0712 - Am Rand der 7. Dimension
herabsanken, als könnten sie nicht lange genug die Balance halten.
„Diese Gelegenheit sollten wir wahrnehmen, Sir" sagte Hirishnan. „Warum schießen Sie sie nicht über den Haufen?"
„Das wäre Wahnsinn."
„Sie haben Angst."
Jegontmarten drehte sich gelassen um und musterte den Epyreter.
„Sie würden schießen, wie? Daran, daß wir dann ganze Breitseiten zu erwarten hätten, denken Sie wohl nicht? Ihnen kommt wohl auch nicht in den Sinn, daß dies so etwas wie ein Kommunikationsversuch sein könnte?"
„Sie haben mich beleidigt, aber Sie selbst schrecken vor Entscheidungen zurück, die..."
„Hirishnan, mäßigen Sie sich. Wenn Sie meinen, der nervlichen Belastung nicht gewachsen zu sein, dann verlassen Sie die Zentrale."
Der Physiker zuckte zusammen.
„Ich bereue zutiefst, daß ich mich Ihnen angeschlossen habe.
Ich hätte bei Rhodan bleiben müssen."
„Das hätten wir vielleicht alle tun sollen. Wir haben es aber nicht getan, sondern uns gegen ihn entschieden. Und deshalb werden Sie meine Anweisungen befolgen. Verzichten Sie darauf, mir Ratschläge zu geben. Wir können es uns nicht leisten, in dieser Situation offensiv zu werden."
Jegontmarten drehte sich wieder herum und blickte auf den Panoramaschirm. Die Fremden hatten inzwischen die Seite von Diogenes' Faß erreicht, an der die Terraner ihre Untersuchungen durchgeführt hatten. Sie bewegten sich in einer überraschend exakten Formation. Ein unsichtbarer Nervenstrang schien alle miteinander zu verbinden. Ihre Bewegungen verliefen völlig synchron.
„Sie tanzen" stellte Hirishnan verblüfft fest.
Die plumpen Gestalten bildeten einen weiten Halbkreis vor dem faßartigen Gebilde, so daß alle in das schwarze Energiegitter blicken konnten. Sie streckten ihre tentakelartigen Arme vor und schwangen sie rhythmisch hin und her, dabei schritten sie vor und zurück, taumelten zur Seite, ließen sich auf die Vorderfüße herabfallen oder drehten sich ruckartig um sich selbst. Immer aber vollführten alle exakt die gleiche Bewegung, so daß Jegontmarten den Eindruck gewann, die Szene werde durch eine Speziallinse hundertfach vervielfältigt.
„Verstehen Sie das?" fragte der Kommandant.
„Nein, Sir" entgegnete der Epyreter. „Wenn es nicht so bitterernst wäre, Sir, könnte man lachen. Ich hätte nie gedacht, daß diese plumpen Wesen tanzen würden."
„Sie können lachen?" Jegontmarten schüttelte den Kopf. „Das geht nun wieder über mein Vorstellungsvermögen."
Hirishnan reagierte nicht auf diese Bemerkung. Er blickte fasziniert auf den Panoramaschirm und beobachtete das Geschehen.
„Es ist, als ob sie ein Heiligtum vor sich hätten."
„Vielleicht ist es das aus ihrer Sicht wirklich."
„Ich verstehe nicht, wie das alles zusammenpaßt" sagte Hirishnan.
Der Kommandant schaltete die Außenmikrophone ein und richtete sie auf die tanzenden Geschöpfe. Er vernahm einen dumpfen Gesang. Die Geräte zeichneten alle Laute auf, die sie erfassen konnten. Gleichzeitig speicherten die positronischen Translatoren alle Informationen, die sie bekommen konnten.
Damit war wenigstens ein Anfang gemacht. Jegontmarten hoffte, daß der Gesang auch einen Text enthielt und sich nicht allein schon in der Melodie erschöpfte. Eine volle Stunde verstrich.
Dann kam Epper Almed zum Kommandanten. Er legte ihm vor, was die Translatoren bis jetzt erarbeitet hatten.
„Sie beten das schwarze Ding tatsächlich an" kommentierte der Fremdsprachenspezialist. „Sie meinen aber nicht wirklich Diogenes' Faß, sondern offensichtlich das Schwarze Loch."
„Danke."
Jegontmarten nahm die Aufzeichnungen entgegen und sah sie durch. Viel war es nicht, was die Fremden durch ihren Singsang verraten hatten. Almed hatte praktisch schon in einem Satz alles zusammengefaßt.
„Seltsam" sagte Jegontmarten. „Daraus geht hervor, daß sie die Erbauer der Schiffe sein müssen. Diese Wesen gibt es wahrscheinlich in der gesamten Galaxis Balayndagar. Und sie wissen, daß ein enger energetischer Zusammenhang mit dem Schwarzen Loch besteht. Sie haben dieses Faß ja selbst gebaut.
Und dennoch verehren sie es wie einen Götzen."
Der Gesang änderte sich. Jegontmarten merkte es sofort.
Unwillkürlich beugte er sich vor.
Eine Viertelstunde später erschien Epper Almed erneut beim Kommandanten. Bleich reichte er Jegontmarten die Unterlagen.
Der Major las sie eilig durch.
„Sie haben uns zum Tode verurteilt, Hirishnan, teilte er mit. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Weitere Kostenlose Bücher