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0723 - Der Teufels-Autor

0723 - Der Teufels-Autor

Titel: 0723 - Der Teufels-Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich sah, dass sich jemand in unsere Richtung bewegte.
    Es war Ruby, die sich allmählich als Klette erwies. Wahrscheinlich wollte sie mich noch weiter missionieren, dass ich auf keinen Fall ein Buch ihres Lieblingsautors verpasste.
    Ich hatte nichts gegen spannende Horror-Geschichten. Ich hätte sie bestimmt auch gelesen, wenn ich nicht selbst permanent mit diesen Dingen konfrontiert würde.
    Ruby schaffte es nicht bis zu uns. Ich kam auch nicht dazu, meinem Freund zu erklären, wer sie war.
    Etwas anderes geschah, etwas völlig Überraschendes.
    Es begann mit einem schrillen Schrei.
    Ruby hatte ihn ausgestoßen.
    Ich fuhr herum.
    Sie stand auf dem Fleck und bewegte sich nicht. Den rechten Arm hielt sie ausgestreckt. Der Zeigefinger wies dabei schräg auf die Treppe, die eigentlich hätte leer sein müssen, weil sich alle Gäste hier unten befanden.
    Sie war aber nicht leer.
    Was sich dort abspielte, ließ nicht allein mir die Haare zu Berge stehen…
    ***
    Gestalten bewegten sich von oben nach unten!
    Keine Gäste, es waren überhaupt keine Menschen, sondern Geister.
    Rubys Schrei war verstummt. Sie stand jetzt fassungslos da wie die übrigen Gäste, die ebenfalls zur Treppe geschaut hatten und das Unbegreifliche sahen.
    Im Gänsemarsch bewegten sich die Gestalten die Stufen herab. Und sie verursachten dabei kein einziges Geräusch. Das war auch nicht möglich, denn Geister bewegen sich eben lautlos.
    Ja, es waren Geister, Gespenster, unheimliche Gestalten, feinstoffliche Wesen, und sie sahen alle unterschiedlich aus, wobei sie eines gemeinsam hatten: Sie transportierten den Schrecken.
    An der Spitze ging ein männliches Wesen, in dessen Kopf eine Axt steckte. Sie schaute genau aus der Stirn hervor, und ein Streifen Blut lief längs über die Nase.
    Dahinter kam eine Frau.
    Sie sah schrecklich aus, ihre Hände bestanden nur aus blutigen Klumpen, die Haare standen hoch, im Gesicht fehlte ein Auge.
    Ihr folgte ein schwarz gekleideter Mann mit bleichem Gesicht und einem Zylinder auf dem Kopf. Er sah aus wie ein Totengräber aus der Vergangenheit. An seiner rechten Hand hatte sich ein Kind festgeklammert. Ein kleines Mädchen mit fahlen Haaren und schief gelegtem Kopf. An der linken Seite klaffte eine tiefe Wunde im Hals.
    Den Schluss bildeten ein Mann und eine Frau, die beide breite Messer mit bluttriefenden Klingen in den Händen hielten.
    Was mich allerdings störte, war die Warnung meines Kreuzes. Diese Gestalten waren kein Hologramm, keine technische Illusion, sie waren echt, feinstofflich, es waren Geister und Gespenster, die sich zum Jubiläum eingefunden hatten.
    »Die kenne ich!« hörten die Gäste Ruby Sarrona rufen. »Die - die kenne ich alle.« Ihre Hand zuckte hin und her, der Finger blieb in der entsprechenden Richtung. »Ich habe über sie gelesen. In den Romanen, es sind die Gestalten aus den Geschichten. Ich erkenne Don Bosco, den Totengräber, genau. An der Hand hält er Lucy, sein Findelkind. Ja, ich kenne sie alle, alle…«
    Ihre Stimme versiegte. Die anderen hatten ihr zugehört, doch niemand war in der Lage, einen Kommentar abzugeben.
    Was würde geschehen?
    Ich rechnete mit dem Schlimmsten, aber die geisterhaften Wesen blieben auf der Treppe stehen.
    Sie drehten sich nur alle nach links, damit sie in die Halle hinabschauen konnten.
    Es war nicht so still geworden, als dass man hätte das Fallen einer Stecknadel hätte hören können, es war eine andere Ruhe eingetreten, ein gewisses Lauern und Abwarten, unterbrochen von harten, oft keuchenden Atemzügen.
    Da von den geisterhaften Gestalten zunächst keine Gefahr drohte, konzentrierte ich mich auf Damion Dark. Als ich mich umdrehte, um ihn anzuschauen, hörte ich Bills Flüstern.
    »John, du hast wohl Recht gehabt.«
    Ich nickte nur.
    Der Autor selbst unterschied sich in seiner Haltung nicht von den anderen Gästen. Auch er rührte sich nicht, schaute starr zur die Treppe und auf seine Fantasiegestalten, die tatsächlich zu einem unheilvollen Leben erwacht waren.
    Ich konzentrierte mich dabei auf sein Gesicht. Spiegelte der Ausdruck ein besonderes Wissen wider?
    Ich hatte zumindest den Eindruck. Der Mund zeigte ein leichtes, wissendes Lächeln, die Augen waren verengt, und er sah zudem so aus, als wäre er inmitten einer Nickbewegung erstarrt.
    Was bezweckten die Geister?
    Ich erfuhr es Sekunden später. Wir hörten die Stimmen, und es gab wohl keinen unter den Gästen - mich eingeschlossen - dem nicht eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen

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