0721 - Attacke der Höllenfürstin
dann. »Sie brauchen mich nicht zu bedrohen.«
***
Im Reflex griff Seneca nach dem Amulett, das er auf Ablage liegen sah, drehte sich halb und schleuderte es Stygia entgegen. Die Dämonin schrie auf, versuchte die magische Silberscheibe abzuwehren, schaffte es aber nicht ganz. Das Amulett berührte sie.
Mehr geschah erstaunlicherweise nicht.
Aber Stygias Schrecksekunde reichte Seneca aus, jetzt zu dem von Duval erbeuteten Blaster zu greifen. Im nächsten Moment riss er die Tür auf und sprang aus dem Wagen.
Er hatte dabei weder den Automatikhebel in die Parkposition gebracht, noch die Handbremse betätigt. Der BMW rollte langsam rückwärts. Die Kriechautomatik reichte nicht aus, den Wagen an der Steigung zu halten oder gar weiter bergauf ruckein zu lassen. Das Gefälle war hier zu steil.
Nicht, dass es Seneca sonderlich gestört hätte, schließlich handelte es sich um Zamorras Auto, nicht um sein eigenes.
Aber er richtete den Blaster auf Stygia, die immer noch auf der Rückbank hockte.
Warum das Amulett bei ihr nicht funktionierte, verstand er nicht. Wenn Zamorra es einsetzte, wurde es grundsätzlich sofort aktiv.
Stygia war es nun, die den Wagen mit ihrer Magie stoppte. Dann verließ sie das Fahrzeug.
Sie stieg nicht aus, sie versetzte sich einfach an einen anderen Ort. Rund zwanzig Meter von Seneca entfernt materialisierte sie.
Er schwenkte die Waffe sofort herum.
Die Dämonin machte eine lässige Handbewegung. Etwas Dunkles löste sich aus ihren Fingern, begann dann zu leuchten, und je heller es wurde, um so schneller raste es auf Seneca zu. Er sprang zur Seite, aber es folgte ihm. Im letzten Moment konnte er es abschießen. Der Lichtball explodierte unmittelbar vor ihm, und er glaubte zu spüren, wie ihn etwas zu lähmen versuchte.
Aber nach dem Schuss funktionierte diese Magie nicht mehr.
Doch schon hatte Stygia zwei, drei weitere dieser Lichtkugeln auf die Reise geschickt.
Seneca schoss jetzt auf die Dämonin.
Sie musste die Laserenergie abfangen. Die Lichtkugeln zerfielen sofort, weil Stygia die in ihnen wohnende Kraft für den Selbstschutz benötigte.
Seneca lachte böse auf.
»Was soll das?«, fragte er. »Willst du dich mit mir anlegen? Bedenke, dass du dann gleich zwei Gegner hast -nämlich auch noch meinen Vater Asmodis!«
»Willst du dich etwa hinter ihm verstecken wie ein Feigling?«, rief sie zurück.
Seneca lachte wieder. »Das habe ich nicht nötig. Ich will dich nur warnen. Begehe keinen Fehler, der dich das Leben kostet!«
»Das wohl kaum«, gab sie zurück.
»Was willst du dann von mir? Warum greifst du mich an?«
»Du bist es doch, der mich bedroht«, konterte die Dämonin. »Ich bin nur hergekommen, um mit dir zu reden.«
»Ach, ja…«
Er hielt die Waffe nach wie vor auf Stygia gerichtet. Er traute ihr nicht über den Weg. Er ging davon aus, dass sie versuchen würde, ihn mit einem Trick hereinzulegen. Sie redete, um ihn abzulenken. Aber er blieb wachsam.
Wachsam genug, um den Ferrari zu sehen, der die Serpentinenstraße herauf kam.
Zamorra!
Jetzt, dachte er finster, wird es richtig interessant!
***
Überrascht sah Calderone den jungen Burschen an. Er lehnte sich an den Radkasten des Traktors, hielt die Waffe weiterhin auf den Fahrer gerichtet, und zwar so, dass der sie ihm nicht mit einer blitzschnellen Bewegung aus der Hand schlagen konnte.
Aber der Mann schien das gar nicht zu wollen.
Da war etwas in ihm, das Calderone irgendwie bekannt vorkam. Und von einem Moment zum anderen begriff er.
Der Traktorfahrer befand sich unter der Kontrolle eines Dämons -unter Stygias Kontrolle!
»Wenn ich Ihr Gegner wäre, Monsieur Calderone«, sagte er, »glauben Sie im Emst, dass Sie dann bewaffnet neben mir stehen würden? Sie lägen gefesselt auf der Pritsche, und ich würde Sie Zamorra zum Fraß vorwerfen. Also hören Sie schon auf, mich mit Ihrer Waffe zu bedrohen.«
Calderone nickte. Dass der Fahrer erstens seinen Namen kannte und zweitens den Blaster mit seiner ungewöhnlichen Form nicht als Spielzeug abtat, zeigte, dass er zu den Eingeweihten um Zamorra gehörte. Aber wie kam es, dass einer von Zamorras Leuten unter Stygias Kontrolle geraten konnte? Calderone entsann sich, einmal von Stygia gehört zu haben, dass Zamorra und seine Komplizen allesamt über eine mentale Abschirmung verfügten, die derlei verhinderte.
Oder irrte er sich da? Hatte er es missverstanden und verwechselte es mit einem Schutz gegen Gedankenlesen?
Unwichtig, entschied er. Er musste es
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