0710 - Hetzt den Drachen!
in einem Haarknoten endete.
Es waren auch nicht ihre grün lodernden Augen, die ihn stolz musterten. Oder die sinnlichen Lippen, die sich in einem neckischen Lächeln kräuselten. Auch nicht der fraulich sinnliche Körper, dem man ansah, dass er sich wie ein Gerte biegen konnte.
Selbst die längliche Narbe schräg unterhalb ihres Bauchnabels, die irgendwie zu ihr zu gehören schien, war es nicht, die ihn irritierte.
Zamorras Blick rutschte noch tiefer.
»Gefällt dir, was du siehst?«, fragte Mawra lasziv und reckte ihren Körper.
»Laß das!«, fuhr Nicole sie an, die zwar wusste, dass Zamorras ganze Liebe nur ihr gehörte, und nur ihr alleine, auch wenn er den Anblick anderer Schönheiten durchaus genoss. Sie selbst schloss ja bei attraktiven Männern auch nicht die Augen, aber tief, ganz tief in ihr drin flüsterten hämische Stimmen, wirbelten und verblassten schließlich zu einem winzigen Etwas. Auch Nicole spürte, dass etwas Seltsames von dieser Frau ausging.
Zamorra hob wieder den Blick, wie ein ertappter Schuljunge, und er verfluchte sich selbst wegen dieser Reaktion. Er sah dieser Mawra ins Gesicht und erkannte nun, was ihn zuerst irritiert hatte.
Die Ohren der Amazone liefen spitz nach oben zu.
»Fast wie eine Vulkanierin«, murmelte er.
»Oder wie eine Elfe«, erwiderte Nicole, die langsam ihre Kampfhaltung löste. Es war auch irgendwie paranoid. Sie befanden sich im Château Montagne! Es war weißmagisch gegen Dämonen und Dämonenartige abgesichert. Regelmäßig wurden die weißmagischen Abwehrzeichen und -Symbole kontrolliert und gegebenenfalls erneuert, welche die Schutzkuppel erzeugten.
»Schade«, hauchte die Fremde und grinste dabei. »Jack hätte bestimmt nichts dagegen gehabt.«
»Wer ist Jack?«, fragte Zamorra.
»Jack ist Jack«, antwortete Mawra. »Jack ist der Vater seiner Söhne. Und wer bist du?«
»Ich heiße Zamorra, und das ist meine Gefährtin Nicole Duval.«
Der Meister des Übersinnlichen hätte sich selbst ohrfeigen können, für diese blöde Antwort. So etwas war ihm noch nie passiert. Natürlich konnte er sich damit herausreden, dass es ja auch nicht jeden Tag geschah, dass er in seinem ureigensten Heim so mir nichts dir nichts einfach gestört wurde. Aber gewöhnlich konnte er sich blitzartig auf andere Situationen einstellen, doch hier versagte er. Noch immer drehte sich ein Großteil seiner Gedanken um diese Fremde. Genauer gesagt, noch immer weidete er sich am Anblick dieser Fremden.
Das ging nicht mit rechten Dingen zu.
Nicole trat zu ihm und stieß ihn an.
»Chef! Die Fremde denkt nicht.«
»Was ist?«
Wenn sie ihn ›Chef‹ nannte, wurde es sehr ernst. Zamorra war, als erwachte er aus einem Traum. Er hatte selbst schon gemerkt, dass etwas nicht stimmte, doch erst der Schubser von Nicole riß ihn aus seiner Versunkenheit, in die er immer weiter abzugleiten gedroht hatte.
»Etwas stimmt mit dieser Mawra nicht. Sie denkt nicht«, wiederholte Nicole.
Nicole Duval konnte Gedanken lesen. Das funktionierte zwar nur, wenn sie ihr Gegenüber sehen konnte, hatte ihnen beiden aber schon das eine oder andere Mal aus der Patsche geholfen. Nicole konnte Mawra sehen, also müsste es eigentlich funktionieren.
»Vielleicht hat sie eine mentale Sperre«, mutmaßte Zamorra. Auch er und Nicole, so wie jeder andere der dämonenjagenden Crew, besaß eine von ihm selbst installierte mentale Sperre, die nur bewusst aufgehoben werden konnte. So wurde verhindert, das Dämonen und andere Gegner ihre Gedanken lesen konnten.
Seine Gefährtin schüttelte den Kopf und ließ dabei keine Sekunde lang die Fremde aus den Augen.
»Vielleicht habe ich es falsch ausgedrückt. Ich kann deine Gedanken auch nicht lesen, aber trotzdem weiß ich, spüre ich, dass du denkst. Da ist eine Art Restschwingung. Etwas, das mir sagt, dass du denkst, ohne das ich die Gedanken erfassen kann, aber bei der Fremden ist gar nichts. Wenn ich sie nicht sehen würde, würde ich sagen, sie existiert nicht.«
»Eine gute Lebensversicherung, nicht?«, warf die Fremde ein, die inzwischen begonnen hatte, die Einrichtung dieses Raumes zu bestaunen.
»Sie hat ein verdammt gutes Gehör«, murmelte Nicole verdrossen. Sie war sich sicher gewesen, dass sie leise genug gesprochen hatte. Eigentlich hätte die Fremde sie gar nicht hören dürfen.
Zamorra räusperte sich. »Dürften wir auch erfahren, was Sie hier eigentlich tun? Und vor allem, wie kommen sie hier herein?«
»Ich kam durch diese Tür«, antwortete
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