0710 - Der Freund des Satans
ist gut. Kannst du mich jetzt verstehen?«
»Ja.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn Suko hatte mit seiner normalen Stimme gesprochen.
»Geh zum Auto, Suko. Hol Verstärkung! Ruf auch einen Krankenwagen. Sie sollen kommen. Ich werde diesen Mann hier solange festhalten. Und sag ihnen, daß sie sich verdammt beeilen sollen.«
»Ja.«
Es schien zu klappen. Ich hörte, wie sich Suko zurückzog und seine Schritte leiser wurden.
»Ich bin Sadre!«
Urplötzlich hatte der Killer gesprochen und mich damit überrascht. Den Grund für diese Sinneswandlung konnte ich mir nicht vorstellen, aber ich bekam ihn gleich nachgeliefert. »Ich bin erschienen, um zu töten. Und ich werde euch töten. Ich werde dich vernichten und den Jungen ebenfalls. Es ist mein Auftrag.«
»Wie schön. Wer hat ihn dir gegeben?« Mit meinen Gedanken war ich bei Suko und hoffte, daß er alles erledigte. Glücklicherweise war der Rover nicht verschlossen.
»Ein Mächtiger.«
»Li Choung?«
»Auch. Aber hinter ihm steht jemand, der viel, viel mächtiger ist als er.«
»Der Teufel?«
»Ja.«
Er spie mir das eine Wort entgegen. Ich roch sogar seinen schlechten Atem, hörte das Lachen, und in der folgenden Sekunde änderte sich die Lage schlagartig.
Sadre war so schnell, daß ich die Bewegung erst bemerkte, als es zu spät war. Da jagte bereits ein scharfer Schmerz durch mein rechtes Handgelenk, der mir das Wasser in die Augen trieb. Ich verlor die Waffe. Als sie mit einem harten Klirren auf dem Boden landete, bekam ich bereits den nächsten Treffer ab.
Es war ein wuchtiger Stoß mit dem Knie, der mich aus dem Weg räumte. Ich fiel auf den Rücken, dann zur Seite und japste verzweifelt nach Luft, die ich nicht bekam.
Ich lag auf dem Boden, war durch diesen einen verfluchten Stoß paralysiert worden, bekam jedoch mit, wie sich Sadre dorthin bewegte, wo Suko verschwunden war.
Er ging zum Rover.
Das Kind hatte die Beifahrertür bereits geöffnet, war aber noch nicht dazu gekommen, nach dem Telefon zu langen, um die Verbindung herzustellen.
Auch mußte Suko gespürt haben, daß sich etwas verändert hatte. Weshalb sonst hätte er sich umdrehen sollen?
Er tat es in dem Augenblick, als Sadre eine dritte Waffe zog. Er holte das Messer unter seiner Kleidung hervor. Es hatte in einer Scheide am Rücken gesteckt.
Ich würgte mir fast die Galle aus dem Leib. Noch immer war ich nicht in der Lage, etwas zu unternehmen.
Helfen konnte ich Suko nicht.
Der hatte sich gedreht.
Sein Gesicht schimmerte bleich. Ich sah darin die dunklen Augen, die irgendwie staunend auf seinen Mörder schauten, als könnte Suko das alles nicht begreifen.
Der verletzte Sadre aber hob die Klinge zum tödlichen Wurf…
***
Einsamer konnte ein Mensch nicht sein als Li Choung. Er saß noch immer hinter seinem Schreibtisch und wirkte in seiner Haltung wie eine eingetrocknete Mumie.
Das sah auch Tommy Li.
Er hatte nicht mehr im Haus bleiben können und war in den Garten gegangen, um dort eine bessere Luft atmen zu können. Es war für ihn furchtbar, er hatte die Verbindung zu seinem Vater praktisch verloren, und er fühlte sich in seiner Nähe unwohl.
Li Choung war für ihn ein Fremder geworden. Das war für ihn nicht einmal am schlimmsten. Den Rest hatte ihm das Gespräch gegeben, daß sein Vater mit dem Leibhaftigen geführt hatte.
Allmählich war es auch Tommy Li gedämmert, wie sehr er sich hatte unter Druck setzten lassen. Er war den Weg gegangen, um zu einer Toten zu gelangen, die ihm in den Träumen erschienen war, und in die er sich verliebt hatte.
Aber diese Tote war ein Geschöpf des Teufels gewesen. Er hatte sie erschaffen, und er hatte dafür gesorgt, daß er durch sie an die Seelen der jungen, verliebten Männer herankam.
Tommy Li war gerettet worden, andere nicht. Und ausgerechnet sein Vater ließ sich vom Teufel beeinflussen?
Er konnte es nicht fassen, stand im Garten unter den Bäumen und schaute gegen die große Scheibe, die Garten und Arbeitszimmer voneinander trennte.
Li Choung saß unbeweglich.
Die Hände lagen flach auf dem Schreibtisch. Es war nicht einmal zu erkennen, ob er überhaupt atmete. Zudem spiegelten sich zahlreiche Gewächse in der Scheibe und beeinträchtigen die Sicht.
Sadre war längst gegangen, um die Mordaufträge auszuführen. Ihm, Tommy, war gedroht worden, auf der Linie zu bleiben. Wenn er sie verließ, würde es ihm schlechtgehen, und er konnte sich vorstellen, daß Sadre sich dann auch seiner annahm und ihn
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