0721 - Attacke der Höllenfürstin
so brauchte er damit keine Rücksicht auf Nicole zu nehmen. Sie würde zwar, wenn sie erwachte, unter Kopfschmerzen leiden, aber die gingen vorbei.
Zamorra schoss!
Aber Seneca musste damit gerechnet haben.
Er stieß Nicole, die er bereits bewusstlos geschlagen hatte, in die Schussrichtung und sprang selbst zurück. Mit weiten Sprüngen hetzte er am Traktorgespann vorbei zur Straße, dabei ständig Strahlschüsse aus seinem Blaster abgebend. Zamorra war gezwungen, in Deckung zu gehen. Er konnte nicht verhindern, dass Seneca die Straße erreichte, und damit den BMW, den Nicole dort gestoppt hatte. Seneca warf sich förmlich in den Wagen, stellte fest, dass der Zündschlüssel steckte, warf den Blaster auf den Beifahrersitz und startete. Mit auf der nassen Straße durchdrehenden Rädern ließ er den Wagen losrasen.
Zamorra zielte auf das davonjagende Fahrzeug.
Ein paar Laserschüsse in die Reifen, in den Tank, und Seneca war erledigt…
Aber irgendwie brachte Zamorra das nicht fertig.
Lag es darin, dass er in Seneca immer noch Tendyke sah?
Oder daran, dass er kein kaltblütiger Killer war, der auch einem flüchtenden Gegner in den Rücken schoss?
Augenblicke später war die Chance vertan.
Seneca war mit Zamorras Auto auf und davon!
***
Der Dämonenjäger murmelte eine Verwünschung. »Außer Spesen nichts gewesen«, brummte er unzufrieden. Es wurmte ihn, dass Seneca entkommen war, noch dazu auf diese Weise. Dass er immerhin Calderone hatte, erfüllte ihn nur mit wenig Zufriedenheit. In Calderone sah er nur eine Nebenfigur.
Calderone paralysiert, Nicole paralysiert, Seneca entkommen, das Auto geklaut… die Sache war gehörig in die Hose gegangen. Und wenn er sich nicht schwer irrte, war das, worauf Nicole geschossen hatte, Stygia gewesen.
Die mischte also auch mit!
»Ist wohl dumm gelaufen«, sagte Bertrand Sasson, der gerade vom Traktor kletterte. Er hatte die Kapuze seines Mantels zurückgeschlagen, der Regen hatte aufgehört. »Hoffentlich sind die nicht alle tot?«
Zamorra schüttelte den Kopf und heftete seinen Blaster wieder an die Magnetplatte. Stygia war verschwunden und damit die unmittelbare Gefahr vorbei.
»Nur paralysiert«, sagte Zamorra.
»›Nur‹ ist gut«, brummte Bertrand. »Was machen wir jetzt?«
»Du fährst den Trecker wieder zurück«, sagte Zamorra. »Schnell. Ich ahne, wohin Seneca - der Doppelgänger - will.«
»Was ist mit Nicole und dem da?« Bertrand deutete auf Calderone.
»Um Nicole kümmere ich mich. Den da, er heißt Rico Calderone, legst du in Fesseln, sobald die Straße frei ist, ja? Hast du irgendwelchen Stricke oder Schnüre dabei? Wenn nicht, nimm seinen Gürtel. Aber sorge um Himmels Willen dafür, dass er nicht entkommt, wenn er wieder aufwacht. Er bringt dich um, sobald er frei ist.«
Während er sprach, zerrte er Nicole zu dem Ferrari und verstaute sie irgendwie auf dem Beifahrersitz. Bertrand Sasson nickte ihm zu und erklomm wieder den Traktor seines Vaters, um auf die Straße zurückzusetzen.
Dabei ging er entschieden langsam vor. Worauf Zamorra aber nicht achtete. Der prüfte erst mal, ob der Ferrari überhaupt noch fahrfähig war. Immerhin hatte Bertrand ihn mit dem Traktor gerammt. Aber wenigstens hatte er den Hublader nicht auf den Wagen knallen lassen…
Die Maschine startete. Es dauerte ein wenig, bis Zamorra den Wagen auf dem rutschig-morastigen Feldweg frei bekam, aber in der Zwischenzeit hatte Bertrand den Traktor samt Hänger auf die Straße zurückmanövriert, auf der um diese Zeit bemerkenswert wenig Verkehr herrschte. Es war, als würden die Menschen diese Region zu dieser Stunde meiden.
Nicoles Paralyse würde noch eine Weile andauern. Mit der Unterstützung seiner Gefährtin konnte Zamorra also vorerst nicht rechnen.
Dabei fiel ihm ein, dass sein Amulett sich im BMW befand. Er hatte es nach der Zeitschau nicht wieder an seiner Halskette befestigt. Gut, das war kein Problem, er konnte es jederzeit zu sich rufen.
Interessanter war, ob er mit seiner Vermutung richtig lag, wohin sich Seneca wenden würde. Der Mann wollte in seine Heimatwelt zurück. Das ging aber nur mittels der Regenbogenblumen.
Und die gab es gerade mal einen Kilometer entfernt.
Vermutlich war Seneca dahin unterwegs, um in seine Welt zu verschwinden!
Zamorra ahnte nicht, dass er in diesem Punkt einem Fehlschluss unterlag…
***
Stygia hatte sich zurückgezogen. In der Sicherheit ihres Refugiums konnte sie aufatmen. Hier konnten Zamorra und Duval sie nicht
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