0719 - Sargasso-Tod
bedeutete den Dämonen überhaupt nichts. Das zeigte sich auch in den Worten, die nun gesprochen wurden.
»Unser Versuch ist ein voller Erfolg. Sterbliche Menschen haben keine Chance gegen meine magischen Ranken.«
Der Tatka, der voller Selbstgerechtigkeit diese Feststellung getroffen hatte, wurde Roa genannt. Er war der offizielle Älteste und Anführer der Dämonensippe. Eine Position, die ihm von dem jüngeren Bri stets streitig gemacht wurde.
Dieser öffnete nun sein Maul. Wie die anderen Tatkas hatte er einen tonnenförmigen, schwarzen Leib, drei rote Augen und Tentakel wie ein Tintenfisch.
»Bist du sicher, Roa? Das war noch nur ein Hirtenmädchen, das deine Ranken in Stücke gerissen haben. Aber wenn nun bewaffnete Soldaten mit Äxten oder Schwertern auf deine Winden losgehen…«
»…dann werden sie ebenfalls nichts erreichen, Bri. Es sind magische Ranken, vergiss das nicht. Kein sterblicher Soldat kann sie mit seinen Waffen überwinden.«
»Und wozu soll das nun gut sein?«
Diese Frage war von Zwa gekommen. Er war zweifellos der dümmste Tatka. Ihm musste man alles dreimal erklären. Also erläuterte Roa noch einmal seinen Plan.
»Ich will endlich diesen Angeber Kabor in die Abgründe des Nichts stürzen. Aber so einfach ist das nicht. Dieser Seelenfresser hat sich das ganze Volk von Nudraka untertan gemacht. Also werden wir dieses Volk terrorisieren. Mit Hilfe meiner magischen Schlingpflanzen.«
»Warum?«
»Weil sie dann merken, dass ihr ›großmächtiger Gedankenfürst‹ sie nicht beschützen kann! Sie werden sich von ihm abwenden, ihm nicht mehr folgen. Natürlich wird Kabor versuchen, sein Volk mit Angst und Schrecken wieder gefügig zu machen. Aber das kostet ihn Energie. Und die dunklen Mächte haben uns noch einen weiteren Vorteil verschafft!«
»Wieso?«
»Hast du nicht bemerkt, dass in Nudraka zwei Fremde gefangen genommen wurden? Es sind niemand anders als dieser Weißmagier Zamorra und seine Gefährtin.«
Nun schaltete sich Bri wieder ein. Er wusste natürlich, dass Roa sich in allen Sphären des Multiversums auskannte. Die wichtigsten Feinde des Dämonenreiches waren ihm geläufig. Bri ahnte, worauf Roa hinauswollte. Trotzdem musste er wieder quer schießen. Schon aus purer Lust am Widerspruch.
»Du willst gemeinsame Sache mit einem Weißmagier machen?«
»Was heißt schon gemeinsame Sache, Bri. Wir werden Zamorra ein wenig unterstützen, damit er Kabor schädigen kann. Wenn dann gleichzeitig meine magischen Ranken mit ihrem Zerstörungswerk beginnen, wird diese gelbäugige Kröte nicht mehr lange den Erzdämonen spielen!«
»Ich kapiere überhaupt nichts mehr«, sagte Zwa.
»Das ist ja nichts Neues«, seufzte Roa, der Anführer der Tatkas.
***
Der Kerker befand sich tief unter der Erde. Drückend lag die feuchte, kalte Luft in der fensterlosen Zelle.
Die Tempelgardisten hatten Zamorra und Nicole in diesen quadratischen Raum geschleppt und die Tür hinter ihnen verriegelt. Eine stinkende Öllampe verbreitete ein fahles Licht. Immerhin musste es irgendwo einen Rauchabzug geben. Sonst wären die beiden Dämonenjäger in dem winzigen Kabuff unweigerlich erstickt.
Zamorra machte es sich auf einem Strohsack gemütlich - so gut es ging.
»Diese Soldaten haben gezielt nach uns gesucht, Cherie.«
»Wundert dich das? Kabor wird sie uns auf den Hals gehetzt haben. Immerhin ist er in dieser Welt der große Zampano.«
»Schon klar, Nici. Aber warum greift Kabor uns nicht selbst an? Immerhin ist er ein seelenfressender Dämon mit beachtlichen schwarzmagischen Kräften.«
»Ist er das wirklich, Chef? Denk mal an den Kampf zurück, den wir uns mit ihm geliefert haben.«
»Du meinst…«
»Ich meine - warum hat Kabor Fersengeld gegeben? Warum konnte dieser angeblich so mächtige Dämon uns nicht zerschmettern?«
»Ich weiß, worauf du hinaus willst. Kabor ist ein Seelenfresser. Und seinen Appetit haben wir ihm mit unserem magischen Schutzritual gründlich verdorben. Er kann also unsere Seelen nicht verletzen. Und einen materiellen Körper scheint Kabor nicht zu haben. Also musste er uns hierher zerren, wo seine Anhänger aus Fleisch und Blut mit Waffen gegen uns kämpfen können.«
Nicole nickte. Nachdem sie ein paar Minuten lang geschwiegen hatte, öffnete sie ihre schönen Lippen.
»Immerhin haben uns Kabors Schergen Merlins Stern nicht abgenommen. Vielleicht wussten sie nicht, dass dein Amulett ihrem Götzen gefährlich werden kann.«
Zamorra wollte etwas entgegnen.
Doch in
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