0710 - Hetzt den Drachen!
Meditation.
Er erinnerte sich, eine magische Präsenz gefühlt zu haben, die er nicht einordnen konnte. Das musste der Drache gewesen sein. Jack wusste, dass er genauso aussah, wie er sich ihn in Gedanken vorstellte. Kein imponierender Drache mit langem Schwanz, Dunkelheit bringenden großen Flügeln, Klauen, so groß wie ein Achtbeiner, Dampfwolken speienden Nüstern und einer Schnauze so groß wie ein Mensch.
Nein, der Drache, den er gefunden hatte, war klein, dick, häßlich und wirkte irgendwie tollpatschig.
Jack lachte.
Es war ihm egal. Drache blieb Drache, ob klein und häßlich oder groß und mächtig.
Er wusste, sein Familiaris war in der Nähe, und nichts und niemand würde ihn daran hindern, sich zu nehmen, was sein war.
Jack stellte sich erneut zwischen die Blumen, konzentrierte sich auf den häßlichen Drachen und ließ sich erneut in dessen Nähe transportieren.
***
Jack tauchte wieder in dem Kuppeldom auf, den er zuerst erreicht hatte. Erneut stülpte sich etwas Dämpfendes über seine magischen Sinne, schnitt ihn ab von den unermesslichen magischen Energien, die er zuvor gefühlt hatte.
Der Hexer versuchte jenes zu lokalisieren, das ihn von den Energien trennte. Es gelang ihm.
Eine Art Kuppel, deren Ausdehnung er nicht genau erfassen konnte. Auch diese Wirkungsweise konnte er nicht genau lokalisieren, aber es musste mit der Abwehr von dunkler Magie zu tun haben.
»Interessant«, murmelte er und beschloss, den Errichter dieser Abwehr nach deren Wirkungsweise zu fragen.
Mawra war nicht wieder aufgetaucht, das erkannte er an dem Bündel, das er zurückgelassen hatte. Es war unberührt. Er hob es auf und setzte sich in Bewegung.
Für ihn war es ganz einfach, der Spur seiner Gefährtin zu folgen. Eines der magischen Geschenke, die er in ihren Stirnreif gebannt hatte, hinterließ eine magische Spur, die nur er zu lesen vermochte.
Trotzdem sah er sich sehr genau um auf seinem Weg und ließ auch seine menschlichen und magischen Sinne ihre Arbeit tun. Aber keine Gefahr stellte sich ihm in den Weg.
Schließlich hatte er die große Doppeltür erreicht, hinter der sich seine Gefährtin, die Mutter seiner Söhne, befand.
Aus ihren Gedanken entnahm er alles Wissenswerte. Mochte Mawra für andere Telepathen taub sein, er konnte ihre Gedanken lesen. Schließlich waren es seine
Geschenke, und er kannte die »Hintertür«.
So war er nicht unvorbereitet, als er die Tür öffnete und dem Herrn dieses Hauses gegenüber trat.
***
Fooly zuckte zusammen.
Trotz der unbequemen Lage, die er einnehmen musste, um in den BMW zu passen, war er auf dem Weg hinauf zum Château eingedöst.
Er lauschte.
Er lauschte mit seinen magischen Sinnen und versuchte zu ergründen, was seinen ganzen Körper zum Kribbeln brachte. Normalerweise spürte er nichts, wenn er sich innerhalb der magischen Absicherung des Châteaus bewegte, doch diesmal war etwas anders.
Er spürte eine Magie, die nicht hierher gehörte.
Er konnte nicht ergründen, ob sie böse oder gut war. Der Jungdrache fühlte nur, dass sich etwas oder jemand innerhalb der Mauern des Schlosses befand, der eine Aura fremder Magie erzeugte.
Was Fooly aber besonders irritierte, war, dass diese fremde Magie weder gut noch böse war, aber auch nicht neutral, sondern von allem etwas enthielt, und von allem doch wieder nichts.
So etwas hatte der Drache noch nie erlebt.
Sicher, Magie selbst wurde durch ihre Nutzung in eine Kategorie gesteckt, doch vom Nutzer selbst ging immer die eine oder andere Richtung aus. Dem war hier aber nicht so.
»Jemand befindet sich im Schloss!«
»Sicher. Der Professor und Mademoiselle Nicole.«
William ließ den Wagen im Schlosshof ausrollen.
»Das meine ich nicht!«, rief Fooly und stieß die Tür auf, die dabei ein protestierendes Geräusch erzeugte, da er sich gleichzeitig mit der ganzen Masse seines gewaltigen Körpers dagegenwarf.
»Fooly! Warte!« Rhett versuchte, seinem schuppigen Freund zu folgen, doch seine Mutter erwischte ihn gerade noch am Hosenbund und zog ihn ins Auto zurück.
»Gefahr?« Lady Patricia Saris ap Llewellyn sah William an.
Wer sich im näheren Umfeld des Dämonenjägers Zamorra aufhielt, musste zu jeder Zeit mit einer Attacke der Schwarzblütigen oder deren Helfershelfer rechnen.
Auch, wenn das Château eigentlich weißmagisch abgeschirmt war. Oft genug hatten Gegner gezeigt, dass auch die beste Abschirmung zu durchbrechen war…
»Ich weiß es nicht. Aber es wird wohl besser sein, Sie bleiben hier,
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