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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Falten und Runzeln in Sophie Ardels Gesicht noch tiefer. Abgrundtief böse sah sie aus. Die Augen des Kleinen glimmten wie glühende Kohlen.
    Voller Angst wollte Marie so schnell wie möglich fort.
    „Bin ich dir etwas schuldig, Sophie?“ fragte sie.
    Die Frau mit dem Hexengesicht schüttelte den Kopf. Der Kleine sagte kein Wort.
    „Also dann, auf Wiedersehen.“
    Marie rannte fast aus dem Wohnwagen. Als sie die Tür hinter sich schloß, die drei Stufen herabstieg, hörte sie Sophie im Wohnwagen lachen. Ein höhnisches, gellendes Gelächter. Ein kalter Schauer überlief Marie.
     

     
    Balduin, der schweigsame Mann mit der Pfeife, führte sie wieder zum Taxi. Ein Hund heulte in der Ferne. Marie stieg ein, sagte dem Taxifahrer, er solle sie zurückbringen.
    Eine halbe Stunde später war sie zu Hause. Da sie bis Mitternacht noch mehr als eine Stunde Zeit hatte, beschloß sie, einen Spaziergang zu machen, um ihre Gedanken zu ordnen. Langsam ging sie die Straße entlang.
    Das Villenviertel war um diese Zeit verlassen. Marie sah niemanden auf der Straße. Die Pappeln bogen sich im Wind. Es war Marie fast, als höre sie menschliche Stimmen im Rauschen der Blätter. Aus einem dunklen Garten drang ein Geräusch, das wie Schmatzen klang.
    Marie ging schneller. Sie glaubte, ihre Nerven seien überreizt und täuschten ihr all die Geräusche und Wahrnehmungen vor. Trotzdem hatte sie immer wieder das Gefühl, von etwas Unsichtbarem berührt zu werden. Es war ihr, als verfolge sie etwas.
    Mehrmals drehte Marie sich um, doch sie konnte nichts und niemanden sehen. Auf der Hauptstraße endlich begegnete sie Menschen. Autos fuhren vorbei, eine Straßenbahn.
    Marie Walter ging in ein Lokal. Es war von Rauch und Männerstimmen erfüllt. Sie fand einen freien Tisch in der Ecke, bestellte eine Tasse Kaffee. Während sie ihn trank, überlegte sie, was sie tun sollte. Sie bestellte und trank noch einen zweiten Kaffee, rauchte vier Zigaretten.
    Es ging auf Mitternacht zu.
    Marie stand auf, zahlte an der Theke und ging. Sie trat hinaus in die Nacht und kehrte in die Villa Edgar Kronbergers zurück.
     

     

Als sie ankam, war es 0.15 Uhr. Alles im Haus war ruhig. Nur in Kronbergers Räumen brannte Licht. Marie ging die Treppe hoch zum Totenzimmer im ersten Stock. Sie lauschte an der Tür, aber sie hörte nichts. Es war auch kein Lichtschein zu entdecken.
    Marie schloß auf. Sie knipste das Licht an. Der gläserne Sarg mitten im Zimmer war leer. Irene Kronberger war verschwunden.
    Marie Walter verließ das Totenzimmer, schloß die Tür wieder ab. Sie ging den Gang entlang, löschte das Licht aus, verbarg sich dann in einer Türnische. Dort wartete sie geduldig, denn jetzt wollte sie alles wissen.
    Wenige Minuten vor ein Uhr leuchtete das Treppenlicht auf. Marie Walter hörte Stimmen, Schritte. Dann flammte die Flurbeleuchtung auf. Marie Walter spähte um die Ecke des Türrahmens.
    Sie konnte gerade noch einen Schrei unterdrücken. Dort kamen Edgar Kronberger und seine tote Frau Irene. Irene Kronberger folgte ihrem Mann. Sie sah genauso aus wie zu Lebzeiten. Die schlanke, hochgewachsene Gestalt, das lange, blonde Haar.
    „Laß mich doch in Frieden bei den Toten ruhen“, sagte die Tote. „Zwing mich nicht mehr, auf diese Welt zu kommen, Edgar. Es ruht ein Fluch auf unserem Tun. Wir werden verdammt sein bis in alle Ewigkeit.“
    Kronbergers Gesicht war maskenhaft starr.
    „Unsinn“, sagte er. „Es gibt immer einen Ausweg. Selbst den Teufel kann man übertölpeln, wenn man es nur geschickt genug anfängt. Du wirst schon sehen, Irene.“
    Er schloß die Tür des Totenzimmers auf. Irene Kronberger ging hinein. Der Bankier blieb im Türrahmen stehen, sah in das Zimmer. Das geisterhafte, bläuliche Licht, das Marie Walter schon einmal gesehen hatte, leuchtete auf und verblaßte wieder.
    Der Bankier schloß die Zimmertür ab. Irene Kronberger lag jetzt wieder starr und tot in ihrem Sarg. Es schlug eins, der unheimliche Spuk war zu Ende.
    In Gedanken versunken sah der Bankier den Gang entlang. Da erblickte er ein Stück von Marie Walters Kleid vor dem Türstock eines der hinteren Räume. Sofort lief er hin. Marie hörte ihn kommen und trat aus der Türnische.
    In Kronbergers Gesicht zuckte es. Der hagere, grauhaarige Mann war nur noch ein Nervenbündel. Grob plackte er Marie am Arm.
    „Sie? Sie haben uns belauscht, Marie, Sie wissen alles.“ „Ja, ich weiß alles.“ Eine tiefe Ruhe war über Marie Walter gekommen, nun da sie wußte, was

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