0710 - Hetzt den Drachen!
den Schlüssel werfe ich dann in die Loire.«
Mawra grinste. »Das würde Jack auch nicht aufhalten.«
Zamorra seufzte. Natürlich hatte er nicht ernsthaft vor, die Blumen materiell abzuschotten. Dazu hatten sie sich schon zu sehr an diese Art des Transportes gewöhnt. Schlüssel, Schlösser und Käfige würden sie nur unnötig behindern.
***
Fooly sah das kleine Haus der Lafittes in der Dunkelheit verschwinden.
Unerbittlich hatte Butler William nach einer halben Stunde zum Aufbruch gedrängt.
Er hatte etwas von unaufschiebbaren Arbeiten gemurmelt, hatte seine Teetasse leer getrunken und war aufgestanden. Selbst Lady Patricia Saris hatte sich ihm diesmal gebeugt. Sie besaß zwar selbst ein Auto, einen kleinen aufgemotzten Twingo, doch sie hatte sich am Nachmittag von William zu Nadine fahren lassen, und sie wollte zu so später Stunde auch Pascal nicht bitten, sie zum Château hoch zu fahren.
Also hatte sie sich ihren motzenden Sohn gegriffen, während William mit schneidender Schärfe in der Stimme Fooly zum Aufbruch drängte.
»Immer auf die Kleinen!«, war noch die harmloseste Variante an nörgelnden Widerworten gewesen.
William seufzte, während er den BMW die Serpentinenstraße zum Château Montagne hinaufsteuerte.
Zwar kannte er das Gezeter inzwischen zur Genüge, doch ihm kam es so vor, als würde es von Mal zu Mal schlimmer. Dabei hätte man von beiden, Fooly wie Rhett, eigentlich mehr Verständnis erwarten können. Fooly war zwar ein Jungdrache, aber immerhin schon über einhundert Jahre alt, wie er selbst immer mit stolzgeschwellter Tonnenbrust hervorhob. Und Rhett war der Erbfolger. Seit über dreihundert Jahrhunderten führte er einmal in seinem Leben die Auserwählten zur Quelle des Lebens, damit einem von ihnen dort die relative Unsterblichkeit gewährt wurde. Der
Erbfolger selbst war auf eine andere Weise ebenfalls relativ unsterblich. Er kannte immer den Zeitpunkt seines Todes, der sich jedesmal um ein Jahr weiter hinausschob.
Rechtzeitig vorher musste er einen Sohn zeugen, der geboren wurde, wenn der Vater starb, damit der Erbfolger in diesen neuen Körper schlüpfen konnte.
Rhett Saris ap Llewellyn würde über zweihundertsiebzig Jahre alt werden. Wenn er denn den Attacken der Dämonen solange widerstehen konnte, denn nichts würden die Dämonen lieber tun, als den Erbfolger zur Hölle zu schicken.
William hatte schon Bryont Saris ap Llewellyn gedient, der vorherigen Inkarnation des Erbfolgers, und trotzdem hatte der Gedanke, dass Rhett gleichzeitig Vater und Sohn war, etwas Morbides, Magisches. Aber William hatte sich damit abgefunden. Und er würde Sir Rhett dienen, wie er Sir Bryont gedient hatte.
Vor ihnen in der Dunkelheit tauchten als dunkle Schatten die Mauern des Châteaus auf.
Keiner von ihnen ahnte, dass dies eine sehr lange Nacht für sie werden würde.
***
Jack grübelte.
Er hatte etwas in seinen Überlegungen übersehen.
Während sich eine kleiner Teil seiner Para-Kräfte auf die Umgebung konzentrierte, um eventuelle Gefahren schnell zu erkennen, hatte er sich in einen meditativen Gedankenzustand versetzt, der ihm half, seine Gedanken schnell und präzise zu ordnen.
Zum wiederholten Mal ließ er die Ereignisse Revue passieren, um hinter das Geheimnis dieser Blumen zu kommen. Wieder und wieder dachte er sich durch die vergangenen Geschehnisse, analysierte jedes Wort, jeden Schritt, jedes Bild, das er aufgenommen hatte. Mischte alles wieder und wieder zu den unterschiedlichsten Konstellationen, dachte die Ereignisse weiter, verwarf die Ergebnisse wieder und setzte neue Denkmodelle zusammen. Durchdachte sie abermals und erstellte eine Liste aller Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten.
Daraus zog er schließlich die Antwort auf die Frage, wie die Blumen funktionierten.
Die Regenbogenblumen reagierten nicht auf die Worte, und es gab auch keine Zeitfenster. Sie suchten in den Gedanken nach Bildern, an denen sie sich orientieren konnten.
Das bedeutet, dass Jack seinen Drachen gefunden hatte, denn immer war mit seinen Worten in seinen Gedanken das Bild dieses tonnenförmigen Drachenwesens entstanden. Und so musste es auch bei Mawra gewesen sein.
Und es bewegte sich von einem Ort zum anderen.
Deshalb war er zuerst in jenem Kuppeldom gelandet, und beim zweiten Versuch hier unter freiem Himmel. Das Drachenwesen musste sich noch hier in der Nähe befinden, sonst hätte ihn die Blumen bestimmt weitergeschickt, erneut hinter dem Drachenwesen her.
Jack beendete seine
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