0713 - Das Monster Suko?
jemand einen Schweißbrenner angestellt, dessen Flamme gegen die Tür zischte.
Im nächsten Augenblick bekam Suko große Augen. Nicht vor Erstaunen, sondern vor Angst, denn die direkte Umgebung des Türschlosses fing plötzlich Feuer, und auch erster Qualm drang Suko entgegen.
»Bald, Kleiner«, hörte er die Stimmen. »Bald sind wir bei dir. Freu dich schon auf uns…«
***
Noch jemand fand in dieser Augustnacht keinen Schlaf. Es war die ehemalige Hexe Jane Collins, die plötzlich erwachte, aber nicht wußte, weshalb dies geschehen war.
Sie war relativ früh zu Bett gegangen, hatte aber nicht sofort einschlafen können, war sehr unruhig gewesen, dann in einen leichten Schlummer gefallen, aus dem sie nun hervorgerissen worden war.
Wie schon Suko, so setzte sich auch Jane Collins in einem anderen Teil der Stadt ruckartig hin und forschte einem Geräusch nach, das sie eventuell geweckt haben könnte.
Aber da war nichts gewesen.
Es blieb still.
Jane Collins lebte bei Lady Sarah, der Horror-Oma. Beide Frauen besaßen ihre Schlafräume in der ersten Etage. Das heißt, bei Jane kombinierten sich Schlaf- und Wohnraum. Sie hatte zusätzlich noch eine kleine Küche in einem Nebenzimmer einbauen lassen und besaß ebenfalls ein Bad mit Wanne und Dusche.
Die Detektivin gehörte nicht zu den Frauen, die sich sehr leicht ängstigten. Sie stand mit beiden Beinen im Leben und hatte ein Schicksal hinter sich, an dem so manche verzweifelt wären. Nicht aber Jane, sie nahm den Kampf auf. Sie wollte und würde nicht aufgeben, auch wenn der Satan ihr Gegner werden würde.
Der Teufel konnte nicht vergessen, daß ihm Jane entwischte, denn er hatte sie über lange Zeit hinweg als Hexe in seinen Kreis eingereiht gehabt, um das Sinclair-Team zu schwächen und damit auch zu quälen.
Tief saugte sie die Luft ein und strich dann mit beiden Händen durch ihr blondes Haar, das sie, im Gegensatz zu früher, ziemlich kurz geschnitten trug. Die Frisur konnte man als flott bezeichnen. Sie hatte zudem mit ihrer alten Frisur auch ein Stück der schrecklichen Vergangenheit mit abschneiden wollen, doch daran dachte sie jetzt nicht, denn sie wollte den Grund ihres unmotivierten Erwachens herausfinden.
Was hatte das nur sein können?
Sie stand auf.
Hinter dem Fenster lag die Nacht, die wie mit schwarzen Flügeln versehen in den Hinterhof hineingetaucht war. Jane mußte immer auf der Hut sein, auch zu dieser Stunde gab sie sich nicht erst die Gelegenheit, sich lange zu strecken oder zu recken, sie trat statt dessen auf das Fenster zu und schaute hinaus.
Die Nacht war kühler geworden. Nach den heißen Tagen tat der erfrischende Wind gut.
Zwei Laternen spendeten Licht. Ihre Kugeln leuchteten wie bleichgelbe Glatzköpfe und ließen manche Blätter der nahestehenden Bäume golden schimmern.
Janes Blick glitt an der Hauswand nach unten. Sie mußte mit allem rechnen, auch mit einer Gefahr, die sich vom Hof aus an der Wand entlang auf ihr Fenster zubewegte.
Da war nichts, und es kam auch nichts, als Jane die Taschenlampe nahm und in die Tiefe leuchtete.
Sie schloß das Fenster wieder.
Nachdenklich lief sie durch den Raum. Bei jedem Schritt schwang der dünne Stoff des Nachthemdes wie ein glockenförmiger Schleier um ihre Knöchel. Darunter trug sie nur einen Hauch von Slip.
Einbildung?
Es konnte durchaus sein, aber daran wollte sie nicht glauben. Jane war aus Erfahrung klug geworden. Wenn etwas Ungewöhnliches in der Nacht passierte, gab es meistens dafür einen Grund.
Eigentlich hätte sie ruhiger werden müssen, je mehr Zeit seit dem Erwachen vergangen war.
Das Gegenteil davon trat bei ihr ein. Jane wurde nicht ruhiger, die Sorgen stiegen, und sie hatte nicht einmal den Eindruck, sich selbst in Gefahr zu befinden.
Das konnte ebensogut jemand anderer sein.
Sie schritt durch ihr Zimmer. Auf und ab ging sie, bis sie plötzlich stoppte.
Der Grund war das Telefon.
Es läutete schrill.
***
Man konnte Suko wirklich alles nachsagen, nur Freude empfand er nicht dabei, als er sah, wie die Umgebung des Türschlosses allmählich zerflammte und dahinschmolz.
Es war klar, daß er allein stand. Niemand würde ihm helfen, auch nicht wenn er um Hilfe schrie.
Das alles hatte einfach keinen Sinn.
Das Zischen um das Schloß herum wurde lauter, zudem verdichtete sich der Rauch.
Suko roch ihn, er wehte unter seiner Nase hinweg und dann hinein, und er stellte fest, daß es kein normaler Rauch war, den brennendes Holz abgab, das mußte etwas anderes
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