0715 - Tanz der Messer
ich aus den Augenwinkeln mit, als ich mich zur Seite bewegte und auch sah, wie der Killer herumfuhr und nach seiner schallgedämpften Waffe griff.
Er hatte sie fast gezogen, als die Schüsse krachten.
Bill schoß, Jane ebenfalls.
Sie standen nebeneinander, vom Ganglicht angestrahlt, hatten sie Combat-Stellung angenommen, damit sie ihrer Schüsse auch sicher sein konnten. Die Kugeln schüttelten den mehrfachen Killer durch. Jetzt half ihm der Teufel nicht mehr. Er sah noch so aus, als wollte er sich gegen die Wucht der Einschläge anstemmen, aber das schaffte er nicht. Plötzlich fiel er nach vorn, er riß die Arme weit hoch, dann stürzte Blut aus seinem Mund, und mit dem roten Schwall fiel auch er.
Ich lag noch immer auf dem Bett, den Blick in die Höhe gerichtet. Ein Messer steckte neben mir, das zweite kippte mir torkelnd entgegen, so daß ich es mit einer Handbewegung zur Seite schleudern konnte, aber das dritte sah ich nicht mehr.
Ich setzte mich auf.
Wieder packte mich der Schwindel. Janes und Bills Gestalten gerieten ins Wanken. Sie sahen aus, als wollten sie zu verschiedenen Seiten hin wegwehen.
Mit der linken Hand strich ich über mein Gesicht. Die Beretta rutschte mir aus den schweißnassen Fingern der rechten Hand, ich holte tief Luft, sah, daß sich Bill zur Seite drehte und sich um den Killer kümmerte. Jane kam auf mich zu. Für mich hatte es den Anschein, als würde sie ihren Schritt in einem sehr langsamen Tempo setzen, beinahe so wie in einer Zeitlupenaufnahme.
Das alles registrierte ich, das überriß ich auch, ich dachte an meine Rettung und nicht mehr an Suko.
Plötzlich war er da.
Von der linken Seite her tauchte er wie ein schnelles Gespenst auf. Bei normaler Form hätte ich noch etwas ändern können, an diesem Abend aber nicht.
Auch Jane griff nicht ein.
Ich hörte ihren Warnschrei.
Es war zu spät, viel zu spät, denn der Körper des Jungen rammte brutal gegen mich, stieß mich zur Seite. Ich fiel wieder auf das Bett, und Suko lag auf einmal auf mir.
Einen Herzschlag später spürte ich etwas Kaltes an meiner Kehle. Jetzt wußte ich, wo sich das dritte Messer befand, und ich hörte Sukos Stimme, die wie ein tödliches Versprechen klang.
»Jetzt schneide ich dir die Kehle durch, John Sinclair!«
***
Urplötzlich wurde es still. Ich redete nicht, Suko sagte nichts mehr, nur unser heißer Atem traf sich, und ich sah über mir ein Kindergesicht mit bösen, funkelnden Augen, in denen dieser eisige Wille zur Vernichtung stand.
Die Klinge fühlte sich an wie eine schmale Eisstange, die schon sehr bald durch mein Blut erwärmt werden würde, wenn Suko die Waffe von einer Seite zur anderen zog.
Ich wunderte mich, daß ich in dieser Lage noch reden konnte. Meine Worte galten Bill und Jane.
»Bleibt zurück, tut nichts, bleibt zurück…« Ich hatte Angst davor, daß sie schießen würden und Suko in einem Reflex, die Klinge noch an meinem Hals entlangzog.
»Okay, okay, John, es ist alles klar.« Gesprochen hatte mein Freund Bill, aber seine Stimme hörte sich völlig fremd an. Auch er stand unter einem gewaltigen Druck.
Suko lag noch immer auf mir. Obwohl sein Körper das Gewicht eines normalen Kindes aufwies, kam es mir vor, als würde ein gewaltiger Stein gegen mich drücken.
»Warum, Suko?« keuchte ich. »Verdammt noch mal, warum?«
»Weil er es so will.«
»Meinst du den Teufel?«
»Ja, John - jaaa…«
»Gehorchst du ihm?«
»Ich bin sein Diener. Er hat mich in seine Reihen aufgenommen. Es ist noch nicht lange her. Im Haus, weißt du, dort, wo die Hexen lebten. Da hat er mich überzeugt…«
»Dann tu es, Suko! Ja, dann tu es! Schneide mir die Kehle durch. Und der Teufel wird dich belohnen. Los, zieh dein verdammtes Messer endlich von einer Seite zur anderen. Drücke es in die Haut! Erfreue dich an meinem Blut, wenn es aus der Wunde rinnt…«
Ich hörte eine Reaktion. Allerdings nicht von Suko, sondern von Jane und Bill, die hinter ihm standen und meine Worte nicht begreifen konnten. Jane flüsterte etwas, und Bill sprach davon, daß ich verrückt geworden wäre. Dann sagte er laut: »Wenn Suko das tut, jage ich ihm eine Silberkugel in den Rücken!«
»Nun, Suko?« keuchte ich. Mein Mund war verzerrt, die Klinge hatte allmählich die Wärme meiner Haut angenommen. »Warum zögerst du denn? Steckt der Teufel nicht tief genug in dir?«
Er focht einen innerlichen Kampf aus, das sah ich sehr deutlich. Sein Gesicht zeigte plötzlich einen gequälten Ausdruck, auch er
Weitere Kostenlose Bücher