0726 - Krematorium der Angst
abgaben. Durch ein graues Blech bekam das Licht eben diesen grauen, zum Krematorium passenden Schein, den ich als schmutzig ansah.
Er gab nicht viel Helligkeit, meist waren es nur Lichtfetzen.
Natürlich war auch der Geruch vorhanden.
Nicht nur der berühmte Hauch von Moder, jetzt erwischte mich der Gestank voll.
Das widerliche Aroma der Ghouls…
Ich schluckte abermals. Traten sie in Mengen auf, würde ich meine Schwierigkeiten haben, das stand fest. Der Hüter bestaunte mich von der Seite. Er wollte, daß ich hineinging, drängte mich mit stichelnder Stimme. Ich aber schüttelte den Kopf.
»Nach dir.«
»Wie du willst.«
Er schlich vor und ließ mich dabei nicht aus dem Blick. Wahrscheinlich wartete er darauf, daß ich eine Waffe ziehen würde. Da hatte er sich getäuscht. Noch ließ ich sie stecken.
Der Boden des Krematoriums war mit dunklen Steinen oder großen Fliesen ausgelegt. Sie gaben den Klang der Tritte ziemlich laut wider. Wenn ich daran dachte, wer hier schon alles auf diesen verfluchten Ofen zugeschleift worden war, wurde mir ganz anders.
Ich trieb die Vorstellungen zurück. Jetzt mußte ich mehr an mich denken und natürlich an Jill Cooper, die durch mich und meine Bekanntschaft in diese verzweifelte Lage hineingeraten war. Da hatte es Vincent Craig besser gemacht, als er sich absetzte.
Ich dachte auch über den geheimnisvollen Destroyer nach. Wer konnte es sein?
Ich rätselte herum und schloß auch die Möglichkeiten nicht aus, daß man den Teufel so bezeichnete.
Schließlich hatte man ihm viele Namen gegeben, und ein derartiges Krematorium paßte eigentlich sehr gut zu ihm.
Der Hüter war stehengeblieben. In dieser kalten Halle wirkte er wie ein Zwerg. Die Decke konnte ich nicht sehen, weil sie einfach zu hoch über uns lag.
»Nun kommen Sie, Sir«, sagte er spöttisch und verbeugte sich. »Treten Sie ein.«
Seine Stimme hallte noch nach, und ich ging in das Echo hinein. Nicht locker, ein wenig gespannt, sehr unruhig, wobei sich meine Augen ständig bewegten, weil ich mich auf der Suche nach einer Gefahrenquelle befand.
Sie war nicht zu sehen. Alles klappte nach einem Plan. Aber ich spürte die fremde Umgebung. Es war eine Halle, in der sich kein Mensch wohl fühlen konnte, wenigstens kein normaler. Obwohl ich nicht viel sah, war es doch die Atmosphäre, die sich sehr bedrückt zeigte und wie ein schwerer Schatten über mir lag.
Ich, sah nicht viel. Da waren die gebogenen Lampen und natürlich der große Ofen.
Ein breites Viereck mit einer schweren, breiten und auch hohen Eisentür davor. Sie besaß breite Griffe, an denen Stangen befestigt waren. Sie dienten als zusätzliche Hilfe.
»Jetzt bist du da!« flüsterte der Hüter. Er wies auf die breite Ofentür. »Dort ist das Zentrum. Das ist der Ofen, in dem sie verbrannt wurden.«
»Ich kenne ihn. Aber wo sind die Ghouls?«
»Du riechst sie doch.«
»Das reicht mir nicht.«
»Sollen sie dich verschlingen?«
»Nicht unbedingt, denn ich bin unverdaulich.« Ich schaute mich um. »Es muß weitergehen«, sagte ich. »Die erste Demonstration habe ich nicht vergessen. Das Geisterfeuer, die Hand, die Frau. Jetzt will ich wissen, was es zu bedeuten hat?«
»Die Frau starb.«
»So sah sie mir aber nicht aus. Ich bin nicht blind und habe ihren Körper gesehen.«
»Ja, das ist alles.«
»Sonst nichts?«
»Du wirst es sehen.« Der Hüter kicherte. Er rieb seine Hände gegeneinander. »Ich werde jetzt die Eingangstür schließen. Was hier geschieht, geht doch nur uns etwas an.«
Er wollte sich in Bewegung setzen. Als er jedoch in die Mündung meiner Beretta schaute, blieb er stehen. »Was soll das bedeuten?«
»Die Tür bleibt offen.«
»Willst du auf mich schießen?«
»Ja!«
Er schaute auf die Beretta, dann gegen mich und lächelte. »Nein, sie muß geschlossen werden. Ich habe nicht gesagt, daß ich sie abschließen werde, ich drücke sie nur zu. Mehr will ich nicht.«
»Nein!«
»Deine Regeln gelten nicht mehr, Sinclair.«
»Die gelten immer.« Ich war jetzt in Hochform und nicht bereit, auch nur einen Fußbreit Boden preiszugeben. Diesen Hundesöhnen mußte ein Riegel vorgeschoben werden. Reichte ich ihnen den kleinen Finger, so nahmen sie gleich die ganze Hand.
Der Hüter zögerte. Er sah aus, als wollte er trotzdem gehen und hörte mein Flüstern.
»Du kannst es versuchen.«
Seine Zungenspitze fuhr aus dem Mund. Er befeuchtete die Lippen, hob die Schultern und blieb stehen. »Wenn du willst, bleibe ich hier. Du bist
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