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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Seite, rutschte tiefer in den Graben hinein.
    Wir sind gerammt worden, dachte sie.
    Neben ihr wurde eine Tür aufgerissen. Nicole hörte Kathy schreien, sah, wie sie von einer dunkel gekleideten Gestalt aus dem Wagen gerissen und ins Gesicht geschlagen wurde. Der Schrei verstummte.
    Nicole wollte ihre Tür öffnen, bemerkte aber im gleichen Augenblick, dass die völlig verbeult war und weit in den Innenraum hineinragte. Zu öffnen war sie nicht mehr.
    »Lugosi!«, schrie eine heisere Männerstimme draußen.
    Nicole fluchte. Sie rutschte über den Sitz auf die Fahrertür zu, griff gleichzeitig nach dem Blaster in ihrer Tasche, aber ihre Finger kamen an die Waffe nicht heran. Der Mantel war zwischen Tür und Sitz eingeklemmt.
    Sie hatte keine Zeit, um nachzudenken. Von draußen hörte sie deutliche Kampfgeräusche, und sie saß hier drinnen fest. Mit einem Ruck, der den Mantel fast in der Mitte teilte, riss sie sich los, wurde vom eigenen Schwung aus der Tür hinausgetragen und blieb geduckt stehen.
    Kathy schien sich von dem Schlag erholt zu haben, denn sie trat ihrem Gegner im gleichen Augenblick die Pistole aus der Hand und setzte mit einem Tritt zwischen die Beine nach, der den Mann aufstöhnen ließ. In seiner linken Hand blitzte etwas, das wie ein Fleischerhaken aussah. Nicole war sich nicht sicher, ob Kathy das bemerkte.
    Sie flankte über die Motorhaube und warf sich gegen ihn. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Der Fleischerhaken kratzte über den Beton. Nicole hörte Kathy etwas rufen, wurde von einem Ellenbogen am Hals getroffen und schnappte nach Luft. Sie hörte, wie ihr Gegner auf die Beine kam, Kathys erneuten Ruf und das Aufheulen eines Motors. Geistesgegenwärtig warf sie sich zur Seite und spürte noch den Luftzug des Wagens, der an ihr vorbeiraste.
    Nicole setzte sich auf.
    Kathy stand ein paar Meter von ihr entfernt und hielt eine Pistole in beiden Händen.
    »Ich konnte es nicht«, sagte sie leise. »Ich konnte einfach nicht schießen.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe. An Ihrer Stelle hätte ich es vielleicht auch nicht gekonnt.«
    Nicole warf einen Blick auf den Wagen, der hoffnungslos tief im Graben hing. Damit kamen sie nicht mehr weiter.
    »Haben Sie den Angreifer wenigstens erkannt?«, fragte sie.
    Kathy nickte. »Allerdings. Das war Detective Inspector Pete Timble, der Mann, der unter Korruptionsverdacht steht.«
    Nicole dachte an das Wort Lugosi, das Timble gerufen hatte, und an Zamorras Beobachtungen während der Zeitschau.
    »Nicht nur das«, sagte sie dann. »Sie haben auch Ihren Mörder.«
    ***
    Ian wusste, dass er nicht mehr länger warten konnte. Er stand von seinem Stuhl auf und schaltete den Computer ab. Das Geräusch, mit dem der Rechner herunterfuhr und schließlich verstummte, hatte etwas Endgültiges, dem sich Ian nicht entziehen konnte.
    Sein Blick glitt zu dem Gemälde einer stürmischen Küstenlandschaft, das einen kleinen Wandsafe verbarg. Darin lagen sein Testament, das fertige Drehbuch für das Hollywood-Projekt und die einhunderttausend Pfund, die er einen Tag zuvor abgehoben hatte.
    Es wäre so einfach , dachte er. Nur ein Griff in den Safe, eine kleine Geste beim Ritual, und ich hätte wieder ein Jahr Ruhe.
    Ian wandte sich von der Verlockung ab. Er hatte seine Entscheidung getroffen und würde sie bis zum Ende durchziehen. Ruhig betrachtete er seinen Schreibtisch, die Literaturpreise an der Wand und den kleinen Stapel Briefe, die er für Freunde und Verwandte verfasst hatte. Sie alle sollten erfahren, was wirklich passiert war, falls er den Abend nicht überlebte.
    Ian nahm seine schwarze Kutte, schloss die Tür hinter sich und sah in den langen Korridor, der zur Eingangstür führte. Wie er erwartet hatte, stand Charlie mit verschränkten Armen neben einem kleinen Tisch. Er hatte deutlich sichtbar zwei Mäntel darauf abgelegt.
    »Wir gehen zusammen«, sagte er, als Ian näher gekommen war. »Du solltest erst gar nicht versuchen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.«
    »Das habe ich auch nicht vor.«
    Unter Charlies misstrauischem Blick zog Ian sich seinen Mantel an und knöpfte ihn zu.
    »Willst du nicht einen Schal mitnehmen?«, fragte er. »Es ist kalt.«
    »Du hast Recht.« Charlie öffnete den Kleiderschrank und suchte einen Moment, dann drehte er sich mit zwei Schals in der Hand um.
    »Ich finde es sehr vernünftig, dass du nicht den Hel…«
    Ian schlug ansatzlos zu. Seine Faust fand zielsicher den Nervenknoten am Kinn, so wie er es beim Boxen gelernt hatte. Die

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