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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewesen. Dieser Junge hatte mich tatsächlich töten wollen.
    Ein Junge oder ein Ghoul?
    Beides, und damit einer der schrecklichsten und widerlichsten Dämonen, die überhaupt existierten.
    Mir rann ein Schauer über den Rücken. Meine Lippen preßten sich so hart zusammen, daß sie nur mehr einen Strich bildeten. Ich war sehr wachsam, als ich einen kleinen Bogen schlug und mich dem Denkmal von der anderen Seite her näherte.
    Plötzlich empfand ich den Wind als unangenehm. Wie mit kalten Fingern strich er über meinen Nacken und streifte ebenfalls durch mein Haar. Das Denkmal war leer. Ich sah keinen Jungen mehr, der durch die Lücke starrte, um sich ein Ziel zu suchen. Er hatte es verstanden, sich abzusetzen.
    Ich kehrte dem Standbild den Rücken zu und schaute weiter den schmalen Pfad entlang.
    Sein Ende konnte ich nicht sehen. Es verschwand irgendwo zwischen kahlen Bäumen.
    Langsam sank meine Hand nach unten. Der Junge hatte es nicht geschafft, würde er es ein zweites Mal versuchen?
    Zunächst nicht, doch meine Gedanken drehten sich nicht nur um mich, sie beschäftigten sich jetzt mit Vincent Craig, den ich auf der Bank hatte treffen wollen. Zwischen diesem Vorhaben und dem Angriff des Jungen mußte es einen Zusammenhang geben. Ich schloß daraus, daß sich auch Craig möglicherweise in Gefahr befand und sich nicht so wehren oder so schnell reagieren konnte wie ich.
    Ich beschleunigte meine Schritte, rannte denselben Weg zurück und wurde dann langsamer. Ich wollte dem älteren Ehepaar nicht unbedingt auffallen, das mir entgegenkam. Die beiden gingen spazieren, sie hatten sich gegenseitig untergehakt, und ich freute mich darüber, daß es so etwas noch gab.
    Die beiden grüßten mich freundlich, als ich an ihnen vorbeiging. Jetzt war die Sicht auf die Bank frei.
    Dort saß jemand.
    Ich konnte ihn nicht genau erkennen, wenigstens nicht sein Gesicht. Ich schaute mehr auf seinen Rücken und überlegte dabei, welche Haarfarbe Vincent Craig gehabt hatte.
    War er blond gewesen?
    Ich dachte scharf nach und nickte mir selbst zu, als ich die Antwort gefunden hatte.
    Ja, er war blond gewesen.
    Der Mann auf der Bank allerdings nicht, denn der hatte dunkles Haar. War es überhaupt Vincent Craig, der Mann, der vor einigen Wochen in Ausübung seiner Pflicht gestorben war, als er in Liverpool einer Bande hinterherjagte, die die Ärmsten der Armen noch ärmer machte, indem sie Rauschgift anbot?
    Wir hatten beruflich nicht viel miteinander zu tun gehabt, und dennoch hatten wir uns gekannt.
    Komisch war mir schon zumute, als ich mich der Parkbank näherte. Ich gab mir auch keine Mühe, leise zu sein, behielt die Umgebung allerdings im Blick, weil ich doch an den Jungen und seinen heimtückischen Killerangriff dachte.
    Ich war nur noch zwei Schritte von der Bank entfernt, als sich der dort Sitzende nach links drehte.
    Ein fremdes Gesicht, kein Vincent Craig also. Man hatte mich an der Nase herumgeführt!
    Der Mann schaute mich an. Seine Augen zogen sich zusammen, er nickte mir zu und fragte: »John Sinclair…?«
    »Ja…«
    Die Antwort war kaum zu verstehen gewesen, er hatte sie mir bestimmt von den Lippen abgelesen.
    Aber ich hatte einen Grund, so überrascht zu sein.
    Der Mann sah zwar anders aus als Vincent Craig, aber seine Stimme war die meines Kollegen…
    ***
    Er stand auf, streckte mir die Hand entgegen, aber ich blieb regungslos stehen. Auf seinem etwas breiten Gesicht mit der hohen Stirn und den fleischigen Wangen breitete sich ein verhaltenes Lächeln aus. Man konnte es auch als unsicher bezeichnen.
    Da ich seine Hand nicht berührte ließ er den Arm wieder nach unter sinken. »Entschuldigen Sie, John, daß ich mich verspätet habe, aber ich muß vorsichtig sein.«
    »Das meine ich auch.«
    »Wollen Sie sich nicht setzen?« Natürlich wollte ich mich setzen aber es war trotzdem mehr als verrückt, hier mit einem Menschen zu plaudern, der mir äußerlich fremd war, aber mit der Stimme eines Toten sprach. Da lief einiges nicht richtig zusammen.
    Er hatte meine Veränderung bemerkt und fragte: »Was macht Sie so bedrückt?«
    »Darüber sollten wir reden.«
    »Deshalb bin ich gekommen.« Er deutete auf die Bank. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Das tat ich, und Vincent Craig setzte sich an meine rechte Seite. Er trug einen gefütterten Trenchcoat, unter dessen Saum eine dunkle Hose hervorschaute.
    »Wer sind Sie?« fragte ich.
    »Craig, Vincent Craig.«
    »Nein«, erwiderte ich spontan. »Sie sind nicht Craig, denn der

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