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0711 - Die Nacht der Wölfe

0711 - Die Nacht der Wölfe

Titel: 0711 - Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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beruhigen. Wenn die Tulis-Yon durch die Wand brachen, waren sie alle verloren. Doch das brauchten im Moment niemand zu wissen.
    Nicole sah über die Stadt. Der einzige, der jetzt noch helfen konnte, war Zamorra, aber sie wusste noch nicht einmal, ob er noch lebte.
    Wieder ein Gedanke, den ich verdrängen sollte, dachte sie. Mit ihrer Sorge um ihn blockierte sie sich selbst, kam nicht zum klaren Nachdenken.
    Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Durch eine Lücke zwischen der Kirche und den Häusern entdeckte sie Yellowfeather, der schlaff im Griff eines entstellten Tulis-Yon hing.
    »Oh nein«, sagte Nicole leise.
    Sie richtete den Blaster auf den Wolfsköpfigen und zögerte. Er war weit entfernt und es bestand die Gefahr, dass sie Yellowfeather stattdessen traf, aber wenn sie nichts tat, starb er in jedem Fall.
    Und wurde selbst zu einem Tulis-Yon!
    Der Gedanke gab den Ausschlag.
    Nicole schoss.
    Der rote Strahl bohrte sich in den Kopf des Tulis-Yon, der zu ihrer Überraschung sofort nach hinten kippte und zu brennen begann. Yellowfeather sackte zusammen.
    Komm schon, dachte Nicole. Du bist nicht tot. Steh auf…
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bevor er sich bewegte, dann eine weitere, bis er sich endlich aufsetzte und winkte.
    Nicole atmete erleichtert aus, aber dann stutzte sie. Sein Winken wirkte hektisch, beinahe wie eine Warnung…
    Sie fuhr herum.
    Die Schnauze des Tulis-Yon war direkt vor ihr. Der Teufel mochte wissen, wie er hier herauf gekommen war! Sie hatte nicht gesehen, wie er über das Dach herankletterte. Sein Schlag prellte ihr den Blaster aus der Hand. Hilflos hörte sie, wie er über das Dach rutschte und auf den Asphalt schlug. Reflexartig griff sie in das Fell des Tulis-Yon und riss ihn nach vorne. Die Wolfsschnauze kollidierte mit einem Holzbalken. Nicole stieß ihn zurück und verspürte eine gewisse Befriedigung, als er dem Blaster nach unten folgte.
    Das Gefühl währte nicht lange. Die Tulis-Yon hatten bemerkt, was geschehen war, und stürmten jetzt nach vorne. Sie wussten, dass sie nichts mehr von der Schützin im Turm zu befürchten hatten.
    Die Kirche bebte unter ihrem Ansturm. Nicole hörte Holz bersten und Menschen schreien. Verzweifelt sah sie zum Blaster hinab, aber der lag unerreichbar zwischen den Tulis-Yon. Selbst wenn sie den Sprung unbeschadet überstand, hatte sie keine Möglichkeit, ihn zu ergreifen und zu feuern, bevor man sie tötete.
    Es gab nichts mehr, was sie tun konnte.
    Oder?, dachte sie plötzlich.
    Ihr Blick fand Yellowfeather, der ebenso hilflos wie sie den Angriffen der Tulis-Yon zusah.
    Und sie entsann sich plötzlich des kleinen Benzinkanisters, den sie vorhin unten hinter der Turmleiter gesehen hatte. Ihr kam eine verwegene Idee.
    Hastig beugte sie sich nach unten. »Der Kanister«, rief sie. »Ist der voll?«
    »Wieso?«
    »Wenn ja, brauche ich den hier oben! Schnell!«
    Ein junger Mann kletterte mit dem Kanister in der Hand die Leiter empor. Bevor er einen Blick nach draußen werfen und sehen konnte, mit welchen Gegnern sie es wirklich zu tun hatten, nahm Nicole ihm den Behälter ab. »Danke!«, rief sie ihm zu und stellte sich so, dass der junge Bursche nicht endgültig auf die Glockenplattform turnen konnte. Etwas enttäuscht machte er sich wieder an den Abstieg, wie sie es erhofft hatte.
    Der Kanister war in der Tat fast voll.
    Nicole holte auf und warf ihn in die Tiefe. Dorthin, wo der Blaster lag.
    Hoffentlich platzt das verdammte Scheißding nicht beim Aufschlag auseinander! , durchfuhr es sie. Und hoffentlich prallte er nicht zu weit von der Waffe entfernt auf…!
    Sie hatte geradezu unverschämtes Glück.
    Der Kanister blieb nur zwei, drei Handbreiten von der Strahlwaffe entfernt liegen, und er blieb heil!
    Yellowfeather war zusammengezuckt, als der Benzinkanister aufschlug. Er starrte den Plastikbehälter an, dann sah er zu Nicole hoch.
    Sie winkte ihm zu, zeigte auf den Kanister und machte eine Bewegung, als würde sie eine Pistole abfeuern.
    Schieß auf den Kanister, dachte sie konzentriert, als könne sie ihn mit ihren Gedanken erreichen.
    Sie hatte noch nie ausprobiert, ob das funktionierte, aber die Energiereserven der Waffe waren so groß, dass sie bei einer Überladung oder einer Überhitzung einfach explodieren mussten. Zumindest hoffte sie, dass das so war.
    Als Yellowfeather endlich begriff, was sie meinte, sah sie seiner Körpersprache an, dass er nichts von dem Plan hielt. Er fragte sich wohl ernsthaft, was es bringen sollte,

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