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0722 - Böser Zauber in Montmartre

0722 - Böser Zauber in Montmartre

Titel: 0722 - Böser Zauber in Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch sie es ausgehalten, und als das erste Haus vor ihr auftauchte, da hielt sie an und stieg vom Rad. Vor dem flachen Gebäude standen einige Studenten beisammen. Es machte ihnen nichts aus, hier draußen ihren Wein zu trinken. Ein dunkelhäutiges junges Mädchen erschien und brachte Kuchen, der mit großem Hallo begrüßt wurde.
    Über Yannahs Gesicht lief ein süßsaures Lächeln. Sie wäre gern dabei gewesen, es machte ihr Spaß, unter jungen Leuten zu sein, doch sie dachte daran, dass sie anders war. Allein durch ihr Wissen würde ihr weiterer Lebensweg in eine andere Richtung laufen.
    Sehr offen und nicht feindselig schaute man sie an, als sie auf die Gruppe zuging. Ihr Rad schob sie neben sich her.
    »Willst du einen von uns besuchen?«, fragte einer, der die Haare bis über die Schultern trug und zahlreiche Ketten um seinen Hals geschlungen hatte.
    »Nein, das denke ich nicht. Ich suche jemand anderen.«
    »Wen denn?«
    »Simone.«
    Der junge Mann schaute sich um. »Simone - Simone? Haben wir hier eine Simone bei uns?«
    Man hob die Schultern.
    Bis sich aus dem Hintergrund eine dünne Frauenstimme meldete. Der Aussprache nach war sie Ausländerin. »Ja, das ist sicherlich die alte Simone, die im Stiegenhaus wohnt.«
    »Was ist das denn?«, fragte Yannah.
    »Das darfst du nicht ernst nehmen. Josie kommt aus Wien. Da sagt man so etwas wohl. Ein Treppenhaus. Es ist eigentlich das Einzige hier. Sehr schmal, auch nicht mehr als eine Bude, aber schön.«
    »Wo finde ich das?«
    Man erklärte es ihr. Yannah erfuhr auch, dass sie nicht lange zu fahren brauchte. Nur einen bestimmten Weg durch, dann hatte sie ihr Ziel schon erreicht.
    »Merci.« Sie winkte noch einmal und schwang sich auf das Rad.
    Der Weg war schmal. Oft genug kratzten die Zweige der dürren Sträucher an ihren Armen. Hinter den Hecken standen die kleinen Häuser. Sie sah die hellen Lichter, hörte auch das Rauschen des Flusses und hatte das Gefühl, einige Jahrzehnte zurückversetzt worden zu sein. Hier war Paris noch schön, denn hierher verirrten sich kaum Touristen. Man lebte und ließ leben.
    Das Haus fand sie schnell. Es grenzte den Weg zwar nicht ab, er führte rechts vorbei, um später auf eine Straße zu münden, wo er jegliche Romantik verlor.
    Yannah stellte das Rad auf den Ständer und schritt dem Haus entgegen. Eine müde Lampe leuchtete über der Haustür und strahlte ein milchiggelbes Licht aus. Der Wind spielte mit den Blättern der Sträucher, ließ sie rascheln. Eine Katze huschte ihr über den Weg. Sie war schneeweiß.
    Eine Treppe führte zur Haustür hoch. Es gab nur Stufen, auf ein Geländer war verzichtet worden.
    Überhaupt, bestand das Haus aus Holz. Es war sehr schmal, dafür hoch, erinnerte an einen übergroßen Vogelbau, den jemand in die Gegend gestellt hatte.
    Yannah wollte an die Haustür klopfen, als sie feststellte, dass sie diese nur nach innen zu drücken brauchte, weil sie bereits offen war. Man hatte sie erwartet.
    Noch etwas klopfte.
    Es war das Herz in ihrer Brust. Dessen Schlag schien sich verdoppelt zu haben, was wahrscheinlich an der Aufregung lag. Bisher war Yannahs Leben verhältnismäßig ruhig verlaufen, nun aber glaubte sie fest daran, dass sich das mit ihrem Besuch hier ändern würde.
    Bevor sie das Haus betrat, strich sie über ihr Haar. Sie hatte immer das Gefühl, als würde sie diese Geste beruhigen. Dass sie sich damit selbst etwas vormachte, wollte sie nur ungern zugeben.
    Erst als sie den rechten Fuß hart auf den Holzboden setzte, vernahm sie ein Geräusch.
    Das Haus nahm sie auf.
    Eine ungewöhnliche Umgebung. Nicht allein wegen des Holzes, auch wegen des Geruchs.
    Er war ungewöhnlich, sehr seltsam, und das Haus selbst schien ihn auszuatmen.
    Aus jeder Wand, aus dem Fußboden, aus jeder Lücke im Holz strömte ihr der Duft schwerer Kräuter und Essenzen entgegen.
    Wo war sie da nur hineingeraten?
    In der Dunkelheit bewegte sie sich weiter, denn einen Lichtschalter suchte sie vergebens.
    Ihre Schritte waren zu hören. Unter den Füßen bewegte sich das alte Holz knackend. Ihren Rücken entlang kroch eine Gänsehaut, der Magen hatte sich zu einem dicken Klumpen zusammengezogen, aber sie ging weiter. Es war für sie wichtig, die Grenze ihrer Beklemmung zu überschreiten, und sie wollte nicht kneifen.
    Jemand hatte gehört, dass sie ins Haus getreten war. Aus der Höhe hörte sie die brüchige Stimme der Frau am Telefon.
    »Geh auf die Treppe zu, Yannah. Mach bitte kein Licht. Die Treppe liegt vor

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