0719 - Sargasso-Tod
war.
Butler William schmunzelte. Er konnte dem Jungdrachen nie lange böse sein. Und auch Zamorra und Nicole drückten bei seinem neuesten Missgeschick beide Augen zu.
»Der Dudelsack funktionierte ohnehin nicht mehr richtig«, räumte der Butler ein. »Sonst wäre er nicht beim Gerümpel gelandet. Aber ich bin sicher, dass Mister MacFool mir nun gerne dabei helfen wird, den Schuppen aufzuräumen!«
»Natürlich, sehr gerne«, maulte Fooly wider besseres Wissen. Er ließ die Flügel hängen. Seine Begeisterung hielt sich in engen Grenzen. Aber wenigstens war ihm diesmal nicht das Taschengeld gestrichen worden.
Mit gesenktem Kopf trottete er hinter Butler William in den Geräteschuppen.
Zamorra und Nicole lächelten sich gegenseitig an. Dann legte der Dämonenjäger seinen Arm um seine Gefährtin. Eng aneinander geschmiegt betraten sie das Hauptgebäude des Schlosses.
Nicole Duval war genauso gespannt wie Zamorra. Daher wusste sie es zu schätzen, dass er sofort sein Arbeitszimmer ansteuerte, sobald er den schweren Wintermantel abgelegt hatte. Sie folgte ihm. Schließlich wollte sie auch wissen, was für eine Meldung Pascal Lafitte entdeckt hatte.
Zamorra ließ sich in seinen Drehsessel fallen, der im Zentrum des hufeisenförmig geschwungenen Arbeitspultes mit den drei Computerterminals und Monitoren stand.
Er rief das entsprechende Programm auf und druckte die von Pascal eingescannte Pressemeldung aus.
Nicole war hinter ihn getreten. Sie legte die Hände auf seine Schultern und beugte sich zu ihm herab. Ihr langes Haar kitzelte Zamorra in der Nase.
Die Zeitungsmeldung stammte offenbar aus einer spanischen Lokalzeitung.
UNERKLÄRLICHE TODESFÄLLE Einen grausigen Fund machte der auf El Hierro ansässige Lebenskünstler Don R. (48). Der gebürtige Amerikaner, der seit über drei Jahrzehnten als »Aussteiger« in einer Höhle im Süden der Insel lebt, meldete den Tod von zwei jungen Urlaubern. Die Guardia Civil, die R. zunächst unter Mordverdacht festnahm, hat ihn inzwischen wieder entlassen. Eine erste Obduktion ergab, dass die Gehirne der Opfer förmlich geschmolzen waren. R. verfügt über keine Mittel, um auf diese Weise den Tod herbeizuführen. Isidro Benân, Gerichtsmediziner in Las Palmas: »Einen solchen Fall habe ich in fünfunddreißig Dienstjahren nicht erlebt!«
Don R. war unter Verdacht geraten, nachdem er den Ermittlern von einem riesigen Dämon berichtet hatte, der die Opfer angegriffen haben soll. Alonso Gonzales, Sprecher der Guardia Civil: »Wir ermitteln weiterhin in alle Richtungen. Bei Senor R. fehlt allerdings das Motiv.«
»Ein riesiger Dämon also.« Nicole Duval hatte die Meldung ebenfalls gelesen, indem sie über Zamorras Schulter gelinst hatte. Genau wie ihr Gefährte sprach und las sie Spanisch fließend. »Glaubst du, da ist was dran, Chef?«
Zamorra zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen.
»Schwer zu sagen. Aus der Nachricht geht nicht hervor, was sonst noch mit den Opfern geschehen ist. Sind ihre Körper unversehrt geblieben? Wie hat sich dieser Dämon manifestiert? Wenn es überhaupt einer gewesen ist.«
Nicole blinzelte.
»Vielleicht sind diesem Aussteiger Don R. ja auch nur irgendwelche Spaßkräuter zu Kopf gestiegen. Nach dem Motto: Hast du Haschisch in den Taschen, hast du immer was zu naschen.«
Zamorra grinste.
»Wir wollen ja keine Vorurteile pflegen, Cherie. Aber wenn es kein Dämon war - wer oder was hat dann die Gehirne der beiden Menschen zerstört?«
»Diese Frage wird sich wohl nur vor Ort klären lassen, Chef. Im warmen, milden Winterklima der Kanarischen Inseln, auf einer kleinen Insel vor der afrikanischen Küste…«
Zamorra warf einen Blick aus dem Fenster. Gerade prasselte ein eiskalter Schneeregenschauer gegen die Scheiben. Er legte seinen Arm um Nicoles Hüften.
»Willst du mir etwas unterstellen, Cherie?«
Nicole schmunzelte.
»Wie käme ich denn dazu? Nein, das tolle Klima auf den Kanaren ist nur eine angenehme Begleiterscheinung. Du bist kein Schönwetter-Dämonenjäger, das ist mir klar. Notfalls würdest du den Schwarzblütigen bis zum Nordpol hetzen.«
»Aber auch nur notfalls!«
Zamorra und Nicole lachten. Doch dann wurden sie wieder ernst.
»Ich werde uns einen Flug buchen, Chef.«
»Ja, Regenbogenblumen sind ja nirgendwo in der Nähe der Kanaren zu finden«, erwiderte Zamorra. Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Schönwetter-Dämonenjäger - das Wort muss ich mir merken…«
***
Es war nicht gerade einfach
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