0710 - Hetzt den Drachen!
während ich die Lage sondiere. Sie sollten sich hinter das Lenkrad setzen und den Motor laufen lassen. Vielleicht müssen Sie schnell verschwinden.« Butler William stand schon viel zu lange im Dienst des Llewellyn-Lords und nun auch des Professors, um nicht zu wissen, wie er in bestimmten Situationen reagieren musste. Auch Patricia hatte schon ihre Erfahrungen mit dämonischen Mächten gemacht. Was nicht ausblieb, wenn man gleichzeitig Frau und Mutter des Erbfolgers war.
Auch Rhett kannte die Gefahren schon zur Genüge. Deshalb murrte er nicht mehr, als sich seine Mutter hinter das Lenkrad des BMW setzte und den Motor startete.
Währenddessen eilte Fooly, von seinen Dracheninstinkten geleitet, durch die Eingangshalle in Richtung Fitnessraum. Wie eine dunkle Wolke hatte sich eine Vorahnung auf ihn herabgesenkt, und je näher er dem Fitnessraum kam, desto schmerzhafter wurde die Vorahnung. Wilde Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
Ihm hinterdrein eilte William, der sehr wohl wusste, dass Foolys Drachenmagie auch ihre Tücken hatte. Aber wenn der Jungdrache von einem Fremden innerhalb der Mauern des Châteaus sprach, dann war dem auch so.
***
Jack ließ das Bild auf sich wirken.
Er wusste um den Zauber, den Mawra ausstrahlen konnte. Schließlich war ja er es gewesen, der diesen Zauber entwickelt und in ihren Haarreif gebannt hatte. Er bewirkte, dass jeder in Mawra eine wunderschöne Frau sah, von der einfach keine Gefahr ausgehen konnte. Dass seine Gefährtin aber zu einer Furie werden konnte, erfuhren viele erst, nachdem es zu spät war.
Der Mann sah auf und erblickte ihn.
»Jack?«, fragte er.
Der Hexer deutete eine leichte Verbeugung an.
»Jack na Tschang. Hexenmeister von Greifenhain, zu Euren Diensten.«
Jack registrierte, dass der Mann bei dem Wort Hexenmeister zusammenzuckte, dann erschien plötzlich ein handtellergroßes Amulett in seiner Hand.
»Ah, ein Kollege«, sagte Jack. »Teleport, nicht wahr?«
Etwas irritiert sah der blonde Mann auf das Amulett. Er schien eine Reaktion erwartet zu haben, die nicht erfolgte.
Jack registrierte Gedankenfühler, die nach ihm tasteten.
»Das würde ich nicht tun«, wandte er sich an die Frau. »Telepathie funktioniert bei mir nicht, aber es kann für den Telepathen schmerzhaft werden.«
»Ach ja«, murrte die Frau gereizt.
»Ja.«
Jack fühlte, das die Frau nicht aufgab. Er schüttelte den Kopf und schickte ihr ein schmerzhaftes Gedankenbild. Zu seiner Verwunderung kam er aber nicht durch.
Etwas schirmte die Frau ab.
Die Frau begann zu grinsen.
Der Hexer zuckte die Schultern. »Jeder hat wohl so seine kleinen Geheimnisse, die er hütet.«
Inzwischen war Mawra zu ihm getreten und nahm ihm das Bündel, das ihre Ausrüstung enthielt, aus der Hand. Sie küsste ihn flüchtig und begann sich nun ebenfalls anzuziehen.
»Nun, es ist zwar nicht die feine englische Art, wie Sie hier eingedrungen sind«, wandte sich der Mann an Jack, »aber ich wäre ein miserabler Hausherr, wenn ich Sie gleich wieder hinauswerfen würde.«
Wieder verneigte sich Jack leicht.
»Sie müssen meiner Gefährtin und mir verzeihen, aber es war wirklich nicht unsere Absicht, hierherzugelangen. Wir sollten das nächste Mal wohl wirklich besser aufpassen, wo wir unser Spiel spielen.«
»Sie kamen auch durch die Regenbogenblumen, Jack?«
Jack na Tschang nickte. »So wie meine Gefährtin vor mir.«
»Dann wissen Sie, wie die Blumen funktionieren?«
Wieder nickte der Hexer. »Es hat zwar etwas gedauert, aber, ja, ich weiß jetzt, wie die Blumen funktionieren. Gedankenbilder steuern sie.«
Er sah, wie Mawra die Augenbrauen zusammenzog. Sie war gerade dabei, den Gürtel, der ihre Waffen trug, zu schließen. Prüfend zog sie den kurzen knöchernen Stab hervor und sandte einen Befehl in ihn. An den beiden Enden schoben sich blitzartig Verlängerungen hervor, krümmten sich leicht und mit einem schnalzenden Laut spannte sich die Sehne. Mawra hielt nun einen etwas eigenartig aussehenden Langbogen in der Hand. Sie verkleinerte ihn wieder und steckte den Stab in den Gürtel zurück.
In diesem Moment stürmte der Jungdrache Fooly durch die Tür, und das Chaos nahm seinen Anfang…
***
Jack na Tschang wirbelte herum, sah den Drachen und reagierte, ohne groß nachzudenken.
Hier war seine Gelegenheit, hier war seine Chance, hier war sein Familiaris!
Er war nicht gewillt, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen.
Ein blauer Eiswirbel zuckte aus seinem Stab hervor, raste auf
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