0719 - Sargasso-Tod
Freundin, der eine Armeslänge entfernt vor ihm stand. Denn dieser Körper wurde nun von einer Kraft gesteuert, die Bernd absolutes Grauen einflößte.
Der Student drehte sich um. Er begann zu laufen. So schnell, wie das in dem kalten Atlantikwasser möglich war. Hoch spritzte die Gischt. Wie in einem Alptraum kam es Bernd so vor, als würde er sich nur in Zeitlupe fortbewegen. Obwohl etwas Grässliches hinter ihm war…
Noch hatte Kabor keine drohende Haltung eingenommen.
Regine Mertens' Körper, der nun von diesem fremden Wesen beherrscht wurde, stand noch am selben Platz wie zuvor. Die Wellen umspülten die wohl geformten Oberschenkel der jungen Frau. Sie stemmte die Fäuste in ihre runden Hüften.
Und dann lachte sie.
Das ist nicht Regine!, schrie eine Stimme in Bernds Hinterkopf. Er konnte nicht verstehen, dass im Körper seiner Freundin nun dieser - dieser Kabor hauste. Jedenfalls war es nicht Regines Stimme, die nun dieses schrille Gelächter hervorbrachte.
Schaurig klang es durch die einsame Bucht, wurde als Echo von den schroffen Felsen zurückgeworfen.
Bernd fühlte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. Und dieser Zustand kam gewiss nicht von der Anstrengung, durch das tiefe Wasser zu laufen.
Der Student warf einen Blick über die Schulter nach hinten.
Noch hatte Kabor die Verfolgung nicht aufgenommen. Der Eindringling in Regines Körper stand wie angewurzelt in der Brandung. Nur sein zynisches Gelächter wurde von Regines schönen Lippen aus in die Welt geschleudert.
Bernd stolperte.
Für einen entsetzlichen Moment tauchte er mit dem Kopf unter Wasser. Das Salz brannte in seinen Augen. Außerdem hatte er etwas von der eiskalten Brühe geschluckt.
Hustend und keuchend kam er wieder hoch. Gequält rang er nach Atem.
Aber dann schnellte er wieder vorwärts. Das Adrenalin raste durch seinen Körper, verlieh dem jungen Studenten zusätzliche Kräfte.
Endlich spürte er den trockenen Sand unter seinen Leinenschuhen.
Nur weg von hier!
Dieser Gedanke beherrschte Bernds Bewusstsein. Er musste den Jeep erreichen… Den Wagen starten… Und dann über die Inselstraße nach Valverde fliehen!
Doch nun bewegte sich auch Kabor auf das Ufer zu.
Bernd erblickte ihn nicht. Der Student schaute nicht mehr zurück. Doch er spürte in seinem Inneren, dass dieses Wesen hinter ihm her war.
Das Lachen war verklungen.
Unheimliche Stille breitete sich über der einsamen Bucht aus. Bernd konnte nur das Keuchen seines eigenen Atems hören. Und das sanfte Rauschen der Brandung, die sich am Strand brach. Ein friedliches Geräusch. Wie zum Hohn.
Bernd stolperte über den Strand. Trotz der fehlenden Beleuchtung reichte das Mondlicht, um zu dem Jeep finden zu können.
Wie ein schwarzes Monster zeichnete sich die Silhouette des Autos vor dem Hintergrund des helleren Sternenhimmels ab. Bernd hatte den Wagen auf dem harten flachen Felsuntergrund geparkt. Bis zur Inselstraße waren ungefähr 500 Meter zurückzulegen.
Doch Kabor nahte bereits!
Der Student konnte in seiner Panik keinen klaren Gedanken fassen. Er konnte es nicht glauben, dass seine Freundin von diesem Wesen innerlich zerfressen worden war.
Und vor allem: Wo befand sich Regines Seele? Wenn Kabor jetzt in dem Körper der Studentin lebte, wo war dann ihr eigenes Bewusstsein?
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf schossen, riss Bernd die Fahrertür auf. Zum Glück steckte der Zündschlüssel.
Doch in seiner Nervosität würgte der junge Deutsche zunächst den Motor ab. Er biss sich so stark auf die Lippe, dass er Blut schmeckte.
Beim zweiten Anlauf röhrte der Motor auf, erleuchteten die Scheinwerfer den felsigen Boden.
Doch die Freude über den gelungenen Start währte nicht lange. Denn inmitten der Lichtkegel kam nun Kabor im Körper von Regine Mertens auf Bernd zu!
***
Die schöne weibliche Gestalt hatte kaum noch etwas Menschliches an sich. Sicher, auf den ersten Blick war es immer noch der Körper von Regine - zwei Beine, zwei Arme, ein Kopf.
Und doch war eine grauenvolle Veränderung mit ihr vor sich gegangen, die sich noch verstärkt hatte.
Ihre Haut schien zu vibrieren. Außerdem hatte ihr Teint eine merkwürdige grünliche Färbung angenommen. Oder täuschte dieser Eindruck? Wurde er durch das grelle Scheinwerferlicht in der dunklen Nacht hervorgerufen?
Jedenfalls war Bernd nun in der Zwickmühle.
Er hatte den Jeep so geparkt, dass er mit dem Kühler zur Inselstraße hin stand. Aber er konnte doch nicht einfach losfahren!
Wenn er sich
Weitere Kostenlose Bücher