072 - Auf Leben und Tod
sich sie bei dem Mongolenführer spürte.
Koruun meinte es nicht ehrlich. Er führte etwas im Schilde. Etwas, das Maddrax betraf…
»Was ist?«, sprach der Häuptling sie plötzlich an. »Nicht wollen zu mir kommen? Noch Platz auf Lager.« Er entblößte seine gelben Zähen zu einem Grinsen und rollte lüstern mit den Augen, sodass sich Aruula vor Abscheu schüttelte.
»Nein danke«, erwiderte sie. »Ich stehe lieber.«
»Dumm von dir. Solltest zeigen mehr Freundschaft. Kublai Koruun kann dich beschützen.«
»Keine Sorge«, versetzte Aruula, »ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Und außerdem habe ich Maddrax zum Gefährten.«
»So ist«, bestätigte Koruun und kicherte.
»Frage, wie lange noch.«
»Wovon sprichst du?«
»Spreche davon, dass Duell gefährlich. Könnte sterben.«
»Maddrax wird nicht sterben«, widersprach Aruula trotzig. »Er wird seinen Gegner besiegen und überleben.«
»Oh, das nicht alles«, sagte Kublai Koruun grinsend. »Nicht nur besiegen. Muss schnell besiegen, sonst geopfert.«
»Was?« Die Barbarin legte ihre Stirn in Falten. »Verdammt, was redest du da?«
»Rede davon, dass Opferkampf. Tribut an Götter. Einer von jeder Seite muss sterben. Wer zuerst siegt, verurteilt Gefährten zum Tod.«
»Was?« Aruula machte große Augen.
»Verdammt, warum hast du das nicht gesagt?«
»Maddrax nicht fragen.« Der Häuptling lachte.
»Du verdammter, elender Dreckskerl!« Aruula fuhr herum, warf einen Blick aus dem Fenster. Es war zu spät, um Maddrax noch zu warnen - der Kampf hatte bereits begonnen. Dennoch - sie musste es versuchen.
Aruula biss die Zähne zusammen. In einem jähen Entschluss fuhr sie herum, wollte die Loge verlassen, um irgendwie hinunter zu kommen und Matt zu warnen.
Doch Koruuns Wache war schneller.
Auf einen Wink des Mongolenführers hin kreiste sie Aruula ein, und die Barbarin sah sich von zwei Dutzend Speeren umringt.
Selbst wenn es ihr noch gelungen wäre, nach ihrem Schwert zu greifen - gegen eine solche Übermacht konnte sie nichts ausrichten.
Mit wilden Blicken starrte sie umher, heftig hob und senkte sich ihre Brust.
Doch dann gewann die Vernunft in ihr die Oberhand. Maddrax hätte nicht gewollt, dass sie sich in einem sinnlosen Kampf opferte. Und das war die einzige Option, die ihr blieb…
***
Matt kam sich vor, als unternehme er einen Spaziergang durch die Vergangenheit.
Allerdings durch eine Vergangenheit, die so lange zurück lag, dass sich kaum jemand mehr an sie erinnerte.
Jahrhunderte alte Wracks von Autos, Teile von Maschinen und Motoren, Reste von Wohnungseinrichtungen, Stahlträger, die wie die Knochen eines gewaltigen Skeletts in den aschgrauen Morgenhimmel ragten - all das lag hier auf wenige Dutzend Meter komprimiert.
Vieles davon erinnerte Matt an die Welt, die einmal existiert und in der er selbst gelebt hatte. Doch es machte ihm auch klar, wie lange diese Zeit zurücklag.
Jetzt, an diesem Ort, spielte sie keine Rolle mehr.
Er durfte sich davon nicht ablenken lassen, sonst würde er bald ein ebenso lebloses Relikt aus jener Zeit sein wie all der Schrott, der hier herumlag.
Von einer rostigen Apparatur, aus der mehrere Eisenrohre ragten, die offenbar einmal Wasserleitungen gewesen waren, knickte Matt ein etwa meterlanges Stück Rohr ab. Aus einer seiner Taschen beförderte er ein Stück Tuch zutage, mit dem er das rostige Metall umwickelte.
Dann schwang er es mehrmals durch die Luft.
Es war primitiv, aber es war eine Waffe. Jedenfalls so lange, bis er etwas Besseres fand.
Wachsam blickte sich Matt um, während er weiter durch die Trümmergasse schlich. Von den Zäunen, die das Areal umgaben, drangen die Anfeuerungsrufe der Schaulustigen herüber, Gesänge und böswilliges Gelächter.
Möglicherweise war Matts Gegner schon ganz nahe und die Zuschauer konnten ihn schon sehen, während er selbst noch im Dunkeln tappte. Möglicherweise schlich er sich gerade jetzt von hinten heran…
Matt wirbelte auf dem Absatz herum, die Stange beidhändig umklammert - aber da war nichts, nur das Jahrhunderte alte Wrack eines Pick Up, dessen offen stehende Motorhaube ihn anstarrte wie das Maul eines Ungeheuers.
»Shit!«
Matt wandte sich um und schlich weiter - um wenige Augenblicke später tatsächlich seinen Gegner zu sehen zu bekommen, der auf einem Wagendach stand und auf ihn herab blickte.
Der Kerl sah anders aus, als Matt es erwartet hatte - kein muskelbepackter Hüne, sondern ein drahtiger, kleinwüchsiger Kerl, der wie
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