0718 - Geheimmission der Frauen
entgegen. Er nahm es in die Finger und blickte das Mädchen abschätzend an.
Die Musik riß ab. Ein knarrender Ton war zu hören. Unmerklich versteifte sich der Mann mit dem harten, schmalen Gesicht. Aber während er die Meldung hörte, trank er ruhig die Sektschale halbleer und stellte sie auf den Tisch zurück. Er griff nach dem Knie des Mädchens und zog sie mit einem harten Griff näher.
Der Text der ersten Meldung war aufschlußreich.
Der Mann grinste kühl, als die Musik wieder einsetzte. Dann streckte er den Arm aus. Die Finger krümmten sich zusammen wie eine Vogelklaue. Unvermittelt ertönte dann ein Geräusch, das das Mädchen zusammenzucken ließ.
Ein Finger der rechten Hand hämmerte mit einer rasenden Geschwindigkeit auf den schweren Stein. Das Geräusch ließ die Nerven des Mädchens vibrieren. Es dauerte etwa zehn Sekunden, dann riß es unvermittelt ab.
Mit aufgerissenen Augen starrte das Mädchen den Mann an. Er zuckte die Schultern und sah an ihrem Kopf vorbei ins Leere. Seine Gedanken waren nicht bei ihr, aber er zog sie zu sich heran.
Das Glas fiel aus ihren Fingern, der Sekt versickerte im Teppich. Während er nachdachte, begann der Mann das Mädchen zu streicheln. Die Bewegungen waren mechanisch, aber sie erregten trotzdem. „Du machst mich wahnsinnig!" flüsterte sie an seinem Ohr. Seine Finger bewegten sich weiter, unablässig.
Schließlich kehrte sein Blick zurück. Seine Augen hefteten sich auf ihr Gesicht. „Du bist aufregend", sagte er. Dann küßte er sie und streifte den Rest der Kleidung von ihrem Körper. Seit einer Woche waren sie zusammen, und sie ergänzten sich auf geheimnisvolle Weise vollkommen. Ihre Leidenschaft flammte immer wieder auf, und sie ging so schnell vorbei wie immer. Aber sie war tiefer und wesentlicher als sonst. „Diese Meldung ... war sie wichtig?" flüsterte das Mädchen, als ihre Körper in dem weichen Sessel miteinander verschmolzen. Die Lautsprecher gaben dröhnend einen anderen Schlager wieder. „Vielleicht!" sagte er. Sie küßten sich. Die Hände des Mannes krampften sich um die Arme des Mädchens. Ihre Fingernägel zogen Spuren in seine Haut.
Kurze Zeit später riß die Musik wieder ab. Der Körper des Mannes wurde starr wie der einer Steinfigur. Er konzentrierte sich auf den Text. Dieses Mal war die Durchsage länger, ausführlicher und offenbar genau das, was er erwartete. „Was hat das zu bedeuten?" fragte das Mädchen, das sich langsam aus seiner Umarmung löste. „Es hat nur mich zu interessieren", sagte er und schob sich das Haar aus dem Gesicht. „Es kann wichtig werden."
Ein Flugkörper war von einer unwichtigen Station gemeldet worden.
Die Meldung war zu spät eingetroffen und hatte keine Suche eingeleitet. .
Später gab es mehrere verschiedene Durchsagen, die sich- nur für ihn, den Outsider! - zu einer logischen Folge addierten.
In ein Haus war eingebrochen worden...
Jemand hatte eine startende Jet gesehen, mit fremden Bezeichnungen ...
Eine Landung auf einem kleinen Raumhafen unweit von Marina Tower...
Und in der Nacht ein Gefecht mit der Polizei und eine verrückte Jagd mit schweren Gleitern...
Angeblich drei Frauen und ein großer Dunkelhäutiger ... „Fülle das Glas wieder!" sagte der Mann und kippte den Sessel nach vorn. Das Spezialgerät begann wieder mit der Übertragung von Musik und Aufrufen der Regierung für das Wohlverhalten der Bevölkerung. Der Mann ging langsam, das volle Glas in der Hand, hinaus auf die Terrasse und schirmte die Augen mit der Hand gegen das zu grelle Sonnenlicht ab.
Die Vorgänge reizten ihn.
Sein Aufenthalt in New York war längst beendet. Er war weitergezogen und hatte sich eine Wohnung in dem zur Hälfte leerstehenden Mahne Tower genommen, einem Wohncenter, das mit allem ausgestattet war, was man brauchte, wenn man sehr anspruchsvoll war. Die Wohnung war bestens ausgerüstet, und das Mädchen, das er mitgenommen hatte, sorgte dafür, daß es selten langweilig wurde. Aber er würde sie sofort vergessen, wenn sich eine neue Aktion abzeichnete. Er war Outsider, und seine selbstgestellte Aufgabe war, die Kranken zu jagen und hinzurichten.
Er arbeitete wieder allein, ohne Unterstützung der Regierung. Reginald Bull war verschwunden, und niemand zahlte ihm Prämien. Also mußte er wieder die Beute, die er machte, als Prämie ansehen.
Das Mädchen kam hinter ihm auf die Terrasse und blieb neben ihm stehen. Sie lehnte sich verlangend an ihn. „Was gibt es, Jocelyn? Du bist plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher