0721 - Attacke der Höllenfürstin
darauf einlassen würde. Auch wenn er einige Male mit Asmodis zusammengearbeitet hatte - aber da war es stets darum gegangen, noch größere Gefahren von außen abzuwehren.
Hier aber war das nicht der Fall, hier ging es nur um Dämon gegen Dämon. Da würde Zamorra kalt lächelnd zusehen, wie sie sich gegenseitig bekämpften: Um dann den Gewinner anzugreifen…
Und ihn zu erpressen, war so gut wie unmöglich. Das hatten schon ganz andere versucht.
Also blieb doch nur der Ausweg Spiegelwelt.
Dringender denn je. Was vorher nur von Interesse gewesen war, tat jetzt not. Stygia machte sich auf, um festzustellen, wie weit Calderone mit seiner Arbeit inzwischen gekommen war.
***
Nicole zuckte zusammen, als sie den roten Ferrari auf dem Feldweg sah, nur einen Kilometer von der Stelle entfernt, an der ein anderer Weg direkt zur Loire hinunterführte, zu dem kleinen, von Bäumen und Strauchwerk abgeschirmten Platz, an dem neben der Dorfjugend auch Zamorra und Nicole hin und wieder ein paar freie Stunden zubrachten. Dort gab es auch Regenbogenblumen.
Calderone schien davon nichts zu wissen, sonst hätte er den Wagen sicher nicht einen Kilometer weiter abgestellt.
»Weiterfahren«, murmelte Zamorra warnend. In der Zeitschau hatte er erkannt, dass der Ferrari hier abbremste, das Bild im Amulett blitzschnell »eingefroren« und sich mit einem erneuten Schaltwort aus der Halbtrance gelöst. Als er den Ferrari im Feldweg sah und zugleich Nicoles Reflex bemerkte, löschte er die Aktivität des Amuletts mit einem schnellen Gedankenbefehl.
Er wusste selbst nicht, warum er das tat - reine Intuition. »Weiter, nicht auffallen… Er soll sich sicher fühlen!«
Nicole trat das Gaspedal wieder durch. Die Limousine wurde schneller und rollte an dem Feldweg vorbei. Durch die extrem schrägen Fenster des Sportwagens, die den Regen reflektierten, war nicht genau festzustellen, ob sich jemand im Ferrari befand.
»Was hast du vor?«, fragte Nicole.
»Von hinten anschleichen, beide Burschen packen, ihnen was hinter die Löffel geben, wenn sie frech werden, und dann bei der Polizei in Feurs oder besser in Roanne abliefern.«
»Das heißt also, dass wir irgendwie von der anderen Seite an sie herankommen müssen. Dürfte ein bisschen problematisch werden. Dahinten ist nichts als Acker, alles vom Regen aufgeweicht, und noch ein Stück weiter die Loire. Mit dem Auto kommen wir nicht ran, das bleibt selbst auf den Feldwegen stecken. Und zu Fuß? Erstens regnet es mittlerweile Bindfäden, und zum anderen sauen wir uns in dem Matsch dermaßen ein, dass wir…«
Zamorra grinste. »Wenn du Angst um deine Klamotten hast, zieh sie doch einfach aus.«
»Bei der Saukälte?«, entfuhr es ihr. »Du hast ’nen Knall, geliebter Chef! Ich habe einen besseren Vorschlag. Wir drehen um, stellen den BMW der roten Flunder so vor den Bug, dass Calderone nicht flüchten kann, springen raus und halten ihm und Seneca die Waffen vor die staunenden Kulleraugen.«
»Wobei uns passieren kann, dass Calderone sofort schießt, wenn wir vor ihm bremsen.«
»Habe ich was von Bremsen gesagt? Wenn wir ihm vor die Wagenschnauze donnern, fliegt ihm erst mal der Airbag um die Ohren.«
»Uns auch - und danach sind beide Wagen im Eimer und wir können zu Fuß zum Dorf zurückschleichen, oder zumindest zu den Regenbogenblumen.«
»Ist doch nur Blech…«
»Danke«, knurrte Zamorra. »Ich werde dich daran erinnern, wenn du mal wieder über Taubenkot auf deinem Cadillac meckerst…«
»Das ist ja auch was ganz anderes!«, protestierte sie, stoppte an einem anderen Feldweg und begann die Limousine zu wenden. »Der ist ja auch ein Oldtimer!«
Während sie wendete, tauchte ein Traktor mit leerem Anhänger auf, der in Richtung Dorf unterwegs war. »Moment mal!«, entfuhr es Zamorra. »Das ist es, was wir brauchen!«
»Der Trecker?«
Zamorra nickte. »Zieh mal dran vorbei und stoppe ihn ab.«
Er kannte das Traktorgespann, es gehörte dem alten Sasson, einem der Bauern aus dem kleinen Dorf.
Kopfschüttelnd überholte Nicole den Traktor, setzte sich davor und stoppte. Auch der Traktorfahrer hielt an. In hohe Gummistiefel und einen langen Regenmantel mit Kapuze gehüllt, entpuppte er sich als Bertrand Sasson, der Junior, der allmählich begann, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Natürlich hatte er den Wagen erkannt, kletterte vom Traktor und sah Zamorra aussteigen.
»Habt ihr ’ne Panne, oder was ist los?«
»Keine Panne. Aber wir brauchen deine
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