0710 - Der Freund des Satans
sonst bist du ein toter Mann.«
Er stand steif. Er starrte mich an. Seine Augen waren wie dunkle Teiche, die an der Oberfläche gefroren waren. Er hatte ein flaches, eigentlich nichtssagendes Gesicht mit einer Haut, auf der bläuliche Schatten lagen, als wäre der Bart dabei, zu wachsen.
Das war der Tod auf zwei Beinen, und ich sah auch, daß ihn meine geweihte Silberkugel erwischt hatte.
Der Stoff war an seiner rechten Seite aufgefetzt und vom Blut rot gefärbt. Die Nässe schimmerte, als hätte jemand einen Schwamm dagegen gedrückt. Daß er sich trotz seiner Verletzung noch so schnell und sicher bewegt hatte, kam mir wie ein kleines Wunder vor und bewies mir gleichzeitig, welch mörderische Energie in diesem Mann steckte.
Die Umgebung war feucht, schwül und stank. Dennoch stieg eine Kälte in mir hoch, die ich als Wut ansah. Ich wollte ihn nicht mehr entwischen lassen, er war die einzige Spur außer Suko in diesem Fall, aber der Mann war kein Chinese.
Er besaß zwar das Gesicht eines Asiaten, mußte meiner Ansicht nach aus dem indonesischen Bereich stammen.
Hinter mir hörte ich die leisen Schritte. Dort hatte sich Suko aufgerichtet und kam vor.
»Bleib zurück, Suko!« warnte ich ihn, obwohl er mich nicht verstand. Ich gab meiner Stimme jedoch den entsprechenden Klang und konnte nur hoffen, daß er begriff.
Er kam noch ein Stück vor, dann blieb er stehen. Trotz seiner Verletzung konnte ich es mir nicht erlauben, den Kerl aus den Augen zu lassen. Deshalb schielte ich auch nicht zur Seite und hielt ihn ausschließlich unter Kontrolle.
Er regte sich nicht.
Kein Anzeichen von Gefühl huschte über sein Gesicht. Und dabei mußte er Schmerzen haben. Ein Mann wie er hatte es gelernt, sie zu unterdrücken, für ihn gab es einzig und allein das Ziel, das es zu erreichen gab.
Und das hieß zumeist Tod!
Für mich stand fest, daß er uns beide vernichten würde. Der Angriff hatte nicht allein mir gegolten, sondern auch Suko. Das Kind und ich sollten sterben.
Nur - wer hatte ihm den Auftrag gegeben?
Ich sprach ihn an und ging davon aus, daß man ihn wohl nicht frisch aus Asien importiert hatte, sondern er meine Sprache verstand. Ich wollte wissen, wer ihn geschickt hatte.
Er schwieg.
»War es Li Choung?«
Wieder keine Antwort.
Verdammt, der war wie eine Auster. So etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. Männer wie er ließen sich eher die Zunge abschneiden, als daß sie ein Wort sagten.
Es blieb mir nur die Möglichkeit, ihn in ein Krankenhaus zu schaffen und ihn dort zu verhören, wenn seine Wunde versorgt war. Ein anderer wäre längst zusammengebrochen, dieser Kerl aber stand wie ein Fels vor mir und ignorierte seine Verletzung einfach.
So etwas wollte mir nicht in den Kopf, und ich ging auch davon aus, daß ich ihn nicht kampfunfähig geschossen hatte. Er würde sich wehren, wenn ich versuchte, ihm Handschellen anzulegen.
Am besten war es, wenn ich Hilfe herbeitelefonierte. Aber bis zum Rover war es ziemlich weit. Ich konnte den Mann nicht an der Säule stehenlassen, er mußte schon mit.
Wenn Suko wenigstens normal gewesen wäre! Aber mit ihm konnte ich mich nur über die magische Brücke unterhalten, die sein Stab schlug. Warum eigentlich nicht, warum nicht Suko einspannen, auch wenn er ein Kind war? Wenn er den Stab hatte, konnte er mich verstehen, dann würde er es auch schaffen, die Kollegen zu alarmieren.
Mit der linken Hand holte ich den Stab hervor. Himmel, das waren stressige Sekunden, die ich zu überstehen hatte. Der Schweiß lag dick auf meiner Stirn, er rann auch weiter, erreichte meine Brauen und tropfte in die Augen hinein.
Sie begannen zu brennen. Darum konnte ich mich nicht kümmern. Andere Dinge hatten Vorrang.
Den Stab hielt ich fest. Ohne den Killer aus den Augen zu lassen, drückte ich den Arm zurück, darauf hoffend, daß Suko diese Bewegung richtig verstand.
Ich wartete, und meine Nervosität steigerte sich. Mein Inneres kam mir vor wie ein erhitzter Kessel, der immer mehr Dampf und Druck bekam und irgendwann explodieren würde.
Zwischen meinen Fingern spürte ich auch weiterhin den Stab. Noch hatte Suko ihn nicht genommen.
»Komm schon«, flüsterte ich, »komm…« Er verstand mich zwar nicht, ich vertraute allein dem Klang meiner Stimme.
Es klappte.
Zuerst spürte ich nur einen leichten Druck, der sich dann verstärkte, als das Kind den Stab aus meiner Hand nahm. Es hatte mittlerweile seine verbindende Funktion begriffen.
»Okay, Suko!« stöhnte ich. »Okay, das
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