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0721 - Die Stimmen der Toten

Titel: 0721 - Die Stimmen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wohin ich mich für einige Stunden zurückgezogen hatte, um auszuspannen, ein Interkomaufruf erreichte. „Tekener, bitte sofort in das Gewölbe der toten Maahks kommen!"
    Das war Professor Ballists Stimme. Ich zog eine leichte Druckkombination an und machte mich auf den Weg.
    Da wurde ich Zeuge eines Zwischenfalls. Eine Wissenschaftlerin mit dem Emblem einer Kosmohysiologin verprügelte einen ihrer männlichen Kollegen. Und das tat sich nach allen Regeln der Kunst.
    Entweder war sie dem Mann an Körperkraft überlegen, oder er war Kavalier genug, sich nicht zur Wehr zu setzen. Jedenfalls steckte er fürchterliche Hiebe ein, bevor ich zur Stelle war und die beiden trennen konnte. „Was hat denn das zu bedeuten?" erkundigte ich mich streng.
    Die Amazone funkelte den Mann haßerfüllt an und sagte: „Dieser Kerl wollte mir Gewalt antun. Er kam in mein Abteil und wurde zudringlich. Er gebärdete sich wie ein Wahnsinniger. Ich konnte ihn mir nur mit Mühe vom Leibe halten."
    Ich sah mir den Mann genauer an und bildete mir ein, in seinen Augen ein irres Leuchten zu sehen. Es mochte aber auch nur eine erbärmliche Angst sein, die darin lag. „Das ist nicht wahr", beteuerte der Wissenschaftler. „Sie hat mich grundlos angefallen ...
    Ich ... ich kann mir das nicht erklären."
    „Vielleicht findet man auf der Krankenstation der PARACELSUS eine Erklärung für Ihr Verhalten", sagte ich und rief nach einem Medo-Roboter. Der Wissenschaftler protestierte, aber das half ihm nichts.
    War das der Auftakt zu einer neuen Welle des Wahnsinns? „Ronald Tekener, bitte sofort in das Gewölbe der toten Maahks kommen!"
    Der neuerliche Aufruf lenkte mich von dem Zwischenfall ab, und ich setzte meinen Weg fort.
    Es fiel mir aber schwer, die Beine zu heben und einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Verdammt, warum fühlten sich meine Beine auf einmal an, als wären sie aus Blei? Ich begann zu schwitzen. Mein Atem wurde keuchend.
    Ich sah, wie einer der Männer ein Fertigmenü schwang und seinem Kameraden zurief: „Fang auf!"
    Er warf das Päckchen dem anderen zu, doch es erreichte ihn nicht. Es beschrieb einen kurzen Bogen und knallte auf halbem Wege zu Boden, wo die Verpackung durch die Wucht des Aufpralls zerplatzte. „Was ist denn los? Hast du das Zielen verlernt?"
    Warum ich diesen scheinbar harmlosen Zwischenfall erwähne? Nun, er öffnete mir die Augen. Ich wußte auf einmal, warum sich meine Glieder so bleiern anfühlten und ich Atembeschwerden hatte.
    Die Schwerkraft war daran schuld! Sie mußte innerhalb kürzester Zeit auf das Doppelte gestiegen sein. Und sie stieg ständig weiter.
    Irgend jemand manipulierte die Schwerkraftregler! Wenn das so weiterging, würde sich bald innerhalb unseres Sauerstoff-Stützpunktes keiner mehr vom Fleck rühren können. Die Knochen der Männer würden brechen, der Druck würde sie zerquetschen. „Alles in die Raumanzüge!" rief ich. „Alarmstufe eins. Raumanzüge anziehen."
    Gleichzeitig schloß ich den Helm des Druckanzugs und schaltete den Mikro-Gravitator ein.
    Sogleich fühlte ich mich besser.
    Unweit von mir brach ein Mann zusammen, der sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Andere Männer krochen auf allen vieren über den Boden, um das Depot mit den Schutzanzügen zu erreichen.
    Roboter eilten geschäftig hin und her und verteilten Mikro-Gravitatoren. Ich sah in einem Winkel einen Mann kauern, dem es das Blut aus Ohren und Nase preßte. Ich verwies einen Medo-Roboter auf ihn.
    War es Zufall, daß alle Frauen aus dem Sauerstoff-Stützpunkt verschwunden waren?
    Ich erreichte die Luftschleuse und kam gerade noch rechtzeitig, um eine Technikerin in einem Raumanzug daran zu hindern, die Plastiktrennwand, die den Stützpunkt vor den mit Methanatmosphäre angereicherten Abteilungen trennte, mit dem Impulsstrahler zu zerstrahlen.
    Mir blieb keine andere Wahl, als sie durch einen Paralysestrahl an dieser Wahnsinnstat zu hindern. „Ronald Tekener, bitte..." Ich ignorierte den Aufruf in meinem Kopfhörer und fuhr in einem aktivierten Antigravschacht zu dem Mitteldeck hinunter, wo sich die Schaltzentrale für die Gravitationsregulierung befand. Am Eingang stockte mir der Atem. Dort lag ein Techniker. Irgend jemand hatte seinen Raumanzug mit einem Vibratormesser aufgeschlitzt.
    Der Mann war dann an der eindringenden Methanatmosphäre erstickt. Er bot einen grauenhaften Anblick.
    Ich suchte eine Reihe von Frequenzen des Sprechfunks ab, bis ich auf der „Biologen-Welle" helles Frauenlachen

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