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0719 - Sargasso-Tod

0719 - Sargasso-Tod

Titel: 0719 - Sargasso-Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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verspeisen!
    Dieser Satz bekam immer stärker einen entsetzlichen Sinn. Nicole und Zamorra bogen um eine Ecke. Sie ließen das enge Gassengewirr hinter sich und gelangten auf einen breiten Platz.
    Die Statue fiel ihnen sofort auf. Es wäre auch unmöglich gewesen, sie zu übersehen. Sie war aus feinstem Alabaster gefertigt und musste ein Vermögen gekostet haben.
    Trotzdem blieb die dargestellte Figur auf dem Marmorsockel abstoßend hässlich. Doch für die Einwohner von Nudraka war die Statue offensichtlich ein Kultobjekt. Mindest ein Dutzend Menschen kniete vor dem Denkmal. Passanten grüßten ehrerbietig, wenn ihr Weg sie an dem Sockel vorbeiführte.
    Das fiel Zamorra und Nicole nicht ein.
    Sie würden niemals vor einem Dämon katzbuckeln.
    Denn die Gestalt, die von den Menschen dieser merkwürdigen Welt so inbrünstig verehrt wurde, war kein anderer als Kabor, der Seelenfresser!
    ***
    »Bei den Glubschlichtern der Panzerhornschrexe!«, zischte Nicole. »Diese grässliche Krötenvisage gibt es nur einmal im ganzen Multiversum!«
    Zamorra öffnete den Mund, um zu antworten. Doch in diesem Moment erschien eine Abteilung Uniformierter am entgegengesetzten Ende des Platzes.
    Ihre Kleidung unterschied sich von jener der Torwachen. Diese Soldaten trugen stachelbewehrte Helme, die auf die Entfernung an Seeigel erinnerten. Auf ihren goldenen Schilden war als Relief Kabors Krötenvisage dargestellt. Über ihren grünen Tuniken hatten sie silberne Brustpanzer. Die aktive Bewaffnung bestand aus Speeren, Keulen und Kurzschwertern.
    Respektvolle Rufe ertönten. Ein Raunen ging durch die Menge.
    »Die Tempelgarde!«
    Die Soldaten schwiegen zunächst. Doch das änderte sich schlagartig, als sie Zamorra und Nicole ins Blickfeld bekamen.
    Die Männer senkten ihre Speere und verfielen in einen Laufschritt.
    »Zum Angriff!«, brüllte einer von ihnen, in dessen Bart riesige Perlen geflochten waren.
    ***
    Die beiden Dämonenjäger nahmen die Beine in die Hand und rasten in eine dunkle Gasse hinein.
    Ziegenhändler boten hier ihre vierbeinige Ware an. Während sich Zamorra und Nicole zwischen den meckernden Tieren hindurchdrängten, fiel dem Parapsychologen eine Beschwörung ein, die er einst in einem alten Zauberbuch gelesen hatte.
    Ob sie auch in Nudraka funktionieren würde?
    Ein Versuch konnte nicht schaden.
    Zamorra schrie einen unverständlichen Satz, der in einen hellen Diskant umkippte.
    Die Wirkung war verblüffend.
    Die Ziegen schienen plötzlich von ungeahnten Kräften durchströmt zu werden. Viele von ihnen rissen sich einfach los. Stricke wurden zerfetzt. Die Böcke senkten drohend ihre Hörner, wenn die Händler sich ihnen in den Weg stellen wollten.
    Die friedlichen Wiederkäuer wurden wild. Es entbrannte eine Art Ziegen-Stampede. Zwischen den beiden Dämonenjägern und ihren Verfolgern bevölkerten plötzlich Hunderte von unbezähmbaren Böcken und Geißen die enge Gasse.
    Zamorra und Nicole gewannen wertvolle Zeit.
    »Aufhalten! Aufhalten, die Frevler!«
    Die befehlsgewohnte Stimme des Offiziers hallte durch die schmale Straße, übertönte sogar noch das Meckern der Ziegen und die Schreie der Viehhändler.
    Ein dicker Einheimischer stellte sich den Fliehenden in den Weg. Zamorra täuschte an und schickte ihn dann mit einem wohldosierten Handkantenschlag gegen die Schläfe ins Land der Träume. Der Beleibte sackte in sich zusammen.
    Die Dämonenjäger sprangen über den feisten Körper hinweg.
    »Wohin jetzt?«, rief Nicole. Sie befanden sich wieder in dem undurchdringlichen Gassengewirr von Nudraka. Gleich darauf beantwortete sich die Frage von selbst.
    Eine weitere Abteilung Tempelgardisten erschien auf der Bildfläche. Die beiden Einheiten drohten, die Dämonenjäger in die Zange zu nehmen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die ursprünglichen Verfolger durch die Ziegenherde gekämpft hätten.
    Wortlos nahm Zamorra Nicole an der Hand und zog sie hinter sich her.
    Eine Richtung war so gut wie die andere, wenn man sich in der Stadt nicht auskannte.
    Sie liefen in eine Gasse, aus der verführerische Düfte drangen. Offenbar verkauften hier die Parfümhändler ihre selbst gefertigten Kreationen.
    Zamorra blickte sich suchend um.
    Eine Leiter!
    Sie lehnte an einem der flachen, einstöckigen Gebäude, die in Nudraka üblich zu sein schienen.
    Zamorra und Nicole rasten die Sprossen hinauf. Am Ende der Gasse waren bereits die ersten Soldaten zu sehen. Die Uniformierten brüllten drohend und schwangen ihre

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