0710 - Hetzt den Drachen!
spät.«
»Glaube ich nicht, dass Fooly schon schläft!«, protestierte Rhett. »Er sagte doch was von Leuten, die im Château wären…«
»Die sind inzwischen gegangen«, sagte William - diesmal entsprach es der Wahrheit.
»Hätten wir doch sehen müssen! Was, Mom?« Um Bestätigung heischend sah er sich nach seiner Mutter um. »Da war aber keiner, der gegangen ist.«
»Es stimmt aber«, konterte der Butler energisch. »Und jetzt ist Feierabend. Mylady, ich fahre den Wagen in die Garage. Sie können derweil…«
Patricia nickte. Stieg aus, kam um den Wagen herum, schnappte sich ihren Sohn und geleitete ihn nachdrücklich in Richtung Hauptportal. Dabei sah sie sich noch einmal fragend nach William um.
Der Butler nickte beruhigend. »Es besteht keine Gefahr mehr«, sagte er leise.
Natürlich hatte Rhett das noch gehört. »Da war also was Gefährliches?«, wollte er wissen. »Was ist passiert?«
»Da war gar nichts Gefährliches«, rief William ihm laut zu. »Der Professor hatte Besuch. Fooly hat das nicht richtig erkannt.«
»Das frage ich Fooly selbst.«
»Aber nicht jetzt!«, sagte William so eindringlich, dass zumindest Patricia begriff, dass etwas nicht in Ordnung war.
Aber wenn der Butler ihr versicherte, es gäbe keine Gefahr, dann konnte sie sich darauf verlassen.
»Aber nicht jetzt«, wiederholte sie seine Worte. »Jetzt marschierst du schnurstracks ins Bad, wäschst dir Hände, Füße, Hals und Ohren, putzt die Zähne, und in zwanzig Minuten finde ich dich im Bett vor - tief schlafend! All right?«
Der Junge grummelte etwas in sich hinein. »Fooly soll mir noch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte aus dem Drachenland.«
»Wird er morgen abend sicher tun. Aber du hast doch gehört, was William sagte, Fooly schläft schon!«
»Glaube ich nicht!« Rhett stampfte auf. »Ich will ihn sehen!«
»Weißt du, was passiert, wenn man einen Drachen weckt?«, warnte seine Mutter. »Könnte sein, dass er dich mit einem Feuerstrahl brät und auffrißt, weil er eben gerade nicht geweckt werden wollte. Frag ihn morgen, ja? Jetzt ist Ruhe. Die Geschichte erzähle ich dir.«
»Aber du warst doch nie im Drachenland. Du kennst doch gar keine Drachengeschichten…«
»Sir Rhett Saris ap Llewellyn!«, sagte sie streng. »Fang nicht an, zu diskutieren. Jetzt wird geschlafen. Abmarsch, sofort!«
Schmollend stapfte Rhett vor ihr her.
Überzeugt war er längst noch nicht…
***
»Wir versuchen es mit den Regenbogenblumen«, hatte Zamorra bestimmt. Zusammen mit Nicole stand er jetzt unter der frei schwebenden, künstlichen Miniatur-Sonne in den Kellergewölben des Châteaus. Sie in ihrem schwarzen Lederoyerall, er in Jeans und Sweatshirt. Auf Brust und Rücken desselben waren dämonenbannende Zeichen aufgemalt.
Nicole, Mawras Degen wieder in der Hand, schüttelte den Kopf. »Glaubst du im Ernst, dass die wirken?«
»Versuch macht kluch«, versetzte er. »Andere Frage: Was willst du mit dem Degen, sprich?«
»Kartoffeln schälen, verstehst du mich?«, konterte Nicole, Friedrich von Schillers
Bürgschaft ebenso verdrehend wie Zamorra.
Der Professor trug Amulett und Dhyarra-Kristall bei sich, Nicole trug einen E-Blaster am Gürtel. Sie griff nach Zamorras Hand.
Er lächelte, beugte sich herüber und küsste sie. Dann konzentrierte er sich auf den Jungdrachen.
Gemeinsam traten sie zwischen die Regenbogenblumen.
Und gerieten ins Chaos.
***
Etwas war anders. Für die Dauer eines Herzschlages glaubte Jack na Tschang, den anderen Zauberer zu sehen, diesen Zamorra. Ihm war, als durchdringe dieser ihn. Die Welt stand Kopf, alles tobte und wirbelte. Aber dann war es wieder vorbei.
Es war noch dunkel, so dunkel wie in der anderen Welt, aber der Sternenhimmel war vertraut. Jack wusste, dass sie wieder zu Hause waren.
Er griff nach Mawras Hand.
»Wir haben es geschafft«, sagte er.
»Ja.« Mehr brachte sie nicht hervor. Sie sah den Drachen an, und fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen.
»Was hast du?«, fragte Jack besorgt.
»Eben - das war - Chaos. Durcheinander. Ich sah die Gefährtin des Zauberers. Sie war - irgendwie in mir drin - und doch nicht…«
Jack schluckte. »Das hat sicher nichts zu bedeuten«, versuchte er wider besseres Wissen zu beschwichtigen. Er wollte Mawra nicht noch mehr beunruhigen. Immerhin deutete das seltsame Ereignis darauf hin, dass Zamorra im Begriff war, seinen Aufenthaltsort hier in den SECHS aufzuspüren!
Er sah jetzt ebenfalls zu dem Drachen hinüber, den
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