0714 - Attacke der Doppelgänger
umrundet hatte und jetzt kühl lächelte.
»Keine Ursache«, sagte Rico Calderone.
Oh nein, dachte Zamorra. Schon in seiner Welt trat Calderone nicht gerade als Sympathieträger auf. Der Sicherheitschef von Tendyke Industries war ein kaltblütiger Mörder, der dabei war, sich von einem Menschen in einen Dämon zu verwandeln - und das auch noch genoss. Wie er sich in dieser Welt entwickelt hatte, konnte Zamorra nicht sagen, aber Tendyke hatte damals erwähnt, dass er auch hier Sicherheitschef war.
Calderone griff nach seinem Arm.
»Können Sie laufen?«
Zamorra nickte und stand unsicher auf. Seine Knie waren weich und die Welt verschwamm erneut vor seinen Augen, aber Calderone zog ihn einfach mit sich.
Als er wieder klar sehen konnte, ging er geschützt von Bewaffneten durch den nächtlichen Park hinter Tendyke's Home. Ein Hubschrauber, dessen Rotorblätter sich startbereit drehten, stand ein Stück entfernt auf dem Rasen. Scarth, Ross und einige andere Männer folgten ihnen mit verkniffenen Gesichtern.
Zamorra drehte sich kurz um. Die Tür zu dem fensterlosen Raum stand offen. Das herausfallende Licht erhellte die Umgebung und zeigte ihm, dass der Raum das Innere eines Betonklotzes bildete, der geschützt zwischen dunklen Mangrovenbäumen stand. Vom Haus aus war er nicht zu sehen und die Wände waren so dick, dass man direkt daran Vorbeigehen konnte, ohne einen Schrei zu hören.
Zamorra schüttelte sich.
»Was haben Sie Scarth gesagt?«, fragte Calderone.
»Nichts.«
»Gut. Dann lassen Sie mich direkt zum Grund Ihrer Rettung kommen. Ich möchte, dass Sie mir eine einfache Frage beantworten.«
Nicht schon wieder, dachte Zamorra. Laut sagte er: »Ich habe Scarth die Antwort nicht gegeben und Sie werden auch nichts erfahren.«
»Sie wissen doch noch gar nicht, was ich Sie fragen werde.«
»Ich kann es mir denken.«
Er bemerkte, dass Calderone ihn aus den Augenwinkeln musterte.
»Also gut«, sagte der Sicherheitschef. »Fangen wir noch mal von vorne an: Wo ist Ty Seneca?«
Zamorra sah ihn überrascht an. »Was?«
***
Eine Woche zuvor
»Warum tust du nicht, was ich von dir verlange, Ty?«
Die Stimme des ERHABENEN klang störrisch und verärgert. Er saß in seiner silbernen Uniform neben dem Pool und hatte den Helm auf einem Tisch abgelegt. Zwei Alphas standen hinter ihm in der Sonne. Ihre Hände waren auf dem Rücken verschränkt.
Rob hob betont gleichgültig die Schultern und nahm einen Schluck Eistee. »Ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Tatsache ist, dass eine Zulieferfirma Mist gebaut hat und wir jetzt auf eine neue Lieferung warten müssen. Das kann ein paar Tage dauern.«
Er verschwieg, dass er in einer heimlichen Aktion die Daten der Lieferung geändert hatte, sodass der Container jetzt irgendwo in Buenos Aires stand und als »Fischabfälle« deklariert war.
»Und was passiert dann?«, fragte der ERHABENE.
»Nun, die Teile müssen justiert und getestet werden, dann kommt der Einbau, weitere Tests. Der Bau einer so komplizierten Anlage erfordert nun einmal Zeit.«
Der ERHABENE schlug plötzlich mit der Faust auf den Tisch. Die Köpfe der Alphas ruckten herum, sie beobachteten die Szene misstrauisch.
»Du vergisst, dass ich keine Zeit habe! Die Terroristen scharen immer mehr Anhänger um sich. Mit jeder Stunde, die ich hier vergeude, wird die Lage schwieriger! Seit Monaten erzählst du mir was von Komplikationen und Zwischenfällen. Jetzt reicht es, verstehst du?«
Rob stellte das Glas ab und beugte sich vor. Der ERHABENE hatte ihn noch nie angeschrien. Dass er es jetzt tat, zeigte deutlich, dass er das Ende seiner Geduldsspanne erreicht hatte.
»Ted«, sprach Rob ihn mit seinem menschlichen Namen an, »wir tun, was wir können. Ich und meine Leute arbeiten zur Zeit an nichts anderem. Ich verspreche dir, dass wir bis Ende nächsten Monats einen funktionstüchtigen Prototypen präsentieren werden. Du wirst begeistert sein, wenn du siehst, wie weit wir die Vorgaben der Dynastie übertroffen haben.«
Der ERHABENE sah ihn aus kalten blauen Augen an. Rob hatte längst gelernt, in ihm nicht den Ted Ewigk aus seiner Welt zu sehen.
»Eine Woche«, hörte er ihn sagen.
»Das ist unmöglich. In einer…«
»Eine Woche, oder von deinem Anwesen bleibt nur ein Krater übrig.«
Rob zwang sich zu einem bestürzten Blick.
»Eine Woche?«, wiederholte er fragend. »Okay, aber ich kann dir nicht garantieren, dass dann schon alles funktioniert.«
Der ERHABENE stand auf und griff nach seinem
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