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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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von uns war bewusst, was das bedeutete. Unsere Seelen, das Geld, alles verschwamm vor dem Anblick unseres kriechenden Freundes…«
    Er brach ab und sah aus dem Fenster. Die Erinnerungen schienen ihn in die Vergangenheit gerissen zu haben.
    »Also habt ihr eingewilligt«, drängte Charlie sanft.
    Ians Blick wanderte über die Bäume. »Ich war der Erste, dann Debbie, Rachel, Johnny und schließlich Pete. Lugosi sammelte von jedem von uns zehn Pence ein und sagte, wir würden uns in genau einem Jahr an diesem Ort Wiedersehen. Nach dieser Nacht wandelte sich unser Leben. Ich machte ein Praktikum bei einem Nachrichtenmagazin und entdeckte mein Talent zum Schreiben, Debbie ging zur Universität und studierte Jura, Rachel versagte beim Jurastudium und wechselte zu Modedesign und Johnny wurde vom DJ zu einem erfolgreichen Clubbesitzer. Pete bekam allerdings immer wieder Probleme. Er ging zur Armee, kam dort nicht zurecht, dann zur Polizei… Letztes Jahr musste ich ihm zwanzigtausend Pfund leihen, sonst hätte er seinen Anteil bei dem Ritual nicht bezahlen können.«
    »Zwanzigtausend? Deshalb hast du eine Hypothek auf das Anwesen aufgenommen.«
    »Ja, dieses Jahr muss jeder von uns einhunderttausend Pfund bezahlen. Ich weiß, dass Debbie und ich genügend Geld haben, aber bei den anderen sehe ich schwarz. Und wenn sie nicht bezahlen können, wird Lugosi sie töten.«
    »Was ist mit Kenneth?«, fragte Charlie.
    »Er nimmt an dem Ritual teil, aber er muss nichts bezahlen. Ich glaube, Lugosi holt ihn nur dazu, damit wir seine Macht nicht vergessen.« Ian fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Nächstes Jahr werden es zweihunderttausend Pfund sein, dann vierhunderttausend. Selbst wenn wir das noch irgendwie zusammenkratzen, schieben wir das Unvermeidliche nur auf. Irgendwann sind wir pleite und dann bekommt der Teufel unsere Seele.«
    So wie er dort auf seinem Stuhl saß, wirkte er alt und müde. Charlie legte die Hand auf seinen Arm und strich darüber.
    »Ich ertrage es nicht mehr«, sagte Ian nach einer Pause. »Ich hatte gehofft, dieser Professor könne uns helfen, aber er meldet sich nicht, und bis zum Ritual sind es -nur noch wenige Stunden.« Er sah Charlie an. »Ich habe mich entschlossen, ihm das Geld zu verweigern. Der Teufel bekommt meine Seele ohnehin, da muss ich mich nicht auf seine perversen Spiele einlassen.«
    Charlie schwieg. Er hatte nie an den Teufel geglaubt und tat es auch jetzt nicht. Trotzdem wusste er, dass Ian die Wahrheit sagte, so wie er sie sah. Damals war etwas geschehen, das ihn seit zwanzig Jahren verfolgte. Er hatte Recht, wenn er sich diesem Problem endlich stellte. Und Charlie würde alles tun, was in seiner Macht stand, um ihn dabei zu unterstützen.
    Timble verließ den Club durch den Hinterausgang und ging zu seinem Wagen. Er hatte Zamorra in einem der Lager im Keller eingesperrt und den stark angeschlagenen Johnny anschließend in das kleine Büro im Obergeschoss gebracht.
    Hoffentlich ist er heute Abend wiederfit, dachte er. Wer weiß, wie Lugosi reagiert, wenn einer von uns nicht auftaucht.
    Den Gedanken an das, was ihm vor dem Ritual bevorstand, verdrängte er noch. Die Utensilien, die er dafür brauchte, lagen bereits im Wagen, aber er war sich nicht sicher, ob er die Kraft dazu aufbringen würde.
    Timble schlug die Fahrertür hinter sich zu, startete den Motor und schaltete in einem automatischen Reflex den Funk ein. Er war zwar krank geschrieben, aber als Detective Inspector stand ihm der Dienstwagen auch privat zu. Das war einer der Vorteile, mit denen die Polizeigewerkschaft das relativ niedrige Gehalt ihrer Mitglieder aufzubessern versuchte.
    Seine Gedanken kehrten zurück zu Zamorra. Sie hatten keine andere Möglichkeit, als ihn umzubringen, auch wenn Johnny das noch nicht begriff. Die Straftaten, die sie in den letzten Stunden begangen hatten, reichten von Körperverletzung bis Freiheitsberaubung und garantierten ihnen einige Jahre hinter Gittern, wenn Zamorra sie anzeigte. Und wie sollten sie im Gefängnis das Geld für Lugosi aufbringen?
    Schon in diesem Jahr war es für Timble unmöglich gewesen, die einhunderttausend Pfund zusammenzubekommen. Er hatte sich bestechen lassen, mit Drogen und Waffen gehandelt und sogar zwei Auftragsmorde angenommen. Früher oder später, das war ihm klar, musste er damit auffliegen. Und es reichte trotzdem nicht.
    Deshalb muss es enden, dachte er. Heute Nacht entscheidet sich alles.
    »Harrold an Zentrale.«
    Die vertraute Stimme inmitten

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