0715 - Der Kampf um die SOL
erfinderisch, Sir, vor allem, wenn sie auf einem riesigen Raumschiff geboren wurden und tagtäglich mit hochgezüchteten technischen Anlagen konfrontiert werden. Sie lernen, vielleicht unbewußt, sehr viel dabei, und in ihren kindlichen Gehirnen könnte der Plan entstanden sein, das Gelernte zu benutzen, um trotz aller Wachen aus dem Schiff zu kommen."
Kosum wollte erneut widersprechen. Doch er erinnerte sich an seine eigene Kindheit und an seine vielfältigen Bestrebungen, der ihm auferlegten Disziplin und der Bevormundung durch die Erwachsenen zu entkommen. Das war ihm öfter gelungen, als die Erwachsenen nach den Regeln der Logik erwarten beziehungsweise befürchten konnten. Warum sollten die Kinder der SOL weniger erfinderisch sein als er in seiner Jugend!
Er räusperte sich und sagte: „Ich werde ein paar Suchmannschaften nach draußen schicken.
Wenn Sie wollen, dürfen Sie sie begleiten. Ich nehme an, daß Sie als Strahlungsspezialisten zur Zeit sowieso nicht voll ausgelastet sind."
„Wir haben keine akuten Probleme zu bewältigen, Sir", erwiderte Ytria Emraddin. „Zur Zeit sind wir mit Berechnungen und mit Analysen von Ergebnissen früherer Forschungsexpeditionen beschäftigt. Doch das kann etwas warten. Ich danke Ihnen, Sir."
„Nichts zu danken", erwiderte Mentro Kosum. „Ich tue nur meine Pflicht."
Er lächelte verstohlen und fügte hinzu: „Wenn die Bengels draußen gefunden werden, heil und gesund, wie ich hoffe, möchte ich sie sehen. Wer es fertiggebracht hat, unsere Schleusenwachen zu überlisten, der verdient wirklich Beachtung. Vergessen Sie das nicht!"
Seltsamerweise war Kemal Emraddin verlegen, als er antwortete: „Wir werden daran denken, Sir. Ich danke Ihnen ebenfalls."
*
Als das Paar die Hauptzentrale der SZ-1 verlassen hatte, lächelte der Emotionaut noch immer.
Er dachte an einen besonders gut gelungenen Streich zurück, den er im Alter von fünf Jahren verübt hatte.
Damals war er mit seiner Vorschulgruppe in einem Raumschiff durch das Solsystem geflogen. Begleitet wurde die Gruppe von vier Erzieherinnen, unter Leitung einer älteren Dame, die sich durch extrem konservatives Denken auszeichnete und oft eine wahre Plage für die ihr anvertrauten Schützlinge und auch die vier Erzieherinnen war.
Nach drei Wochen Flug mit Stationen auf verschiedenen Planeten und Monden und verschiedenen eigenmächtigen Exkursionen durch die Sektionen des Raumschiffs hatten Mentro Kosum und ein anderes Vorschulkind aus einigen Ersatzteilen plus Teilen aus Elektronik-Bastelkästen einen Manipulator improvisiert.
Als sie das Gerät eines Schiffsabends einschalteten, konnten die Offiziere in der Hauptzentrale auf den Bildschirmen der Panoramagalerie statt der vertrauten Sterne die ältliche Dame bewundern, die sich in ihrer Kabine gerade auf die Nachtruhe vorbereitete und, da sie nichts von der Bildtonübertragung ahnte, bei ihren diversen Verrichtungen keinerlei Scheu walten ließ.
Obwohl der Schiffskommandant die illegale Übertragung, nach rund zehn Minuten durch Zwischenschaltung eines Zusatzreglers stoppte und seinen Leuten strengstes Stillschweigen über den Vorfall auferlegte, sickerte er doch durch. So erfuhren nicht nur Kosum und sein Mitverschwörer, daß ihr Plan aufgegangen war.
Auch die ältliche Erzieherin erfuhr, in welchen Posen sie sich der Zentrale-Besatzung dargeboten und welchen Lacherfolg sie damit erzielt hatte. Nach Rückkehr auf die Erde strengte sie eine Klage gegen den Kommandanten an, der jedoch beweisen konnte, daß er an dem Vorfall keine Schuld trug. Sie aber wurde durch den Schock so verändert, daß die ihr anvertrauten Kinder und Erzieherinnen künftig von moralistischen Eskapaden verschont blieben.
Mentro Kosum wurde durch diese Erinnerungen so erheitert, daß er laut lachte.
Ein dezentes Räuspern riß ihn in die Wirklichkeit des Jahres 3578 zurück.
Er blickte auf und erkannte vor sich Dr. Jurinam Melussem, einen der Kybernetiker, die sich auf Weisung Rhodans in letzter Zeit intensiv mit SENECA beschäftigten.
Jurinam Melussem blickte den Emotionauten leicht indigniert an, sagte aber nichts.
„Was soll der vorwurfsvolle Blick, schau doch selbst einmal zurück!" deklamierte Kosum einen schnell improvisierten Knüttelvers.
Bevor der Kybernetiker darauf reagieren konnte, erklärte Mentro Kosum: „Sie müssen schon entschuldigen, Dr. Melussem, aber ich erinnerte mich an ein Kindheitserlebnis. Lachen Sie niemals, wenn Sie an Ihre Kindheit
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