0723 - Der Teufels-Autor
Geister, der Dämonen, der Toten, der Gespenster, wie auch immer.«
»Sehr gut«, lobte er mich.
Ich schnitt eine dünne Scheibe Räucherlachs in zwei Hälften. »Soll ich weitermachen?«
»Darum bitte ich.«
»Man kann die Welten nicht zählen. Ich will sie auch nicht als Hölle bezeichnen, denn dann müsste es viele Höllen geben. Die Welten sind vorhanden, und ich weiß, dass sie auch beherrscht werden. Es gibt verschiedene Wesen, die sich aufführen wie Despoten, wie Könige und Kaiser, die das Grauen verbreiten und die es immer wieder schaffen, die Menschen zu unterjochen.«
Dark verzog das Gesicht. »Dann müssten sie ja in diese Welt hineinkommen.«
»So ist es.«
»Daran glauben Sie?«
»Ich weiß es sogar.«
»Interessant!«, heuchelte er. »Das ist wirklich interessant. Sagen Sie nur, dass Sie dies alles schon am eignen Leibe erfahren haben.«
»Aus Ihren Büchern habe ich es nicht. Obgleich Sie doch auch darüber schreiben.«
»Das stimmt.«
Er ließ mich essen und wartete so lange, bis ich wieder den Mund leer hatte. »Was sagen Sie denn von dieser kleinen Demonstration der Geister hier?«
»Perfekt.«
»Mehr nicht?«
Ich hob die Schultern. »Ich sagte Ihnen schon, dass ich es nicht für ein Hologramm gehalten habe. Für mich waren es echte Geister. Wesen aus anderen Welten.«
Er bekam große Augen. Vielleicht spielte er mir auch nur Theater vor. »Wie sollen die denn wohl hierher gekommen sein?« Dark lachte, aber es klang gekünstelt.
Ich stellte den leeren Teller weg. »Man wird sie beschworen oder gerufen haben.«
»Sehr gut. Kennen Sie denn einen Menschen, dem Sie so etwas zutrauen?«
»Aber sicher. Sie!«
Er holte tief Luft und schien über meine Antwort nicht einmal überrascht zu sein. »Das ist natürlich eine starke Behauptung, Mr. Sinclair…«
»Habe ich Unrecht?«
»Das weiß ich nicht…«
»Sie sind Autor.«
»Stimmt. Nur bin ich kein Magier, der es schafft, in die anderen Welten einzudringen.«
»Das allerdings. Ja, da gebe ich Ihnen Recht. Trotzdem glaube ich, dass Sie zu den wenigen Menschen gehören, die es tatsächlich geschafft haben, mit anderen Welten Kontakt aufzunehmen. Dazu kann ich Ihnen nur gratulieren.«
Er holte sich ein Glas Wein. Ich nahm einen Saft, und wir tranken uns gegenseitig zu. Dies erinnerte an das Bild zweier Raubtiere, die sich gegenseitig belauerten.
»Wie sollte ich das denn in die Wege geleitet haben?«
»Nun ja«, sagte ich bedächtig. »Nehmen wir mal Ihre Geschichten, Mr. Dark. Sie sind…«
»Produkte meiner Fantasie.«
»Tatsächlich?«
Er ging einen kleinen Schritt zurück. »Warum glauben Sie mir nicht, Mr. Sinclair?«
»Ich denke gerade über einen Buchtitel nach. Sie wissen vielleicht, welchen ich meine?«
»In mir die Hölle.«
»Genau.«
»Und was ist damit?«
»Könnte es sein, dass dieses Buch etwas Autobiografisches zum Inhalt hat?«
Er atmete tief durch, hob eine Hand und kratzte sich am Kopf. »Da sagen Sie was, Mr. Sinclair…«
»Zu recht, nehme ich an.«
»Teils, teils. Jeder Mensch hat Träume, jeder Mensch hat Vorstellungen, auch Zwangsvorstellungen, die sich irgendwann einmal freie Bahn verschaffen.«
»Wie bei Ihnen?«
»Ja, in meinen Träumen. Da kam alles hoch, wenn Sie verstehen. Ich träumte gewisse Dinge, die ich dann niederschrieb. So ist dieses Buch entstanden. Sie hätten es lesen sollen.«
»Ja«, murmelte ich. »Das hätte ich tatsächlich tun sollen. Aber ich habe leider zu viele andere Dinge im Kopf. Ich möchte noch einmal auf diese Zwangsvorstellungen zurückkommen. Können Sie sich vorstellen, dass sie Gestalt annehmen?«
»Manchmal. Aber werden Sie doch etwas präziser, bitte.«
»Nun, ganz einfach. Dass aus den Gestalten der Träume eben echte Personen werden.«
»Sie meinen echte Geister?«
»Auch.«
»Das ist unmöglich.«
»Da gebe ich Ihnen Recht.«
Er lachte mich an. »Demnach ist Ihr Verdacht geplatzt wie eine gewaltige Seifenblase.«
»Das will ich nicht sagen. Wir waren uns bei dieser Möglichkeit einig. Aber es gibt noch eine weitere, über die ich sehr genau nachdenke, Mr. Dark.«
»Und die wäre?«
»Dass es jemand geschafft hat, die Welten, die hinter der Sichtbaren liegen, zu besuchen.«
Er schwieg, schaute mich an, trank, wischte Wein von seinen Lippen. »Das ist stark.«
»So etwas gibt es!«
»Haben Sie das erlebt?«
»Ja.«
»Sie kennen solche Leute?«
Ich nickte. »Ich rechne Sie dazu. Auch sie werden zu diesen Welten einen Zugang gehabt haben.
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