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0722 - Böser Zauber in Montmartre

0722 - Böser Zauber in Montmartre

Titel: 0722 - Böser Zauber in Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wand.
    Vor meinen Augen zerbröselte der Schädel wie altes Holz. Nur noch der Hals schaute als Stumpf hervor, an den Rändern gezackt, als hätte dort das Maul eines Ungeheuers seinen Zahnabdruck hinterlassen.
    Es gab ihn nicht mehr.
    Aber es gab das Klappern hinter mir. Marcel stieß es aus. Er fürchtete sich so sehr, dass seine Zähne aufeinander schlugen, was nicht zu überhören war.
    »Das war es«, sagte ich leise.
    Ich wollte an Marcel vorbei, er aber versperrte mir den Weg. Ich musste ihn zur Seite schieben, und er kam mir dabei vor wie ein Stück Holz. Ich ging zu den anderen zurück.
    »Jetzt könnt ihr dem Arzt Bescheid geben«, sagte ich.
    Das übernahm Marcel. Er rannte weg, als wäre noch ein Zombie hinter ihm her.
    Ich blieb und zündete mir eine Zigarette an. Den Rauch blies ich ins Leere.
    Bebe lag eine Frage auf dem Herzen. »Wann kommt der Nächste?« wollte er wissen.
    »Nicht mehr.«
    »Es ist vorbei?«
    »Für euch schon.«
    Der Verletzte senkte den Kopf. »Aber du machst weiter, nicht wahr?«
    Ich nickte, holte seine Waffe hervor, entlud sie, steckte die Patronen ein und warf ihm das Schießeisen zu. »Da, ich will es nicht haben. Ich habe auch nichts gesehen.«
    »Merci«, flüsterte er. »Merci…«
    »Kommt ihr jetzt allein zurecht?«
    »Diese Nacht schon.«
    »Gut, keine Polizei. Erst am Morgen. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    »Du willst zu Yannah!«
    »So ist es. Ich muss zu ihr. Ich werde sie - nun ja, sie muss mir den Weg zeigen. Es gibt etwas, das ich noch nicht verstehe. Außerdem weiß ich einen Freund in Not, dem ich helfen muss. Ihr seid jetzt außen vor. Was noch passieren wird, geht nur Yannah, Asmodis und mich etwas an. Wir werden es schon schaukeln.«
    »Warum bist du so optimistisch?«
    »Das bin ich immer.«
    An der Haustür traf ich Marcel. Er war schnell gelaufen und keuchte.
    Sein Atem stand sichtbar vor den Lippen. »Der Arzt wird kommen«, erklärte er. »Hier halten alle zusammen, John.«
    »Das ist sehr lobenswert. Aber weiß man auch über Yannah und euch genau Bescheid?«
    »Viele wissen es. Viele suchen bei ihr Rat. Sie haben es akzeptiert, dass sie etwas Besonderes ist und auch beschützt werden muss.«
    Mein Lächeln fiel etwas schief aus. »Das habe ich am eigenen Leibe erfahren müssen.«
    Er hob die Schultern und wollte etwas sagen.
    »Keine Entschuldigungen. Ich habe die Sache schon vergessen. Jetzt zählt nur noch Yannah.«
    Marcel hielt mich fest. »Eine Warnung noch, John. Sie vertraut nicht jedem, verstehst du? Sie ist sehr misstrauisch. Und nimm dich vor ihren Ringen in Acht.«
    »Weshalb?«
    Er zeichnete mit dem Finger einen Kreis um seinen Hals. »Weil sie auch töten können. Sie sind in der Lage, dir den Kopf vom Körper zu brennen. Einfach so…«
    Er ging an mir vorbei und verschwand im Haus.
    »Danke für die Warnung«, murmelte ich noch…
    ***
    Yannahs Erzählungen:
    Es war eine dieser Nächte damals, die von den Reiseführern gern verschwiegen werden, denn durch die Straßen irrte der Wind, schaufelte Laub hoch, und es roch nach Regen und Sturm.
    Die Menschen verkrochen sich in den Häusern, sie wärmten sich an den Öfen, sie verfluchten das Wetter, die Jahreszeit, doch mir gefielen diese Monate, da hatte ich nämlich das Gefühl, als würden sich zwei Welten begegnen. Einmal die Wirklichkeit und zum anderen die Zeit, die nicht sichtbar hinter der Wirklichkeit liegt. Das andere Land, das fremde Reich oder die fremden Reiche.
    Ich hatte schon längst gespürt, dass ich eine besondere Begabung habe. Ich konnte mit Kräften Kontakt aufnehmen, die ich selbst nicht sah, die ich deshalb auch namentlich nicht benennen konnte, aber es waren hilfreiche Kräfte, denn sie gaben mir die Gelegenheit, meine Arbeit durchzuführen.
    Ich wollte den Menschen helfen. Ich schaute für sie in die Sterne, bildlich gesprochen. Ich erstellte Horoskope, aber ich merkte auch, dass mehr in mir steckte. Dass ich ein Medium war, dass ich den Kontakt zu den anderen Welten irgendwann intensivieren musste, um glaubhaft vor mir selbst dazustehen.
    Andererseits führte ich auch ein Doppelleben. Mein Freundeskreis wurde von den Kunden und Ratsuchenden, die mich konsultierten, nicht akzeptiert. Die Männer und Mädchen gehörten zu den Armen, die sich in Paris durchschlugen. Die ihre schweren Motorräder fuhren, die satte Bürger aufschreckten und sich das alte Montmartre als Heimat ausgesucht hatten, denn hier hat Paris noch wenig von seiner alten Tradition verloren. Das

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