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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Halle, blieb einen Augenblick stehen und knipste das Licht an. Währenddessen kam Cotton von den Dienstbotenräumen her. Er war vollkommen angekleidet.
    „Was ist los?" fragte Redmayne.
    „Es muß jemand an der Tür sein. Soll ich öffnen?"
    Eine Sekunde zögerte der Colonel.
    „Ja", erwiderte er dann.
    Cotton nahm die Kette von der Tür, drehte den Schlüssel um und riß sie auf. Ein großer Mann stand draußen, er schien ein wenig hin und her zu schwanken.
    „Es tut mir leid, daß ich Sie störe", sagte Ferdie Fane, dessen Mantel vom Regen durchnäßt war. Er trat in die Halle und sah von einem zum andern. „Ich bin der zweite Besucher, der heute abend zu Ihnen ins Haus kommt."
    „Was wünschen Sie?" fragte Redmayne.
    Es war seltsam, daß der Anblick dieses halb betrunkenen Mannes ihm in gewisser Hinsicht Erleichterung verschaffte.
    „Sie haben mich aus dem Gasthaus zum Roten Löwen rausgeschmissen." Ferdie sah den Colonel mit glasigem Blick an. „Ich möchte hier wohnen."
    „Laß ihn hier, Vater."
    Redmayne drehte sich um. Seine Tochter stand hinter ihm.
    „Bitte, laß ihn hier wohnen. Er kann Zimmer Nr. 7 haben."
    Ein Lächeln glitt über Mr. Fanes Züge, und er sah nun bedeutend besser aus als vorher.
    „Vielen Dank für die Einladung. Ich nehme sie ohne weiteres an."
    Sie schaute ihn erstaunt an. Der Regen hatte seinen Mantel ganz durchnäßt, das Wasser tropfte auf den Fußboden. Stunden mußte er draußen im stürmischen Wetter zugebracht haben. Wo mochte er nur gewesen sein? Es war auch merkwürdig, daß er so wenig sprach. Cotton brachte ihn nach Zimmer Nr. 7, das in einem entfernten Flügel lag. Marys Zimmer lag über der Eingangshalle. Nachdem sie sich von ihrem Vater verabschiedet hatte, schloß und verriegelte sie ihre Tür, kleidete sich langsam aus und legte sich ins Bett. Sie war zu aufgeregt, um schlafen zu können, und warf sich von einer Seite auf die andere.
    Als sie gerade etwas Ruhe hatte finden können, hörte sie ein sonderbares Geräusch und richtete sich im Bett auf. Der Wind heulte um das Haus und trieb den Regen gegen die Fensterscheiben, aber davon war sie nicht aufgewacht. Sie hörte leise Stimmen in dem Zimmer unter ihr. Ihrer Meinung nach mußte es Cotton sein - vielleicht war es aber auch ihr Vater. Sie hatten beide eine tiefe Stimme.
    Dann ließen plötzlich grauenvolle Laute das Blut in ihren Adern erstarren. Es war das furchtbare Lachen, eines Wahnsinnigen, das von unten heraufklang. Einen Augenblick war sie gelähmt vor Schrecken, dann sprang sie aus dem Bett, zog ihren Morgenrock an und eilte die Treppe hinunter. Als sie über das Geländer schaute, sah sie unten eine Gestalt in der Eingangshalle.
    „Wer ist da?" fragte sie mit zitternder Stimme.
    „Es ist alles in Ordnung, Liebling."
    Es war ihr Vater. Sein Schlafzimmer lag neben dem Arbeitszimmer im Erdgeschoß.
    „Hast du etwas gehört?"
    „Nein, nichts", erwiderte er barsch. „Geh zu Bett."
    Aber Mary Redmayne war mutig.
    „Ich will nicht zu Bett gehen", entgegnete sie entschlossen und stieg die Treppe hinab. „Es war jemand unten in der Halle, ich habe gehört, wie er mit einem anderen sprach."
    Sie legte die Hand auf die Türklinke, die zur Halle führte, aber dann nahm er sie am Arm.
    „Um Himmels willen, Mary, geh nicht hinein."
    Ungeduldig machte sie sich von ihm frei und riß die Tür auf.
    Es war vollkommen dunkel. Mit wenigen Schritten war sie beim Schalter und knipste das Licht an. Zuerst sah sie nichts, aber dann...
    Mitten im Zimmer lag ein Mann, der mit weitgeöffneten Augen zur Decke starrte. Er war tot.
    Als sie genauer hinschaute, erkannte sie den Fremden mit der Lederschürze, der am Morgen die Auseinandersetzung mit Ferdie Fane gehabt hatte.

8
    Chefinspektor Hallick kam im Auto mit einem Fotografen und seinem Assistenten von London. Sowohl er als auch der Polizeiinspektor, in dessen Bereich Monkshall lag, erkannten den Toten sofort.
    Connor! Joe Connor, der noch vor einigen Monaten im Gefängnis gesagt hatte, daß er O'Shea bis ans Ende der Welt folgen würde! Und nun lag er hier am Boden mit gebrochenem Genick. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß O'Shea der Täter war. Connor war nicht sein erstes Opfer.
    Hallick ließ die Gäste einzeln in die Halle kommen und fragte sie, was sie gehört hätten, dann auch die Dienstboten. Cotton war sehr gesprächig und erzählte viel. Er konnte sich auf den Mann besinnen, sagte aber, er könne sich nicht erklären, wie dieser ins Haus gekommen sei.

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