0715 - Tanz der Messer
kaltes Licht über die stille Wasserstraße verteilten. Alles lief genau nach Plan. Fissler paßte nur nicht der Tod seiner beiden Leute ins Konzept, und er dachte wieder einmal daran, wie mies sein Job doch war.
Er stand dicht am Ufer. In seinem linken Mundwinkel klebte eine schmale Zigarre. Wegen seiner roten Haare nannten sie ihn auch Fire. Sie waren so kurz geschnitten, daß sie auf seinem Kopf lagen wie eine dünne Flammenspur.
Zwei Taucher waren unten. Sie sollten den Wagen suchen und seine genaue Lage feststellen, um anschließend aufzutauchen und einen entsprechenden Bericht zu geben.
Die Nacht war kühl und dunkel. Dicke Wolkenberge zeichneten den Himmel. Kaum ein Stern war zu sehen, und wenn, dann schimmerte er nur mehr wie ein einsamer Lichtpunkt am Firmament.
Fissler rauchte, ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen. Er starrte hinein in die grauen Wolken, die vor ihm herwehten und sich über der dunklen Fläche verteilten.
Eigentlich war alles glattgegangen. Es hätte für ihn keinen Grund zur Besorgnis gegeben, und dennoch fühlte er sich in seiner Haut mehr als unwohl.
Das lag nicht allein am Tod der beiden Männer, nein, er hatte das Gefühl, als stünde ihnen noch eine Überraschung bevor. Diese Nacht war wie verhext. Es waren die Stunden der Jagd und die des Todes gewesen. Er kannte so etwas, denn er ging seinem Job schon ziemlich lange nach. Da kam es sehr auf Gefühle und Schwingungen an, und an diesem Ort merkte er die schlechten Vibrationen.
Nichts paßte mehr zusammen, obwohl alles so normal aussah. Jemand kam zu ihm und meldete, daß die beiden Taucher dabei waren, an Land zu klettern.
»Ich will mit ihnen reden!« sagte Fissler.
»Gut.«
Wenig später standen die beiden Männer vor ihm. Die Preßluftflaschen noch auf den Rücken, die Mundstücke hingen lose vor den Hälsen. Fissler brauchte nur in die Gesichter der beiden Männer zu schauen, um sein ungutes Gefühl bestätigt zu wissen, ohne daß er bisher schon eine Frage gestellt hätte.
»Wir haben den Wagen!« wurde ihm gemeldet.
»Und weiter?«
Der Sprecher fuhr über seinen fast haarlosen Schädel. »Mehr auch nicht, Sir.«
»Was heißt das?« Fissler fragte es, obwohl er genau Bescheid wußte. Aber er mußte nachhaken.
»Der Mann ist verschwunden.«
Fissler schwieg. Dann sagte er, und seine Stimme klang wenig überzeugend: »Ist er ausgestiegen? Hat er das noch geschafft?«
»Nein, Sir«, sagte der zweite Taucher. »Die Türen des Fahrzeugs waren geschlossen.«
Fisslers Blick bekam etwas Irres. Seine Lippen zuckten ebenso wie die blassen Wangen. Komisch, er fühlte sich nicht einmal auf den Arm genommen, aber er wollte es einfach nicht wahrhaben und sein Gefühl nicht bestätigt sehen, über das er all die Zeit lang nachgedacht hatte. Tief holte er Luft, starrte die beiden Taucher an und bat sie mit leiser Stimme, dies noch einmal zu wiederholen.
Sie taten es.
Fissler nickte. »Und Sie haben genau nachgeschaut. Sie wissen, daß die Türen verschlossen waren?«
»Ja, Sir.«
»Haben Sie in den Wagen hineingeleuchtet?«
»Auch das haben wir, Sir.«
»Hat sich Torrano verkrochen gehabt? Klemmte er zwischen den Sitzen? Ist es das gewesen?«
»Nein, Sir, er war verschwunden!«
Fissler strich über seinen Kopf. Er glaubte ihnen, verdammt, er glaubte ihnen. Er sah sein Gefühl bestätigt. Hier war einiges anders gelaufen, diese Nacht gehörte nicht zu den normalen.
»Sollen wir den Wagen hochholen lassen?«
Fissler nickte. »Aber zugleich werden Sie noch tauchen. Suchen Sie den Grund ab…«
»Sir, die Türen waren ebenso geschlossen wie die Fenster!«
Fissler schaute den Sprecher mit einem eiskalten Blick an. »Haben Sie nicht gehört, was ich Ihnen gesagt habe? Sie sollen alles absuchen. Oder meinen Sie, daß Ric Torrano vom Teufel persönlich geholt wurde?«
»Sie werden lachen, Sir, aber dem traue ich alles zu.«
Da bekam selbst der harte Einsatzleiter des Spezialkommandos eine Gänsehaut. Weitere Befehle gab er nicht. Was gesagt werden mußte, das war gesagt worden.
Er wollte Ric Torrano haben, er hatte diesen Fall zu einer persönlichen Sache gemacht, er wollte die Leiche des Killers sehen, aber das war ihm nicht vergönnt.
Das Kommando suchte noch am folgenden Tag, aber es war nichts zu machen. Die Leiche des Mörders blieb verschwunden, und Fissler dachte daran, daß dieses Wasser keine Strömung besaß.
Allmählich glaubte auch er daran, daß der Teufel persönlich Ric Torrano geholt hatte…
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