0721 - Attacke der Höllenfürstin
Weg gewiesen hatte, wäre es ihm überhaupt nicht gelungen. Bedauerlicherweise hatten sich dann sein Weg und der seines Doppelgängers gekreuzt…
Aber vielleicht hatte sich in der Zwischenzeit schon wieder alles geändert. Es war eine Menge Zeit vergangen, und sicher arbeitete zumindest Asmodis, Senecas Vater, daran, seinem Junior das Überleben auch künftig zu sichern. Und wenn er sich dafür mit Merlin Überwerfen musste…
Allerdings rechnete Seneca nicht wirklich damit, dass Calderone ihn erschoss. Der-war doch kein Narr! Wenn er es aber dennoch tat - man würde sehen…
Calderone richtete die Pistole auf Seneca und krümmte langsam den Finger um den Abzug, drückte ihn millimeterweise zurück.
Wollte er doch schießen?
Seneca brach der Schweiß aus. Sicher, er hatte sich darauf vorbereitet, nach Avalon zu wechseln. Aber die Unsicherheit blieb, und auch die immer wiederkehrende Angst vor dem Schmerz des Sterbens.
Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. Er hatte Calderone provoziert, und wenn er jetzt einen Rückzieher machte, verlor er sein Gesicht einem Mann gegenüber, den er als weit unter sich stehend betrachtete.
Ihm blieb dann nur die Möglichkeit, seinerseits Calderone zu töten. Aber ob der ihm die Chance dazu geben würde, war fraglich.
»Sterben Sie wohl«, sagte Calderone.
***
Es war der Moment, in dem der Traktor in den Feldweg einbog und direkt auf den Ferrari zu kam.
Calderone sah den Schatten aus den Augenwinkeln, viel mehr allerdings nicht, weil der Regen auf die schräge Windschutzscheibe prasselte. Immerhin war sie nicht beschlagen. Die Zündung war eingeschaltet und die Klimaanlage lief, hielt die Scheiben frei und das Fahrzeuginnere warm.
»Verdammt!« Calderone, die Pistole in der linken Hand, betätigte mit der rechten den Scheibenwischer. Sekundenlang hatte er freie Sicht auf das Monstrum, das direkt auf den Wagen zu rollte.
»Scheiße!«
Er startete den Motor. Rückwärtsgang, Kupplung kommen lassen - zu spät. Der Traktor knallte bereits gegen die Front des Ferrari. Dessen Antriebsräder drehten durch und wühlten sich in den Boden. Ganz so fest, wie es den Anschein hatte, war der Feldweg doch nicht! Als der Ferrari hin und her wedelnd wieder freikam, sah Calderone jemanden, der auf die Fahrertür zu rannte.
Er schnallte sich los, stieß die Tür auf. Der dunkelblonde, bärtige Mann in der Lederjacke wich aus und hielt Calderone seine Waffe entgegen.
Einen E-Blaster.
Calderone schoss ohne Warnung. Aber er war zu hastig, die Kugel traf zwar - aber nur die Lederjacke. Dann blitzte es bläulich auf. Calderone sah das Licht auf sich zurasen - und dann war erst einmal Feierabend.
Auf der anderen Seite wurde die Beifahrertür aufgerissen. Eine junge Frau, ebenfalls einen Blaster in der Hand, forderte Ty Seneca zum Aussteigen auf.
Seneca löste seinen Sicherheitsgurt.
»Hallo, Nicole«, sagte er. »Nett, dass ihr gekommen seid. War gerade noch rechtzeitig. Der Schweinehund wollte mich gerade erschießen.«
»Keine Sorge - das will ich auch«, sagte Nicole Duval und schaltete ihre Waffe auf Lasermodus um. Der Projektionsdorn in der Mündung schob sich mit leisem Klicken einige Millimeter weiter vor.
»Ach, Scheiße, das bringt doch nichts«, seufzte Seneca. »Was hast du davon, wenn du mich umbringst? Höchstens einen Mord auf dem Gewissen!«
»Ich würde das eher als Ungezieferbeseitigung einstufen«, erwiderte sie.
Seneca stieg vorsichtig aus.
Im gleichen Tempo, wie er sich bewegte, näherte sich Nicoles Blaster seinem Kopf, bis die Waffe am ausgestreckten Arm seinen Kopf berührte.
»Nici«, klang Zamorras warnende Stimme auf.
Nicole schoss!
***
Stygia hatte Calderone angepeilt und tauchte in seiner Nähe auf. Er befand sich relativ nahe dem Château Montagne.
Womit Stygia nicht gerechnet hatte: Auch Zamorra war hier! Und - natürlich - auch dessen Gefährtin!
Hass und Rachsucht explodierten förmlich in der Dämonenfürstin, ihre Gefühle übernahmen die Kontrolle.
Nicole Duval! Sie war es, die Stygia vor einiger Zeit eine böse Verletzung zugefügt hatte, noch dazu in den Höllentiefen selbst, also dort, wo die Dämonin eigentlich Heimspiel hatte! Das Miststück hatte ihr die Flügel zerschossen.
Es hatte eine Weile gedauert, bis die Verletzungen ausgeheilt waren. In der ganzen Zeit hatte Stygia sich praktisch nicht in der dämonischen Öffentlichkeit zeigen können. Schließlich konnte sie eine solche Niederlage ja kaum offen zugeben.
Ihr Hass auf Duval
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