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072 - Die Rache des Magiers

072 - Die Rache des Magiers

Titel: 072 - Die Rache des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Körper, erhielt ihn am Leben.
    Mit zitternden Knien erhob sich Kronberger. Er wußte, daß es keineswegs ausgestanden war. Der Anfall würde sich wiederholen. Viel Zeit blieb dem Bankier nicht mehr. Wenn nicht beim nächstenmal, dann beim übernächsten war er ein toter Mann. Die schreckliche Todesfurcht verließ ihn, und allmählich vermochte er wieder klar zu denken.
    Er war ein kranker Mann, gehörte in eine Klinik. Doch konnte er das, während Irene jede Nacht von den Toten erwachte, während jener unheimliche Kleine auf ihrer beider Seelen lauerte? Wenn er weg war, würden sie das Totenzimmer im ersten Stock öffnen, Irene in der Familiengruft beisetzen. Und dann? Nicht auszudenken.
    Nein, es mußte einen Ausweg geben.
    Kronberger hörte ein Geräusch vom Bett her, auf das er Marie Walter gelegt hatte. Sie hatte sich auf gesetzt, sah ihn an.
    „Wo bin ich? Wo ist er?“
    „Sie sind in Ihrem Zimmer. Von wem reden Sie denn?“
    Gehetzt schaute Marie Walter sich um. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, daß sie mit dem Bankier allein in ihrem Zimmer war, daß ihr keine Gefahr mehr drohte. Sie bemerkte, wie schlecht Kronberger aussah, wie ein lebender Leichnam. Die Sorge um ihn vertrieb ihre letzte Angst.
    „Um Gottes willen, Herr Kronberger! Sie müssen zu Bett. Ich werde gleich Dr. Sorell bestellen.“
    „Nein, Marie, keinen Arzt. Es ist nichts. Ich brauche nur Ruhe. Ich werde mich ausruhen und den Tag morgen im Bett verbringen. Wenn ich mich morgen abend nicht besser fühle, können Sie Dr. Sorell oder einen anderen Arzt holen, aber so lange warten Sie ab. Holen Sie mir morgen die Herztropfen aus der Apotheke, die ich bei anderen Gelegenheiten schon genommen habe. Damit wird es schon gehen. Nur keine falsche Aufregung, altes Mädchen!“
    Der Bankier war ganz selten so burschikos. Marie Walter verehrte und bewunderte ihn zu sehr, um seinen Anweisungen in diesem Fall entgegenzuhandeln. Vielleicht würde der Tag Ruhe ihm wirklich helfen, ihn zur Besinnung bringen, damit er das Grauen in der Villa beendete.
    Der Bankier suchte seine Räume auf. Marie fand in dieser Nacht keinen Schlaf mehr. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf, was sie tun konnte oder sollte, um Kronberger und seiner toten Frau zu helfen, die jede Nacht zu einem widernatürlichen Leben erwachen mußte.
    Müde und verzweifelt sah Marie den Tag dämmern. Sie wußte nicht, an wen sie sich hätte wenden sollen. Ihr Schwur verbot ihr, Dr. Sorell oder Eberlein die letzte Aufklärung über den nächtlichen Spuk in der Villa zu geben. Zu Sophie Ardel mochte Marie schon gar nicht mehr gehen. Sie wußte, daß ihre frühere Schulfreundin mit dem unheimlichen kleinen Mann im Bunde war. Sophie Ardel war eine Hexe, daran gab es für Marie Walter keinen Zweifel.
    Schon sehr früh stand die rothaarige Frau auf. Sie fühlte sich zerschlagen, denn immerhin hatte sie schon seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Nach einer heißkalten Wechseldusche und zwei Tassen starken Kaffee fühlte sie sich soweit gekräftigt, daß sie den kommenden Tag überstehen konnte.
    Zunächst rief sie Yvonne an und teilte ihr mit, daß sie kein Frühstück für Edgar Kronberger zu machen brauche und daß ihr Mann, der Chauffeur, an diesem Tag nicht benötigt werde, um zum Bankhochhaus zu fahren. Er solle sich aber für alle Fälle bereithalten.
    Marie ging zu Kronbergers Räumen. Der Bankier hatte sich eingeschlossen. Es war nichts zu hören. Marie nahm an, daß er schlief. Auf keinen Fall wollte sie ihn stören.
    Der erste Anruf kam bereits kurz nach acht Uhr . Es war Loderer, Bundestagsmitglied und Kronbergers Kompagnon bei der kleinen Privatbank, die beiden Männern gemeinsam gehörte. Er begrüßte Marie Walter in seiner jovialen Art.
    „Das sind ja schlimme Sachen, die der Edgar da macht. Wie geht es ihm denn?“
    „Den Umständen entsprechend.“ Marie Walter gebrauchte die übliche, nichtssagende Ärztefloskel. „Er ist sehr erschöpft. Wenn Herr Kronberger sich nicht ein paar Tage Ruhe und danach einen längeren Kuraufenthalt gönnt, sieht sein Arzt schwarz für ihn. Ich gebe Ihnen Nachricht, sobald feststeht, wie lange Herr Kronberger seinen verschiedenen Tätigkeiten nicht nachgehen kann.“
    „Tun Sie das, Frau Walter. Und achten Sie auf Edgar. Die Geschäfte werden auch eine Weile ohne ihn laufen. Wir Manager geben das nicht gern zu, aber kein Mensch ist unersetzlich.“
    Er wechselte noch ein paar Worte mit Marie Walter, hängte dann ein.
     

     
    Später

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