kunstvoll gefertigt, aber er zeigte auf beiden Seiten die Gravur einer Teufelsfratze.
So hatte es schon seine Bedeutung bekommen.
Tommy Li hob das Schwert an. Gleichzeitig durchströmte ihn das Gefühl einer völlig neuen Kraft, die ihm eine nie erlebte Sicherheit mit auf den Weg gab.
Für ihn war es ein Wunder der Hölle, denn sie hatte es geschafft und sich ihm offenbart.
Er war zufrieden, sehr zufrieden sogar…
Dann drehte er sich um.
Das Schwert schwang mit. Er hatte dabei den Eindruck, selbst die Luft zerschneiden zu können.
Einen derartigen Gegenstand hatte er niemals zuvor in den Händen gehalten.
Sein Blick fiel auf den Teufel!
Asmodis war zufrieden. Er stand nicht mehr direkt neben dem Schreibtisch, war einen Schritt zurückgewichen und wartete darauf, daß sein neuer Diener all das in die Tat umsetzte, was er von ihm verlangte. Und es würde für ihn kein Zurück geben.
Tommy Lis Gesichtsausdruck hatte sich unter dem neuen Eindruck verändert. Seine Züge waren gealtert. Er wirkte längst nicht mehr so gelöst wie sonst. In seinem Blick lag allein der Wille zur Vernichtung. Und er lächelte. Dabei hatte er seinen Kopf zur Seite gedreht, so daß er auf seinen Vater schauen konnte.
Der sagte nichts.
Starr saß er hinter dem Schreibtisch. Nicht einmal die Haut zitterte. Sie war zusammengezogen wie eine alte Zitronenschale. In den Augen lag nicht einmal Angst. Ein müder, ein sehr enttäuschter Ausdruck hatte sich in ihnen ausgebreitet.
Der Schreibtisch trennte Vater und Sohn, und Tommy Li kehrte das Verhältnis um.
War er noch vor kurzem von seinem Vater bedroht worden, so bedrohte er jetzt ihn, denn die Spitze zeigte haargenau auf die Brust des Greises.
»Du hast mich erschießen wollen, Vater, das habe ich nicht vergessen. Du hast mir auch gesagt, daß ich nicht mehr dein Sohn wäre. Das vergaß ich nicht. Jetzt will ich dir sagen, daß du nicht mehr mein Vater bist. Ich habe mir einen anderen ausgesucht. Einen, der mächtiger ist als du, viel mächtiger sogar. Ich diene jetzt dem Satan, und nur das ist es, was zählt. Er ist jetzt mein Vater, nicht du, Li Choung. Ich gehorchte einzig und allein dem Teufel, ich gehorche der Macht der Hölle, und sie hat mir einen Auftrag gegeben. Ihr bin ich zu einem großen Dank verpflichtet, das darfst du nie vergessen, und ich werde genau tun, was der Teufel von mir verlangt.«
Der Greis gab zunächst keine Antwort. Er blickte über das Schwert hinweg auf seinen Sohn und forschte in dessen Gesicht nach, wo sich nichts verändert hatte.
Bis eben auf den Ausdruck in seinen Augen.
Und der war schlimm. Er zeigte Li Choung, daß er Tommy für alle Zeiten verloren hatte.
»Willst du noch etwas sagen, Vater?«
»Nein. Es hat wohl keinen Sinn mehr.«
»So ist es. Ich besitze das Seelenschwert und damit auch die Macht über die Menschen. Ich kann ihre Seelen teilen, denn jede menschliche Seele hat zwei Seiten, das weiß ich inzwischen. Auch deine, Vater, auch deine. Das werde ich bald erleben.«
Der Greis nickte.
»Steh auf, Vater!«
Li Choung gehorchte. Dabei bewies er, wie sehr er sich in der Gewalt hatte, denn an ihm zitterte nichts.
Tommy Li sah die Waffe seines Vaters auf dem Schreibtisch liegen. Um den alten Mann nicht in Verbindung zu bringen, senkte er die Klinke und schob die Pistole zur Seite, die am Rand des großen
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