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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Goodman mit Genugtuung. „Die Eichentäfelung stammt noch aus der Zeit, als dies ein Mönchskloster war."
    Mrs. Elvery nahm ihr Lorgnon und sah neugierig zur Wand, hinüber. Sie entdeckte jetzt auch, daß dieser Teil der Täfelung tatsächlich eine Tür sein mußte. Die Holzverkleidung war glattgescheuert und heller als an den übrigen Stellen.
    „Auf diesem Weg kamen die alten Mönche in die Halle. Es geht ein Gerücht um, daß dieser Gang zu einer unterirdischen Kapelle führt, die bis zur Reformation noch in Gebrauch war. Diese Halle bildete den Vorraum zum Refektorium, dem Speisesaal des Klosters. Die ganze Anlage ist später natürlich geändert worden, und wahrscheinlich hat man den Gang zur unterirdischen Mönchskapelle zugemauert. Nach alten Berichten pflegten die Mönche die Kapelle jeden Tag zu besuchen, und sie gingen in geschlossenem Zug zu zweien dorthin. Die unterirdische Kapelle oder Krypta war eine Grabkirche, und der Besuch sollte sie an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnern."
    Veronika atmete schwer.
    „Wenn irgendwo eine Kapelle existierte", sagte Mrs. Elvery mit leuchtenden Augen, „so würde das auch erklären, daß man immer Orgelspiel hört."
    Goodman schüttelte den Kopf.
    „Nein, das ist alles nur Einbildung. Wenn man gut gegessen hat, träumt man unruhig. Das ist meiner Meinung nach, die einzige Erklärung." Dann wechselte er das Thema. „Sie haben mir doch erzählt, daß der junge Mr. Fane herkommt?"
    „Das stimmt nicht. Er ist zwar sehr interessant, aber deshalb nehmen sie ihn ja nicht auf. Sie wollen nur alte, uninteressante Vogelscheuchen haben." Plötzlich fiel ihr ein, daß sie das nicht sagen durfte, und sie fügte schnell hinzu: „Damit meine ich natürlich nicht Sie, Mr. Goodman."
    Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde, und schaute sich um. Mary Redmayne kam herein.
    „Wir haben eben über Mr. Fane gesprochen", sagte Mrs. Elvery.
    „So?" fragte Mary ein wenig kühl. „Es ist ja wohl nicht viel Interessantes über ihn zu erzählen."
    Das Gespräch schleppte sich noch eine Weile hin, bis sich die Gäste schließlich Gute Nacht wünschten und sich zurückzogen.
    Der Colonel hatte sich nicht sehen lassen. Er saß in seinem Studierzimmer. Mary wartete, bis der letzte Gast gegangen war, dann klopfte sie bei ihm an. Von draußen konnte sie hören, daß er den kleinen Schrank schloß, bevor er öffnete.
    „Guten Abend, mein Liebling", sagte er mit unsicherer Stimme.
    „Ich möchte mit dir sprechen, Vater."
    Er machte eine müde, abwehrende Bewegung.
    „Ich wünschte, du würdest mich heute abend in Ruhe lassen. Ich bin so nervös."
    Sie schloß die Tür, ging auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter.
    „Vater, können wir nicht von hier fortziehen? Es wäre doch am besten, wenn wir dies entsetzliche Haus verkauften."
    Er hielt den Blick gesenkt und sagte, er könnte wohl verstehen, daß sie sich hier langweile.
    „Nein, das meine ich nicht. Es ist hier nicht langweiliger als in der Schule. Aber es ist unheimlich. Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich fürchte mich hier im Haus!"
    Er konnte sie nicht ansehen.
    „Ich verstehe nicht recht, wie du das meinst." „Aber Vater, es geht hier etwas Furchtbares vor. Du weißt das sehr gut. Nein, glaube nur nicht, daß ich nervös bin und mir etwas einbilde. Ich habe es vorige Nacht selbst gehört - zuerst Orgelspiel, dann einen entsetzlichen Schrei!" Sie bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen. „Ich kann es nicht länger ertragen! Dann sah ich eine Gestalt, die über den Rasen lief. Es war grauenvoll. Der Mann hatte einen schwarzen Umhang um. Mrs.Elvery hat den Schrei auch gehört. - Aber was ist denn das?" Sie fuhr plötzlich zusammen, wurde bleich und zitterte am ganzen Körper. „Hörst du es nicht?" flüsterte sie.
    „Das ist der Wind", entgegnete er heiser. „Nichts als der Wind."
    „Aber höre doch!" Auch er mußte die schwachen Töne einer Orgel vernommen haben. „Hörst du denn immer noch nichts?"
    „Nein", sagte er eigensinnig.
    Sie bückte sich und lauschte.
    „Wirklich nicht?" fragte sie dann aufs neue. „Ich höre unten Schritte auf dem steinernen Fußboden -"
    Plötzlich schrie sie auf, draußen klopfte es laut an die Haustür.
    „Jemand ist draußen", sagte sie leise mit blutleeren Lippen.
    Redmayne zog eine Schublade auf und nahm einen Browning heraus, den er in eine Tasche seines Rocks gleiten ließ.
    „Geh in dein Zimmer", sagte er zu seiner Tochter.
    Dann trat er hinaus in die dunkle

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