0714 - Kinder der SOL
unvermeidlich, Sir", entgegnete die Inpotronik. „Aber Sie besitzen nicht den gleichen Überblick wie ich. Romeo und Julia würden viel mehr erreichen, wenn sie mit mir in permanenter Verbindung stünden. Das ist nun leider nicht mehr möglich, es sei denn, Sie lassen den Eingriff rückgängig machen."
„Ich denke nicht daran", erklärte Rhodan hart. „Ende der Diskussion."
*
Als Joscan Hellmut den Hangar betrat, in dem der Kreuzer BRESCIA stand, sah er als erstes die beiden Roboter.
Romeo und Julia standen neben der Kybernetikerin Carlotte Messanter vor der Schleuse in der Mittelstütze des Schiffes. Sie hielten die Köpfe gesenkt, und ihre zahlreichen Lämpchen flackerten trübrot.
Hellmut schluckte und kämpfte gegen die aufsteigende Rührung an. Langsam ging er näher und faßte die Roboter an den Armen.
„Was hat man mit euch gemacht?" fragte er mitfühlend.
Romeo und Julia wandten ihm ihre „Gesichter" zu, das heißt, die Flächen ihrer würfelförmigen Köpfe, in denen die Augenzellen saßen.
„Man hat uns von unserer Mutter losgerissen", klagte Julia. Ihre Stimme, die aus dem auf- und zuklappenden Mund kam, schnarrte allerdings so automatenhaft wie immer.
„Wir fühlen uns ganz verlassen, Joscan", sagte Romeo.
Joscan Hellmut wußte, daß die beiden Roboter nicht eigenständig fühlen konnten. Sie verfügten über keinen Zellplasmazusatz wie SENECA und erhielten deshalb ihre „Seele" über Hyperfunk von der Mutterpositronik. Was sie an Gefühlen äußerten, waren demnach nicht ihre eigenen Gefühle, sondern die von SENECA.
Dennoch minderte das sein Mitgefühl mit Romeo und Julia nicht.
„Ihr seid nicht ganz verlassen", erklärte er. „Ich werde bei euch bleiben, bis wir wieder zurück sind und eure Verbindung mit SENECA wiederhergestellt ist."
„Seien Sie doch nicht so sentimental, Joscan", sagte die Kybernetikerin. „Da Romeo und Julia kein eigenes Gefühlsleben besitzen und SENECA eben nur wie SENECA denkt und fühlt, ist das Gefühl der Verlassenheit, das die beiden Roboter äußern, ein von SENECA künstlich für sie erzeugtes und nur dazu gedacht, Druck auf unsere Tränendrüsen auszuüben."
„Sie haben ja keine Ahnung, Carlotte", erwiderte Hellmut.
„SENECA fühlt stellvertretend für Romeo und Julia mit. Die Gefühle der beiden Kinder werden zwar nicht in ihnen erzeugt, aber es sind ihre eigenen Gefühle. Es ist grausam, sie zu quälen."
„Denken Sie lieber daran, was SENECA alles angerichtet hat!"
entgegnete Carlotte Messanter heftig. „Das Monstrum ist schuld daran, daß wir mit der SOL auf Last Stop festliegen und sogar Menschenopfer beklagen mußten."
„Die Weisheit von SENECA geht über das Begriffsvermögen von uns Menschen hinaus", erklärte Joscan Hellmut. „Wir sollten ihm vertrauen."
„Sie spinnen ja!" erwiderte Carlotte Messanter. „Werden Sie selig mit ihren beiden Knallköpfen!"
Sie drehte sich brüsk um und verließ den Hangar.
„Nehmt es ihr nicht übel, meine Freunde", sagte Hellmut zu den beiden Robotern. „Sie weiß nicht, was sie sagt. Kommt, gehen wir an Bord! Wir wollen zusehen, daß wir unsere Mission so schnell wie möglich erfüllen, damit eure Verbindung zu SENECA bald wieder hergestellt werden kann."
„Du bist unser bester Freund. Dir vertrauen wir", versicherte Julia und ergriff behutsam Hellmuts Hand.
„Wir werden dir nach besten Kräften helfen, Joscan", erklärte Romeo und ergriff die andere Hand des Kybernetikers.
Zwischen den beiden 2,50 Meter großen, ungeschlacht wirkenden Robotern betrat Joscan Hellmut die Mittelstützenschleuse der BRESCIA.
*
Das Gebilde war kugelförmig und hatte einen Durchmesser von fünfhundert Metern. Seine Außenschale bestand aus zwei Meter starken Panzerwänden, die durch einen ständigen Energiefluß so stark molekular verdichtet waren, daß sie selbst durch den Beschuß mit einer Impulskanone nicht beschädigt werden konnten. Außerdem war ein zusätzlicher Schutz durch den Aufbau von Energieschirmen, so einem Hochenergie-Überladungsschirm und einem Paratronschirm, möglich.
Innerhalb dieser Kugelschale befand sich jene Biopositronische Hyperinpotronik, die SENECA genannt wurde und die größte Leistung war, die menschlicher Erfindergeist und menschliche Technik im Verlauf ihrer Geschichte hervorgebracht hatten.
Ein großartiger, extrem leistungsfähiger Diener der Menschheit, der nicht nur Rechenoperationen ausführte und die Beherrschung der mächtigen SOL ermöglichte,
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