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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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warf, dann lenkte er den Wagen durch die einsetzende Dunkelheit auf den Motorway. Ians Anwesen lag auf der anderen Seite der Stadt, gehörte eben noch so zu dem Bereich, den man als Greater Manchester bezeichnete, womit alle Dörfer und Kleinstädte in der Umgebung eingeschlossen waren.
    Die Flasche war bereits zu einem Viertel leer, als Timble die Autobahn verließ und auf eine der kleineren Landstraßen abbog. Es gab nur eine Straße, die an dem Anwesen vorbeiführte und wenn Kathy aus der Innenstadt kam, wovon er einmal ausging, dann musste sie aus südlicher Richtung darauf zufahren.
    Kathy, dachte er und trank einen weiteren Schluck. Bis jetzt hatte er seine Morde dem Zufall überlassen, hatte sich eingeredet, wie eine Art unparteiischer Todesengel zu sein, der über seine Opfer kam. Man konnte das nicht bei den beiden Auftragsmorden vergleichen, die er begangen hatte. Das waren selbst Killer gewesen, irgendwelcher Abschaum, der früher oder später ohnehin im Fluss gelandet wäre.
    Es war für Timble beinahe unerträglich, Teil des Sondereinsatzkommandos zu sein, das sich mit seiner eigenen Mordserie beschäftigte. Er hatte zuviel über seine Opfer erfahren, wusste, dass der erste Tote Vater dreier Kinder gewesen war und gerade ein Haus gekauft hatte. Doch zumindest hatte er ihn nur wenige Minuten lebend gesehen. Über Kathy war ihm mehr bekannt, auch wenn er sie nicht sonderlich mochte. Er wusste, dass ihre Eltern geschieden waren, dass sie eine jüngere Schwester hatte, kannte ihren Sinn für Humor und ihr fehlendes Talent zum Autofahren. Trotzdem wäre es ihm vielleicht nicht schwer gefallen, sie aus großer Entfernung zu erschießen, wenn er ihr Gesicht nicht sehen musste.
    Aber sie aufzuschlitzen und im wahrsten Sinne des Wortes abzuschlachten, so wie es die Beschwörung verlangte?
    Das wollte er nicht.
    Der Whisky wärmte seinen Magen und beruhigte Timble etwas.
    Es ist das letzte Opfer, versuchte er sich selbst zu motivieren. Danach muss ich es nie wieder tun. Nur noch einmal…
    Er kniff die Augen zusammen, als seine Scheinwerfer die Rücklichter eines Wagens aus der Dunkelheit rissen. Sein Fuß löste sich vom Gaspedal. Langsam fuhr er auf den Wagen zu, sah das Polizeikennzeichen und die Silhouetten zweier Personen darin. Er glaubte Kathys rote Haare zu erkennen und fragte sich, wer sie begleitete und weshalb sie am Straßenrand parkten.
    Timble gab Gas, fuhr an dem Wagen vorbei und wendete hinter der nächsten Kurve. Ruhig legte er den Sicherheitsgurt an und schaltete die Scheinwerfer aus. Jetzt, wo er wusste, dass der Mord kurz bevorstand, war die Angst verschwunden. Es gab nur noch das Adrenalin.
    »Ich bin der Todesengel«, flüsterte er und gab Gas.
    ***
    Nicole hielt sich für eine gute und belastbare Beifahrerin, aber neben Kathy Harrold zu sitzen und ihr nicht ins Lenkrad zu greifen, erforderte eine stoische Todesbereitschaft, die sie überforderte. Dass in England Linksverkehr herrschte, machte es dabei für sie nicht leichter. Und so war sie nicht undankbar darüber, dass die Polizistin sich kurz hinter der Autobahnabfahrt verfahren hatte und es zumindest eine mehrminütige Verschnaufpause im stehenden Wagen gab.
    »Ich bin sicher, dass wir auf der richtigen Straße sind«, sagte Kathy mit einem Blick auf die Karte, »nur gibt es hier keinen Hinweis auf das Anwesen.«
    »Wie ist denn die Hausnummer?«
    Kathy sah auf. »Solche Landhäuser haben keine Nummern, sie haben Namen. Ian Pritchards Anwesen heißt Cloverfield Mansion.«
    Im Licht der Innenbeleuchtung beugte sich auch Nicole über die Polizeikarte. Wenn sie die Zeichen richtig interpretierte, lagen die Häuser weit auseinander und waren von Parks umgeben. Pritchard schien enorm gut zu verdienen, wenn er sich eine solche Adresse leisten konnte.
    »Da!«, sagte Kathy plötzlich und stach mit dem Zeigefinger mitten auf die Karte. »Es liegt direkt hinter dem nächsten Waldstück.«
    Nicole nickte. Sie waren also tatsächlich in die richtige Richtung gefahren und waren nur noch ein paar hundert Meter von dem Anwesen entfernt. Neben ihr schaltete Kathy die Innenbeleuchtung aus.
    Im gleichen Moment sah Nicole den Schatten, der wie ein Geist am Rande der Scheinwerferkegel auftauchte und genau auf sie zuschoss.
    »Vorsicht!«, schrie sie, dann knallte es auch schon.
    Die Wucht des Aufpralls schleuderte Nicole zur Seite. Sie hörte Metall knirschen, Stoff reißen und stöhnte auf, als sie gegen die Gangschaltung prallte. Der Wagen schob sich zur

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