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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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still.
    Sein Blick gefiel mir überhaupt nicht. Er hatte den Kopf dabei gedreht und schaute gegen den Schornstein. Dabei umspielte ein wissendes Lächeln seinen Mund.
    Ich sah ebenfalls hin. Nichts zu erkennen, kein Geisterfeuer mehr, keine Klaue, keine Jill Cooper.
    Alles sah wieder völlig normal aus, als hätte es dieses schaurige Stück nie zuvor gegeben.
    Der Hüter wußte genau, daß ich mit dieser Entdeckung meine Schwierigkeiten bekommen würde, und er schickte mir schon ein bösartig klingendes Lachen entgegen. »Du suchst die Kleine, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Sie ist da, wo sie hingehört.«
    Die Antwort gefiel mir nicht und vor allen Dingen nicht, wie er sie gegeben hatte. Ich war mit einem Schritt bei ihm, packte zu und schüttelte ihn durch.
    »He, he«, protestierte er, »was soll das?«
    Ich ließ den Hüter nicht los. »Verdammt noch mal, ich will wissen, wo sie steckt? Wo ist die Blonde. Ich kenne sie. Was habt ihr mit Jill Cooper getan?«
    »Weiß nicht…«
    Ich schüttelte ihn noch mal. »Was, zum Teufel?«
    Er legte den Kopf nach hinten. Sein Gesicht kam mir vor wie eine flache Maske. »Was willst du? Wir haben sie. Wir wollten sie dir zeigen. Du solltest sehen, daß wir besser sind. Wir haben uns deine Kleine geholt. Ich an deiner Stelle würde sehr vorsichtig sein.«
    »Ihr wußtet Bescheid?«
    »Immer.«
    »Wieso? Was war im Zug?«
    Der Hüter blies mir seinen Schnapsatem ins Gesicht. Den Modergeruch an ihm ignorierte ich. »Frage nicht nach den Gründen. Wir haben sie, und das ist wichtig. Du bist ebenfalls hier. Wir können gehen. Du hast den Schornstein gesehen. Wie wäre es, wenn wir beide uns den Höllenofen anschauen?«
    Damit mußte er dieses verfluchte Krematorium gemeint haben. Nun beschlich mich ein unheimliches Gefühl. Nicht, daß ich direkt Angst davor gehabt hätte, es zu betreten, aber dieser Druck war schon vorhanden. Er lastete in meinem Magen, als hätte jemand dort eine Faust hineingestemmt. Ich wußte plötzlich, daß mir der große Schock bevorstand. Sie hatten Jill, und ich glaubte fest daran, daß ich sie kaum noch retten konnte. Diese Teufel verstanden ihr Handwerk. Sie hatten eine Methode entwickelt, die andere Menschen ins Verderben zerrte.
    Ich nickte ihm zu. »Ja, wir gehen. Du gehst vor, ich bleibe hinter dir. Zeig mir den Höllenofen.«
    »Danke.« Er schüttelte sich, weil er losgelassen werden wollte, was ich auch tat.
    Lässig zupfte er seine Lederjacke zurecht. In den letzten Minuten hatte er viel an Sicherheit gewonnen. Er würde sich nicht mehr ins Bockshorn jagen lassen, im Gegenteil, er freute sich darauf und bewegte sich lässig auf das neue Ziel zu.
    Für mich war es noch ein dunkler, rechteckiger Kasten. Er schmiegte sich um das untere Ende des gewaltigen Schornsteins und sah so aus, als würde er ihm ein Fundament geben.
    Der typische Geruch von altem Ruß und Rauch lag in der Luft, aber auch der Modergestank war nicht verschwunden. Ich rechnete damit, im Innern des Verbrennungshauses auch auf die verdammten Ghouls zu treffen, die mir dann an den Kragen wollten.
    Mit meinen Waffen konnte ich sie mir vom Leib halten. Das Kreuz steckte ich in die Tasche. Da der Hüter vor mir herging und mir auch den Rücken zudrehte, konnte er es nicht sehen. Ich schaute mich auch um, weil ich an Verfolger dachte.
    Sie waren nicht zu sehen.
    Die Stille kam mir beklemmend vor. Nur unsere Tritte kratzten über den Boden. Der Wind umspielte die Gesichter. Er kam mir naßkalt vor. Es leuchtete kein Licht, das Krematorium selbst besaß auch keine Fenster, so daß ich nicht wußte, ob es in seinem Innern dunkel oder hell war.
    Eine Eisentür riegelte es ab. Der Hüter blieb davor stehen, lehnte sich dann gegen sie und drehte mir seinen Kopf zu. Das Blut hatte er nicht aus seinem Gesicht getupft, die Augen schimmerten kalt und fischig in den Höhlen.
    »Was ist?« fragte ich ihn.
    »Man freut sich auf dich.«
    »Umgekehrt auch. Öffne das Tor.«
    Sein Lachen hallte gegen das Metall.
    Dann riß er die Tür auf.
    Sie rollte auf Schienen, rumpelte dabei, und ich schaute bereits in die graue Düsternis des Krematoriums hinein.
    Es kam mir vor wie der Eingang zur Hölle…
    ***
    Selbst mein Speichel schmeckte nach Rauch. Ich war noch nicht vorgegangen, sondern starrte in eine graue Welt, in der einige Lampen brannten, die man als Industrieleuchten ansehen konnte. Sie ragten wie krumme Arme vom Untergrund hoch, besaßen aber keine Hände, sondern Birnen, die kaltes Licht

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