0717 - Das Treibhaus des Schreckens
Sie werden dich verschlingen, fressen – hast du gehört? Ja, sie sind gewachsen, und mit jedem Zoll steigerte sich auch ihr Appetit auf Menschen. Du gehörst dazu, du hast sie lange genug gequält, und für dich gibt es kein Entkommen mehr, das habe ich mir geschworen. Wer meine Welt zerstören wird, der wird selbst vernichtet werden…«
Mit diesen Worten war für Willy Manson die Sache erledigt. Aber nicht für Raskowski Der Pflanzenarm sackte nach unten, und mit ihm natürlich der menschliche Körper. Es gelang dem Mann, den Kopf zu drehen. Plötzlich tobte die Todesangst durch seinen Körper.
Was er direkt unter sich zu sehen bekam, war einfach grauenhaft und die gleichzeitige Erfüllung des Versprechens.
Drei Mäuler warteten auf Beute! Drei breite, gewaltige Öffnungen.
Überdimensionale Blütenkelche mit fettigen Rändern, die allesamt grünlich schimmerten, jedoch noch von anderen Farben durchzogen waren.
In jedes geöffnete Blütenmaul passte sein Kopf und auch sein Körper hinein. Das war wie bei einer Schlange, die nach einem Kaninchen schnappte.
Und die Pflanze drehte ihn.
Paul Raskowski wurde gekippt wie auf einer Achterbahn. Kopfüber schwebte er über dem ersten Rachen.
Dann rutschte er weiter.
Der Rachen der breiten Blüte kam ihm vor wie ein tiefer Schlund, der im Vorhof der Hölle endete, wo ein dichter, graugrüner Rauch brodelte.
Und dann schnappte die Blüte zu und erstickte den Schrei des verzweifelten Mannes…
***
Und genau das sah Suko!
Er hatte sich so lautlos wie möglich durch den Gang bewegt, immer wieder auf der Hut, auch immer damit rechnend, von den Pflanzen angegriffen zu werden.
Längst war ihm klar geworden, dass diese Welt unter der Fuchtel des Dämons Mandragoro stand. Und Suko wusste auch darüber Bescheid, wie sehr dieses Wesen seine Welt manipulieren konnte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, wenn ein Mensch unter seinem Einfluss erstickt wäre.
So auch jetzt.
Der Kopf verschwand in der Blüte. Suko war erstens zu klein und zweitens viel zu weit entfernt, um eingreifen zu können. Er trug auch keine Schusswaffe bei sich, das hatte er bewusst abgelehnt, jetzt aber ärgerte er sich darüber.
Ihm blieb die Dämonenpeitsche. Um sie jedoch einzusetzen, brauchte er eine gewisse Zeit, und nicht nur diese schreckliche Umwelt stand ihm als Feind gegenüber.
Da war noch jemand anderer! Willy Manson, der Gärtner!
Er hatte sich sehr auf den Mordvorgang konzentriert und Suko erst im letzten Augenblick gesehen. Als er ihn entdeckte, zuckte er zusammen.
»Verdammt, wer bist du?«
Suko gab keine Antwort. Es kam jetzt auf jede Sekunde an, wollte er den Mann, der immer tiefer in den Blütenkelch hineinglitt, noch retten. Deshalb griff er zur Peitsche, zerrte sie hervor und wollte den berühmten Kreis schlagen. Dazu aber kam es nicht mehr, denn Willy hatte die Gefahr erkannt und richtig eingeschätzt.
Er griff an. In seiner rechten Hand hielt er noch immer die Schere.
Sie war so scharf und schwer, dass er sie mit einem Stoß durch Sukos Körper rammen konnte.
Er schrie auf, warnte Suko damit, der sich gedankenschnell zur Seite drehte.
Die Waffe verfehlte ihn. Sie kratzte über den Rand des breiten Beetes hinweg, riss dort einen Holzspan los und hinterließ einen weißen Streifen.
Willy fluchte. Er hatte Mühe, sich zu fangen, war aber nicht schneller als Suko, der blitzschnell beide Händen gehoben hatte und sie in Willys Nacken wuchtete.
Suko war ein Kind, und als Kind besaß er nicht die Kraft eines Erwachsenen.
Zwar röchelte Willy auf, er ging auch zu Boden, verlor dabei seine Brille, deren Glas unter seinem Gewicht zerbrach. Normalerweise hätte Suko nachgesetzt, aber da gab es jemanden, der wichtiger war.
Er musste Paul Raskowski retten.
Nur eine Chance blieb ihm dabei.
Es war der Einsatz der Dämonenpeitsche. Noch immer hatte er es nicht geschafft, den Kreis zu schlagen, was sich in den nächsten beiden Sekunden änderte.
Suko hätte am liebsten gejubelt, als die drei Riemen aus dem Loch hervorglitten. Erst klatschten, dann schleiften sie über den Boden, als sich Suko umdrehte.
Er verfluchte seine Größe. Um die Pflanzen zu treffen, musste er nicht nur weit ausholen, sondern sich auf die Zehenspitzen stellen, um die Pflanze auch zu erreichen.
Als Erwachsener war dies kein Problem, jetzt bekam er den Ärger.
Er warf noch einen Blick in die Höhe und stellte mit Entsetzen fest, dass auch die Schultern des Gärtnereibesitzers verschwunden waren. Er
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